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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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durch das Tor stürzen würden, hatte man als vertretbares Risiko in Kauf genommen: Schließlich hatten die Zwillinge die Ehre gehabt, ihre Welt zu retten. Eine verkürzte Zeitspanne auf jener Welt war ein geringer Preis, der für diese Ehre zu entrichten war. Mit Blick auf den Totalverlust an Leben rangierte das irdische Geschenk am unteren Ende der Skala der Geschenke der Selleries. Andere Geschenke hatten enorme Verluste zur Folge gehabt, die jedoch grundsätzlich zu vertreten waren.
    Sellerie und seine Alters- und Kollektivgenossen waren stolz auf ihre Prognose. Selbst wenn sie sich eingestanden, daß Vorhersagen immer mit gewissen Unsicherheiten behaftet waren. Allerdings hinderte sie das nur selten daran, die unmittelbare Zukunft zu beeinflussen, auch wenn die Großen Kollektive unter ihnen, die diese Manipulationen untersuchten, sich manchmal zu einem Kommentar genötigt sahen.
    Also erschien nach dem Verschwinden der Zwillinge ein Großes Kollektiv vor der versammelten Besatzung des Schiffs und verkündete tadelnd, daß das Erd- Geschenk das Gefüge der Zeit erschüttert habe! »Seht her«, sagten es/sie zu den jüngeren, kleineren und einfacher strukturierten Kollektiven, »seht her! Wenn ihr das Geschenk auf eine andere Art und Weise überreicht hättet, wäre das nicht passiert. Seht diesen Ort namens Gras. Seht diesen Ort namens Hobbs Land. Seht diesen Ort namens Woanders. Seht diese Menschen, Danivon Luze und Zasper Ertigon. Seht dieses Menschenkind namens Fringe. Seht diese alte Frau, die sich nun Jory nennt und diesen alten Mann, der sich Asner nennt! Seht die Vorzeichen! Seht, wie unsere Reise geändert, unsere Zukunft unterbrochen wird, weil wir von unseren eigentlichen Zielen ablassen müssen, und wofür? Es ist sinnlos, denn wir sind nicht in der Lage, etwas zu tun!
    Seht, wie das große Zugeständnis, das wir uns kürzlich verdient haben, durch die Art und Weise, wie ihr dieses Geschenk überreicht habt, gefährdet ist!«

 
     
      Zweiter  Teil

 
4
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    Toleranz auf Woanders: die Große Rotunde, auf deren oberen Balkon in Gedanken versunken Boarmus, der Kommandeur, sitzt. Seine Begleiterin, Syrilla, weiß nichts von seinen Gedanken. Boarmus ist der Ansicht, daß Denken vielleicht generell ein Fremdwort für Syrilla ist. Obwohl sie ein langjähriges Mitglied des Inneren Kreises ist, scheint sie nicht in der Lage zu sein, den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung zu erkennen. Ihre Stärke ist Hysterie, und niemand versteht es wie sie, selbst die belanglosesten Bemerkungen mit wichtigem Gestus vorzutragen.
    Wie jetzt, wo sie mit bebenden Flügeln der Hakennase dramatisch ausruft: »Ich verstehe nicht, weshalb Danivon Luze so etwas getan hat.«
    »Sie wissen es«, sagt Boarmus ohne eine Regung. Seine Körperfülle ruht im samtbezogenen Sessel wie ein Denkmal auf einem Podest, leicht schief, aber unverrückbar. »Falls Sie von Danivon Luze sprechen, dem Rats-Beauftragten.«
    Syrilla gestikuliert mit einer scheinbar knochenlosen Hand und zieht in gespieltem Erstaunen die Brauen bis zum Haaransatz hoch. »Natürlich meine ich Danivon Luze, den Rats-Beauftragten.« Danivon Luze, einst ein Findelkind, das Nesthäkchen von Toleranz; dann Zasper Ertigons jugendlicher Protege; nun ein stattlicher, wenn auch umstrittener Offizier. Wen sonst sollte sie wohl meinen?
    Boarmus schnaubt, ein gedämpftes Geräusch, wie Lehm, der Blasen wirft. Wie lang kommt er nun schon nachmittags hierher, um am selben Tisch Platz zu nehmen, im selben Sessel? Wie lang genehmigt er sich schon einen Drink oder zwei, während er auf die uniformierten Wachen hinabschaut, die zwei Tore, den zeremoniellen Wachwechsel? Wie lang es auch schon her ist, es hat sich nichts geändert. Nun, fast nichts. Ein paar kleinere Rebellionen, die gnadenlos niedergeschlagen wurden. Ein paar neue Ideen, die unterdrückt wurden. Ein paar Innovationen, die sich indes immer als Neuauflagen von Dingen erwiesen hatten, die seit Jahrhunderten in Vergessenheit geraten waren. Doch nun war wirklich etwas im Busch. Etwas ging vor, und obwohl er in der Vergangenheit geglaubt hatte, er würde sich etwas Action wünschen, fragt er sich nun, ob dieser Wunsch wirklich so weise war.
    »Meine liebe Syrilla, Danivon hat das getan, weil er trainiert wurde, das zu tun. Beauftragte sind verpflichtet, böse Vorkommnisse zu melden.« Er näßt

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