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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Einrichtungen hier in Stadt Fünfzehn: dieses Labor und noch ein paar andere, einen Gleiterstellplatz und ein paar Zugangsrouten. Wir haben unser Archiv abgeschirmt, nur für den Fall, daß ein Netzwerk existiert. Ansonsten…«
    »Das ist doch lächerlich!« schrie Boarmus. »Der Kern wurde von Menschen erschaffen! Sterblichen Menschen! Im Grunde handelt es sich nur um eine verdammte Gefriertruhe mit ein paar elektronischen Anbauteilen! Und ihr wollt mir erzählen, wir wären ihm… ihnen… was auch immer auf Gedeih und Verderb ausgeliefert?«
    Seppel antwortete nicht. Das Schweigen sollte seine Mißbilligung ausdrücken.
    »Tut mir leid«, murmelte Boarmus. »Das kommt mir nur so lächerlich vor.«
    »Wir teilen Ihre Gefühle. Wir finden, daß die Situation jeder Moral entbehrt. Wobei wir Dinks jedoch der Ansicht sind, daß Mensch-Sein und Moral generell nur schwer vereinbar sind. Deshalb sind wir auch zu dem geworden, was wir sind.«
    Boarmus ließ sich das durch den Kopf gehen. »Seppel, wie ist es, ein… ein Dinka-Dschinn zu sein?«
    Die Hauptbox summte für eine Weile. »Wie ist es, das zu sein, was Sie sind, Boarmus? Wie ist es, wenn man um einen Magen zentriert ist, um dessen Ernährung man sich kümmern muß, anstatt die Ernährung einer Automatik zu überlassen, so daß man sich keine Gedanken mehr darüber machen muß? Wie ist es, wenn man nur eine Sache auf einmal sieht? Wie ist es, wenn man ständig von Schmerz, Unbehagen, Hormonen, Wärme oder Kälte abgelenkt wird? Wie ist es, wenn man Zeit verschwenden muß, um andere üble Dinge mit dem plumpen Körper anzustellen…«
    »Schon gut«, seufzte Boarmus.
    »Sie haben mich gefragt«, sagte Seppel794DZ.
    »Ich weiß.«
    »Wir halten die Menschen nicht für besonders nützlich, obwohl einige von euch ganz… anständig sind. Wir haben nur den Eindruck, daß unser Leben irgendwie gesünder ist.«
    Boarmus seufzte und streckte sich; er war zu müde, um sich weiter mit dieser Frage zu beschäftigen. Die Gedanken schweiften ab. »Welchen Rat könnt ihr mir geben? Was soll ich tun?«
    Die Box summte. »Die Standardantwort würde lauten: Kämpfen oder fliehen. Es gibt noch eine Langstrecken-Tür in Toleranz. Allerdings würden die Behörden es wohl kaum zulassen, daß die Leute sie benutzen.«
    »Kämpfen kommt auch nicht in Frage, oder?«
    Seppel794DZ zuckte. Boarmus schaute weg. Der Dink gab ein mahlendes Geräusch von sich; Boarmus wußte, daß das ein Indiz für Konzentration war, aber es störte ihn dennoch.
    »Ich habe ein paar Simulationen laufen lassen«, murmelte der Dink schließlich. »Ich habe keine erfolgversprechende Strategie gefunden. Es… sie, was auch immer, hat Ihnen zu verstehen gegeben, daß es sich für einen Gott hält, nicht wahr?«
    »Ja. Und zwar ziemlich deutlich.«
    »Nun, dann spielen Sie sein Spiel mit, Boarmus. Tricksen Sie es aus.«
    »Und was ist das für ein Spiel?«
    »Es behauptet, es sei ein Gott. Vielleicht gelingt es Ihnen, Zweifel bei ihm zu säen. Fordern Sie es zu etwas heraus, wozu nur ein Gott in der Lage ist.«
    »Zum Beispiel?« Boarmus räusperte sich und rieb sich die Stirn.
    Der Dinka-Dschinn zuckte die Achseln. »Offensichtlich etwas Gottähnliches. Wie die Erschaffung einer Welt oder die Lösung eines universalen Rätsels.«
    Boarmus grunzte und spürte, daß das übliche Brennen im Magen sich quälend verstärkte. »Ich werde darüber nachdenken. In der Zwischenzeit muß ich eine Botschaft an Zasper Ertigon schicken. Geheim, versteht sich.«
    »Wenn er Enarae noch nicht verlassen hat und nach Panubi aufgebrochen ist, ist es das mindeste, was wir tun können.«
     
    Während die Taube von der Strömung des Fohm flußabwärts getrieben wurde, schlossen die drei Beauftragten, die sich als Schausteller verkleidet hatten, sich den an der Reling stehenden Zwillingen an und hielten Ausschau nach Du-you. Danivon hatte eine trockene Kehle und Schmerzen in den Nebenhöhlen, die sich nicht legen wollten. Das war nicht nur ein Geruch! Das war ein barbarischer Gestank, die Verkörperung einer Drohung!
    Hinter der nächsten Biegung des Flusses tauchte die Stelle auf, wo der Ti’il in den Fohm mündete; es handelte sich um eine weite Lagune, die teils ausgebaggert, teils vom durch die Schneeschmelze angeschwollenen Ti’il vertieft worden war. In der Mitte des Zusammenflusses trieben mit Unkraut bewachsene Lehmbrocken, die von der Hauptströmung des Flusses mitgerissen worden waren. Bojen markierten die ausgebaggerten

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