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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
Vom Netzwerk:
fragte Danivon die Luft. »Zurück nach Bohnenfelder?«
    Nur daß dort wahrscheinlich niemand mehr Verwendung dafür hatte. Zweifellos verübten die Brannigans wieder den für sie typischen Völkermord.
    Er torkelte das Ufer hinauf, wobei er sich die letzten Meter an den Grasbüscheln hinaufzog und blieb dann liegen. Er war völlig ausgepumpt. Am Horizont erloschen die letzten Sterne.
    »Ich habe dich kommen sehen«, sagte eine Stimme. »Ich bin froh, daß du es geschafft hast.«
    Er schaute auf und erblickte den purpurnen Federbusch vor dem grauen Morgenhimmel, die glänzenden Stiefel neben dem Kopf.
    »Fringe«, keuchte er ungläubig. Er stand auf, faßte sie an der Schulter und drückte sie an sich. »Fringe.«
    »Danivon«, sagte sie.
    Er trat zurück und schaute sie an. Sein frohes Lächeln gefror. Es war Fringe. Ihre Augen, ihr Gesicht, ihre Stimme. Und dennoch war es nicht Fringe. Es war ganz und gar nicht Fringe. Keine nervöse Zuckung, als sie ihn etwas zurückschob, kein Seitenblick. Kein furchtsamer Blick, der sagte: Liebe mich, laß mich in Ruhe, liebe mich. Nur Sicherheit. Kompetenz. Haltung. Gewißheit.
    Sie lächelte traurig. »Gut, daß dir nichts zugestoßen ist. Ich hatte mir Sorgen um dich gemacht.« Sie klang gar nicht besorgt. »Wo ist Zasper?«
    Danivon streckte die Hand nach ihr aus, in Richtung des Ausschnitts. »Wo ist der Anhänger, den er dir gegeben hat? Du hast ihn doch immer getragen.«
    Sie faßte sich an den Hals. Der Anhänger war natürlich verschwunden. Der Gaver hatte ihn verschluckt, als er ihr den Kopf abgebissen hatte. »Weg«, sagte sie lächelnd und schüttelte den Kopf. »Zu schade. Wo ist Zasper.«
    Danivon starrte sie mit offenem Mund und zuckender Nase an. Seine Augen wurden feucht, als er hörte, wie die Taschenhörnchen im Chor wiederholten, was sie gesagt hatte.
    »Weg«, wisperten sie. »Zu schade.«
     
    Mikrogeräte pflügten durch den Boden von Bohnenfelder und stießen Millionen Augen und Ohren aus, Millionen winziger Tore, Millionen winziger Gravitoren und natürlich auch Killer, obwohl die Anweisungen des Netzwerks eindeutig waren: Nehmt gewisse Personen gefangen, aber tötet sie nicht! Nehmt Danivon Luze und Zasper Ertigon gefangen.
    Als das Netzwerk das Gefängnis auf dem Hügel erreichte, waren die beiden jedoch verschwunden. Dort lagen nur die Leichen der zwei Wachen, die von einer von Clings Maschinen getötet worden waren. Des weiteren fanden sie einen Brandfleck am Boden. Langstrecken-Mechanismen machten sich auf die Suche nach den beiden Menschen, allerdings ohne Erfolg.
    Die Geräte befragten die Leute von Bohnenfelder nach dem Verbleib der Gefangenen, doch die Bewohner dieser Provinz kannten nur den alten Jungen dieser Mutter oder den jungen Jungen jener Mutter oder den schwarzhaarigen Jungen einer anderen Mutter oder den flötespielenden Jungen wieder einer anderen Mutter. Niemand wußte, wer Zasper oder Danivon war. Niemand kannte ihre Namen. Diejenigen, die befragt wurden, wußten die Antwort nicht und mußten sterben.
    Das Netzwerk wucherte auch dann noch weiter, nachdem Bohnenfelder längst vernichtet worden war. Während Teile des Netzwerks in den Dörfern tödliche Ernte hielten, griff der Rest nach Westen aus. Nicht einmal eine Stunde, nachdem Danivon den Fohm überquert hatte, erreichte das Netzwerk die Große Mauer und grub sich hindurch. Das Durchdringen von Fels stellte kein Problem dar, verzögerte das Vordringen nur minimal. Das Netzwerk hatte sich bereits in anderen Teilen der Welt durch Fels gebohrt.
    Also arbeitete es sich geduldig vor und kam schließlich in Gestalt infinitesimaler metallischer Punkte an der anderen Seite an. Jeder dieser Punkte wurde von den Fasern aufgespürt, die ganz Nirgendwo durchsetzten. Die Fasern lagerten sich an das entstehende Netzwerk an und zersetzten es, Teil um Teil, Molekül um Molekül. Sobald ein Molekül durch die Wand diffundierte, wurde es gespalten und aufgefressen. Kein Sensor überdauerte lang genug, um diesen Effekt zu melden. Nachdem das Netzwerk die Große Mauer erreicht hatte, verschwand es einfach.
    Der Große Kriecher und Subble Cling waren so beschäftigt, daß sie zunächst nichts bemerkten. Sie kochten noch immer vor Wut wegen der Flucht der beiden Beauftragten, weil das Netzwerk sie nicht gefangen hatte und weil die Maschinen dem Befehl zuwidergehandelt und die fremdartigen Kreaturen flußaufwärts nicht getötet hatten. All das lenkte sie von den Dingen ab, die ihnen wirklich am

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