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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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übermütig wurden, sagte sie: »Nehmt euch jetzt nur nicht zu wichtig. Sicher, ihr seid eine Attraktion. Alles Neue ist attraktiv. Aber ihr seid nicht die Hauptattraktion. Ihr gehört nur zu den Nebenattraktionen und tretet nicht unter der großen Zirkuskuppel auf. Wer hoch steigt, kann auch tief fallen. Vergeßt nicht, für wie großartig ihr euch auch haltet, es gibt immer einen, der noch besser und großartiger ist!«
    Matt Mulhollan, der trotz der jüngsten Pechsträhne kein Narr war, steckte den größten Teil der Einnahmen gleich wieder ins Geschäft. Er kaufte neue Kostüme. Er reparierte die Ausrüstung. Er nahm ein paar Vorführungen ins Programm auf, die er sich bisher nicht hatte leisten können. Sozusagen en passant gewährte er Bertran und Nela eine Gehaltserhöhung, und Tante Sizzy tat das, was sie bisher auch getan hatte: Sie investierte es auf den Namen der Kinder bei einer konservativen Maklerfirma in Aktien mit sicheren Renditen.
    Das Glück hielt an. Der Zirkus erlangte überregionale Bekanntheit. Als die Zwillinge das dritte Jahr dabei waren, erschien in einer landesweit ausgestrahlten Fernsehsendung ein Bericht, in dem der Zirkus als einer von drei erstklassigen Kleinzirkussen portraitiert wurde. Die Zwillinge weigerten sich, ein Fernsehinterview zu geben. Sie waren noch nicht volljährig, und sie wollten nicht riskieren, daß jemand aus ihrer Heimatstadt sie aufspürte, auch wenn sie das für unwahrscheinlich hielten. Wenig später trommelte Matt Mulhollan die Truppe zusammen und machte eine aufregende Ankündigung. Mulhollans Zauber-Zirkus würde im nächsten Jahr eine Tournee durch Europa machen, wobei es sich quasi um ein Austauschprogramm handelte mit einem tschechischen Zirkus, der in den USA und Kanada gastieren würde. Außerdem bestand die Möglichkeit, daß sie anschließend nach China gingen. Falls der Zirkus die Erlaubnis erhielt, sagte Matt in seiner liebenswürdigen Art, so sei das neben den Standarddarbietungen gewiß auch dem attraktiven Achten Weltwunder, Bertran und Nela Zy-Czorsky, zu verdanken.
     
    In Enarae wußte Zasper bald Bescheid über Fringe Dorwalk. Aus einer Bemerkung hier und einer Anspielung dort, aus dieser Geschichte und jener Erinnerung setzte Zasper ein Bild von ihr zusammen. Vielleicht, so sagte er sich, war es typisch für einen Beauftragten wie ihn, immer nach Gründen für etwas zu suchen. Ein Beauftragter, dem es oblag, eine Lage zu klären, mußte schließlich befähigt sein, die Ursachen für die Lage zu ermitteln. Obwohl er, wie er sich eingestand, vielleicht nur ein neugieriger alter Mann war, der sich in Ermangelung einer eigenen Familie in die Angelegenheiten anderer Leute einmischte. Oder vielleicht wollte er sich auch nur um Fringe kümmern.
    Ob es sich nun um Sympathie oder bloße Neugier handelte, er machte sich über sie und ihre Familie, insbesondere ihren Vater, kundig. Char Dorwalk war ein Abkömmling der Klasse der Professionellen. Professionelle gehörten zwar nicht der höchsten Schicht, dem Management an, doch sie standen weit über den Asozialen, wie Fringe ihre Großmutter Gregoria Dorwalk zitierte. Die Klasse der Professionellen hatte ein gutes Leben, genoß viele Vergünstigungen und hatte kaum Risiken; also war Char quasi mit einem goldenen Löffel im Mund geboren worden. Um ein gutes Leben zu haben, zitierte Fringe ihre Großmutter weiter, hätte er nur vernünftig sein müssen: Er hätte einen Beruf ergreifen, sich eine passende Frau suchen und sich etablieren müssen.
    »So, wie du das sagst, hat er das wohl nicht getan«, sagte Zasper.
    Nein, sagte sie ihm in Großmutters Worten, Char war nicht vernünftig gewesen. Char hatte keinen Beruf ergriffen und keine ebenbürtige Frau erwählt. Statt dessen hatte er sich eine hübsche, kleine Lohnempfängerin ausgesucht, die auf dem Schuldsklaven-Markt die Bücher führte. Ihr Name war Souile Troms, und als ob die Lohnempfänger-Klasse nicht schon schlimm genug gewesen wäre, gehörte sie nun auch der Professionellen- Kaste an.
    »Die Professionellen sind eigentlich keine Asozialen«, zitierte Fringe Oma Gregoria aufs neue. »Aber wenn man so tief sinkt, ist man nicht mehr weit davon entfernt.«
    »Erzählt deine Oma dir denn alles, was ihr gerade durch den Kopf geht?« fragte Zasper konsterniert. »Auch Dinge über deine Mutter?«
    »Großmutter sagt, meine Mama sei eine patente Frau«, erklärte Fringe überrascht. »Nur daß sie eben nicht zu meinem Paps paßt.«
    Zasper schüttelte

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