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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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wütend. Er konnte kaum noch an sich halten. Als Beauftragter war er gewohnt, alles unter Kontrolle zu haben. Nun hatte er nichts mehr unter Kontrolle. Nicht hier. Er wußte nicht, wer hier das Sagen hatte. Jedenfalls nicht Jory, was ihn irgendwie verwunderte. Auch nicht Asner.
    »Geduld«, sagte Latibor, der die Zornesröte in Curvis’ Gesicht sah. »Es hat keinen Zweck, sich aufzuregen.«
    »Ich rege mich deshalb auf, weil wir die Unterstützung für Danivon hinauszögern. Wir Beauftragten handeln nach dem Motto: ›Die richtige Hilfe hilft, und genug Hilfe hilft, doch Hilfe zur rechten Zeit hilft am meisten.‹«
    Latibor schüttelte den Kopf und murmelte: »Curvis, ich will Danivon auch helfen. Obwohl er ein Fremder für uns ist, sehen Cafferty und ich in ihm immer noch das Kind, das wir liebten. Wir wollen ihn vor Schaden bewahren, aber wir können selbst nichts tun. Und wir wissen, daß die Arbai nichts unternehmen werden.«
    »Wir haben sie noch nicht gefragt. Ich habe sie zumindest noch nicht gefragt.«
    »O doch, du hast sie schon gefragt. Glaube mir, die Arbai kennen jeden deiner Gedanken.«
    »… hier ist sie«, sagte Jory.
    Die Frau hielt die Schriftrolle hoch und verneigte sich. Jory verneigte sich ebenfalls. Sie wechselten ein paar Worte in einer zischenden Sprache. Dann entrollte die Frau die Schriftrolle und verkündete den Inhalt in derselben Sprache.
    Cafferty dolmetschte leise: »Die Arbai wissen, daß ihr euren Freunden jenseits der Mauer helfen möchtet. Die Arbai haben Verständnis für diesen Wunsch. Die Arbai vertreten jedoch einen philosophischen Standpunkt, der verhindert, daß das Arbai-Gerät …«
    »Das Arbai-Gerät!« entfuhr es Curvis. »Jory sagte doch, es gäbe kein derartiges Gerät in Panubi!«
    »So hat sie das nicht gesagt«, korrigierte Asner ihn hastig. »Sie hat sich nur gefragt, ob ein solches Gerät mit eurer glorreichen Vielfalt vereinbar gewesen wäre. Es gibt ein derartiges Gerät, aber es wird nur auf dieser Seite der Großen Mauer eingesetzt.«
    »Aber…«
    »Psst«, sagte Cafferty. »Unterbrich sie nicht, Curvis. Sie sind geduldige Leute. Sie sind damit einverstanden, daß ihre Botschaft für dich übersetzt wird, aber eine Störung ihres Boten würden sie als unentschuldbar schlechtes Benehmen betrachten.«
    Die Frau beendete ihre Ansprache, rollte die Schriftrolle zusammen, verneigte sich und ging wieder den Hügel hinab.
    »Die Botschaft hatte folgenden Schluß«, sagte Cafferty. »›Die Leute von Woanders beschlossen, hierher zu kommen. Sie beschlossen, in der Tradition ihrer Vorfahren zu leben, wählten ihre Götter, ihre Riten, ihre Kultur des Lebens und des Todes. Wir respektieren ihre Wahl und werden uns nicht in ihre Angelegenheiten einmischen.‹«
    Verwirrt schüttelte Curvis den Kopf.
    Jory seufzte. »Diplomatischerweise hast du die Passage über Thrasis ausgelassen, Cafferty. Die Arbai sind ziemlich verärgert wegen Thrasis. Mein Argument lautet natürlich, daß die Frauen von Thrasis sich für gar nichts entschieden hatten, bevor ich ihnen eine Wahlmöglichkeit gab.«
    »Ich verstehe nicht, weshalb das eine Hilfeleistung für Danivon ausschließen soll«, knurrte Curvis. »Wir haben doch gar nicht vor, in den Provinzen etwas zu verändern.«
    »Es müßte eigentlich klar sein, Curvis. Sie werden sich nirgendwo in Woanders einmischen.«
    »Auch nicht, um Danivons Leben zu retten?« fragte Curvis.
    »Ich muß dich an deine eigenen Worte erinnern«, herrschte Jory ihn mit zitternder Stimme an. »Was hast du noch wegen Alouez zu Fringe gesagt? Du hättest Fringe den Mächten von Derbeck überlassen, weil sie sich dort eingemischt hatte! Wie habt du und Danivon euch zu dem Kind im Korb geäußert? So stehen die Dinge eben, nicht? Kein Grund zur Aufregung. Worum ging es bei dieser Auseinandersetzung in Molock? Wie habt ihr euch mehrfach über die Vielfalt und den Status quo geäußert? Vor ein paar Tagen hast du Fringe noch deshalb angegriffen, weil sie das sagte, was du nun sagst! Was ist denn mit deinem Beauftragten- Eid?Gilt der auf einmal nicht mehr?«
    »Aber Danivon ist einer von uns«, rief er zornig. »Er ist ein Beauftragter. Er gehört zu uns.«
    »Fast jeder«, sagte Jory und umklammerte Asners Arm, »gehört zu irgend jemandem.«
    Im Knoten nahe der Tiefe verlor der Große Gott Subble Cling den Kontakt mit ein paar der Augen und Ohren, die jenseits der Mauer ausgeschwärmt waren, doch dieser Verlust lenkte ihn nicht von seiner Beschäftigung ab.

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