Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
Vom Netzwerk:
ich dann weniger wagen?« Mit dieser Parole zogen die Beauftragten in die Schlacht. Ein Treueid. Die Akzeptanz eines würdigen Endes.
    »Komm. Ich trage dich.«
    »Mit dir erreiche ich mein Ziel nicht«, sagte sie. »Ich werde zu Fuß gehen.«
    »Richtig. Das Gerät hat keinen Einfluß auf mich. Dann gehen wir zusammen.«
    Sie ging durch den Tunnel, wobei sie die Schritte zählte und das Gefühl verdrängte, nicht mehr sie selbst zu sein. Sie hatte ein merkwürdiges Gefühl in den Beinen. In den Armen. Ein Teil von ihr war nicht mehr verfügbar. Ein Teil ihrer Substanz war für die Herstellung der Waffe verwendet worden, die sie noch immer in der Hand hielt.
    Vergiß es. Zähl die Schritte. Bewältige die Entfernung mit raumgreifenden Schritten.
    Als sie irgendwo in den Tausendern war, stellte sie das Zählen ein. Sie wußte nicht mehr, welche Zahl als nächstes kam.
    »Werden wir sie noch rechtzeitig einholen?« fragte sie.
    »Rechtzeitig wofür?«
    »Um das zu tun, was Jory getan hätte.«
    »Wer weiß«, murmelte er.
    Das, was von ihr noch übrig war, lehnte sich für einen Moment an ihn. Dann drehte sie sich um und ging weiter.
     
    Weit entfernt, in Stadt Fünfzehn, verfolgte Seppel794DZ das Ende der Menschheit in Panubi. Die Tentakel sträubten sich ihm, während er ängstlich und niedergeschlagen das Gemetzel beobachtete; er hatte genauso viel Angst um sich selbst wie um die anderen in der Ferne.
    Gehirn-Dinks waren sehr langlebig. Sie waren immun gegen Krankheiten, und wenn sie zu Hause blieben, wurden sie nur selten getötet. Seppel hatte sich immer eingeredet, daß das Dasein als Dink ihn gegen Angst immunisierte. Nun wurde er eines Besseren belehrt. Er hatte früher schon Männer und Frauen sterben sehen, und damals hatte es ihn kaltgelassen.
    Der Tod der Männer und Frauen in Panubi ließ ihn jedoch nicht kalt, denn er wußte, daß die Vorgänge in Panubi der Anfang vom Ende waren.
    Inmitten dieser erschreckenden Erkenntnis empfing er ein Signal.
    »Boarmus hier«, ertönte eine zittrige Stimme aus dem Nichts. »Hörst du mich?«
    »Seppel794DZ hier«, antwortete der Dink, ohne daß er wußte, woher die Nachricht kam. Die Kommunikationsstränge zu Toleranz waren schon seit geraumer Zeit unterbrochen.
    »…provisorisch…«, rief Boarmus. Die Verbindung war ziemlich schlecht. »Schustern… zusammen. Weißt… du… welches Schiff?«
    Welches Schiff? Wovon sprach Boarmus überhaupt? Welches Schiff meinte er?
    »Etwas nähert sich«, meldete das Archiv, wobei es wie ein Insekt summte. »Fliegt Woanders an. Identifikation nicht möglich. Sehr hohe Geschwindigkeit.«
    »Ich weiß«, sagte Boarmus, der plötzlich glasklar zu verstehen war. »Glaube aber nicht mehr an eine Wende. Weiß nicht, wie lange wir noch haben. Während der letzten paar Tage haben die Götter uns in Ruhe gelassen. Weiß nicht, wo sie sind, weil die Monitore weg sind. Führen wohl irgendwo eine Vernichtungsaktion durch.«
    »Richtig«, bestätigte Seppel. »In Panubi.«
    »Verdammt«, sagte Boarmus seufzend. »Teufel. Ich hatte gehofft… Egal, die wenigen von uns, die noch übrig sind, versuchen, so viele Leute wie möglich durch das Tor zu evakuieren; nur daß niemand weiß, wie man die Zieldaten eingibt, und wir finden die Bedienungsanleitung nicht. Anscheinend haben die Brannigans sie ihm Archiv gelöscht. Also schicken wir die Leute einfach hindurch und hoffen, daß sie irgendwo wieder rauskommen…«
    »Ich habe die Einstellungen«, sagte Seppel knapp. »Bereit für Empfang«, und dann leierte er einen Schwall Daten und Instruktionen herunter, unterlegt von einem heftigen Rauschen. Die Gegenstelle durfte die Störsignale dann herausfiltern.
    Boarmus war noch immer in der Leitung – »…enfalls haben wir dieses Schiff geortet. Kommt es hierher?«
    »Keine Ahnung«, sagte Seppel. »Nicht die geringste Ahnung.«
     
    Fringe war so müde, daß sie sich kaum noch auf den Beinen hielt, als sie eine Veränderung registrierte. Vielleicht waren es die Lichtverhältnisse. Oder der Geruch der Luft. Auf jeden Fall war es diesig, und es roch nach Moder, wie in einem alten Keller. Sie torkelte, lehnte sich an ihren Begleiter, atmete tief durch und schaute nach vorn. Nicht weit entfernt endete der Korridor abrupt oberhalb einer weitläufigen, sphärischen Kaverne und wurde von einem Geländer begrenzt. Sie gingen langsam dorthin, stützten sich auf das Geländer und schnappten bei dem Geruch nach Luft. Der Dunst verzog sich und gab den Blick

Weitere Kostenlose Bücher