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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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holte tief Luft und riß sich zusammen. Er hätte es nicht für möglich gehalten, einmal ein solches Nervenbündel zu werden. Doch in letzter Zeit fühlte er sich wie in einem Schlachthaus. Leichenteile fielen aus Schränken und von Regalen. Man sah, wie Menschen in nächster Nähe verstümmelt wurden, bei der Arbeit, sogar beim Essen. Die Freundin eines Freundes war beim Liebesspiel zerrissen worden, im Bett, und er wurde mit ihren Überresten bespritzt, während dieses fürchterliche, schluckende Gelächter ertönte. Der Schrecken nahm kein Ende, und niemand wußte, wie man ihm Einhalt gebieten sollte.
    »Was soll ich überhaupt tun?« fragte Jacent mit trockenem Mund und versuchte das Zittern zu unterdrücken.
    »Du wirst Zasper Ertigon, oder wen auch immer du dort findest – Danivon vielleicht –, sagen, daß, wenn er etwas für uns tun kann, jetzt die Zeit dafür ist. Sag ihm, daß Enarae bald nicht mehr existieren wird. Sag ihm, daß es in den meisten Provinzen nur noch ein paar herumirrende Überlebende gibt, die nicht wissen, wie ihnen geschehen ist. Oder die Leute halten endlose Prozessionen ab und sterben an Hunger und Durst. Sag ihm, die übriggebliebenen Beauftragten haben das Handtuch geworfen und tarnen sich als Zivilisten. Sag ihm, daß bald alles zu Ende ist, wenn nicht endlich etwas geschieht.«
    »Was sollte er schon ausrichten?« Allein die Vorstellung, daß es vielleicht noch jemanden gab, der etwas tun konnte, versetzte Jacent in schieres Erstaunen.
    »Nichts«, sagte Boarmus. »Wahrscheinlich nichts. Aber ich habe sonst alles getan, was in meiner Macht stand, und das ist nun die letzte Chance. Es gab Drachen in Panubi. Ich weiß nicht, welcher Art. Aber das Archiv sagt, daß Drachen… wundersame Wesen seien. Vielleicht sogar heilig, was auch immer das bedeutet. Und wenn es auf dieser Welt noch etwas Wundersames oder Heiliges gibt, dann brauchen wir seine Hilfe. Also geh, Junge. Geh!«
    Jacent kletterte in den Gleiter. Er kannte sich mit ihm zwar nicht aus, aber so sehr unterschied er sich nun auch wieder nicht von dem Fluggerät, mit dem er vertraut war. Er wußte nicht, wo Panubi lag, doch das Navigationsgerät würde schon hinfinden. Ebensowenig wußte er, wo Zasper steckte, doch im Modell Vierunddreißig waren die Koordinaten des Beauftragten- Postensnahe Flachwasser gespeichert, und die Überlebenden dieses Postens erinnerten sich, daß Zasper nach Westen gegangen war, in Richtung Thrasis und der Großen Mauer.

 
14
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    Während Jacent den Windungen des Flusses Floh folgte, sah er Kolonnen von Flüchtlingen, die erst westwärts am Ufer entlang und dann über die wellige Prärie marschierten. An der Großen Mauer waren Lager aufgeschlagen worden, deren Bewohner eilig Leitern und Türme bauten. Obwohl hier und da Leichen am Wegesrand lagen, erkannte Jacent keine Anzeichen von Gewalt unter den Menschen. Die Flüchtlinge, die sich vor der einen Gefahr in Sicherheit gebracht hatten, waren nun einer anderen ausgesetzt.
    Hinter der Großen Mauer hatte das Sterben aufgehört. Er sah nur marschierende Abteilungen, Flüchtlinge aus Tiefe und Flachwasser, welche die Barriere umschwommen hatten und Leute aus anderen Provinzen, die mit Booten oder Flößen gekommen waren. Der Floh wimmelte vor kleinen Booten, die langsam flußaufwärts fuhren.
    Als die Schlucht vor ihm auftauchte, faßte er den weisen Entschluß, sie zu überfliegen, anstatt hindurchzufliegen. Dabei machte er zwei Beauftragte aus, die auf dem Höhenzug entlangtrotteten. Inzwischen sehnte Jacent sich ebensosehr nach Gesellschaft, wie er jemanden brauchte, der ihm den rechten Weg wies. Dilettantisch landete er den Gleiter und nahm Fringe und Danivon an Bord. Danivon, der die holprige Landung beobachtet hatte, übernahm die Funktion des Piloten und ließ sich von Jacent Boarmus’ Botschaft überbringen. Trotz seiner Angst und Erschöpfung war Jacent in der Lage, Danivon zu melden, daß Toleranz von der Vernichtung bedroht war und daß Boarmus auf ein Wunder hoffte. Er bat sie, ihn zu Zasper zu bringen, auf daß dieser besagtes Wunder bewerkstelligen möge.
    »Ich weiß nicht, auf welches Wunder Boarmus hofft«, sagte Danivon nüchtern. »Ich weiß aber, daß Zasper kein Wunder bewerkstelligen wird, denn Zasper ist tot. Ich weiß auch nicht, was für Drachen es hier gibt, falls es überhaupt welche gibt. Ich

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