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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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gesprochen hat? Jory sagte, es handele sich um ein Kommunikationsgerät.« Das war indes reine Rhetorik, denn sie wußte, daß Bertran recht hatte. In dem Moment, in dem er es aussprach, erkannten sie auch schon die Richtigkeit dieser Aussage. Natürlich. Sie waren von dem Arbai-Gerät gerettet und umgewandelt worden.
    Bertran berührte mit der Flossenhand ihr Knie. »Es ist ein Kommunikationsgerät. Folgendes ist geschehen.
    Wir haben kommuniziert. Unsere Phantasien und Träume mitgeteilt. An… an irgend etwas.«
    »O ja«, sagte Nela und taumelte über den Sand, um sich neben ihn zu setzen und sich am gewohnten Platz in seinem Arm niederzulassen. »Wie damals, als Mama uns Geschichten vorgelesen hat. Nur daß wir diesmal unsere eigenen Geschichten erzählt haben…«
    Stille auf der Sandbank. Plötzlich flog etwas auf sie zu, ein winziges fliegendes Ding, das Gefahr bedeutete. Mit der Pfote holte Bertran es herunter; stöhnend und schreiend lag es im Sand. Es wurde von Fasern umschlungen und in einen Kokon eingesponnen. Das Ding verwandelte sich in eine summende Erhebung im Sand. Dann hörte es auf zu existieren.
    »Die Ungeheuer dort draußen wollen uns umbringen«, sagte Bertran. »Die Götter. Diese Dinger. Sie hassen uns, weil wir ihnen entkommen sind.« Er wußte, daß das stimmte, wie alles andere auch.
    »Sie können uns hier nicht umbringen«, sagte Nela. »Vielleicht verletzen, aber nicht töten.«
    »Aber sie können uns überall sonst töten«, gab Bertran zu bedenken.
    »Unsere Freunde!« rief Nela. »Jeder, dem wir begegnet sind, ist tot.«
    »Die Besatzung des Curward-Schiffs«, sagte Bertran traurig. »Die Froschmenschen von Flachwasser. Die Sänger von Chor, und die Reiher-Leute von Salzmarsch. Die Houm und die Murrey in Derbeck.«
    »Alle«, sagte Nela weinend. »Alle.« Tränen flossen aus ihren menschlichen Augen und durchtränkten das Federkleid. Sie trauerte, und die Trauer wurde vom tastenden Netzwerk bemerkt, das sowohl sie als auch die Zwischenräume im Sand durchzog. Die Trauer war real, ein Teil des grauen Laubs und des grauen Baums und des grauen Winds. Ein Teil dieses kleinen, kriechenden Dings.
    Stille im Innern.
    »Ich werde Jory suchen«, sagte Nela. »Ich möchte mit Jory sprechen. Komm mit mir, um Jory zu suchen, Bertran.«
    Sie faltete die Schwingen und wankte am Fluß entlang, wobei sie auf wundersame Weise die richtige Richtung einschlug. Nach einem Moment watschelte Bertran hinter ihr her; diese Art der Fortbewegung empfand er als eigenartig, aber auch als effizient.
    Wenn sie Jory gefunden hatten, würde er entscheiden, ob das Leben lebenswert war.
     
    Zunächst hatten Zasper und Danivon den Eindruck, daß sie die Mauer erreichen würden, bevor die Dinger hinter ihnen sie eingeholt hatten. Zunächst glaubten sie auch, daß sie dorthin gelangen würden, ohne daß die Bevölkerung von Bohnenfelder sie bemerkte. Der Untergrund war fest, und das bewaldete Gelände bot ihnen gute Deckung, so daß sie zügig vorankamen. Obwohl sie Leute auf den landeinwärts gelegenen Feldern sahen und es manchmal unvermeidlich war, zum Beispiel für die Überquerung von Flüssen die Deckung zu verlassen, lief ihnen niemand über den Weg, und mit der Zeit gelangten sie zu der Überzeugung, daß sie die Mauer ohne Schwierigkeiten erreichen würden.
    Dann kamen sie in ein gerodetes Gebiet, einen Streifen kahlen Hochlands, wo sie freie Sicht hatten, aber auch selbst leicht zu sehen waren. Nun bemerkten sie hinter sich das unheilverkündende Glitzern von etwas, das sich schnell am Fluß entlangbewegte.
    »Es ist größer, als es sein sollte«, stellte Zasper fest. »Die Dinger bei der Kaverne waren sehr klein.«
    Danivon ging in Deckung. »Dann haben sie sich vielleicht zusammengerottet«, sagte er. Er ahnte nicht, wie recht er hatte. Ihr Verfolger war wirklich ein Zusammenschluß vieler Entitäten, die jederzeit imstande waren, sich zu teilen und auszuschwärmen.
    »Was glaubst du, woran es sich orientiert?« fragte Zasper keuchend. »Wärmedetektor?«
    »Möglich. Oder bloß Schall. Du keuchst wie ein brünstiger Gaver.«
    »Vorsicht, Junge«, murmelte Zasper. »Wir müssen auf jeden Fall die Flucht ergreifen.«
    Danivon sparte sich eine Antwort. Die Standardformel war anzuwenden. Keinen Laut. Kühlung. Dazu brauchte man Wasser. Der Fluß befand sich in beträchtlicher Entfernung zu ihrer Rechten, wobei sie zudem über offenes Gelände marschieren mußten. Also rannten sie bergab, in der Hoffnung,

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