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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Provinzen, sondern von einer anderen Entität im Zentrum des Kontinents. Es handelte sich um eine von mehreren solcher Nachrichten, die damals unwichtig und unverständlich erschien, um nicht zu sagen: rätselhaft. Nun aber, in Verbindung mit dieser Drachengeschichte…« Er nimmt wieder einen Schluck und beobachtet Danivons Gesichtsausdruck. Hatte Danivon vielleicht schon Witterung aufgenommen?
    »Dürfte man vielleicht erfahren, was die Botschaft besagte, Sir?«
    »Ähem«, sagt Boarmus, »ich habe sie als Petition interpretiert. An die Bevölkerung von Woanders. Daß sie… äh… Woanders vielleicht verlassen soll.«
    »Ach«, sagt Danivon, kein bißchen schlauer als zuvor.
    »Ach?« sagt Syrilla mit plötzlichem Interesse. »Davon hast du mir aber nie etwas erzählt, Boarmie.«
    »Es gab auch nichts zu erzählen. Jemand oder etwas, das in Zentral-Panubi beheimatet ist, hat eine Botschaft geschickt. Es hätte auch ein Scherz sein können. Oder das Werk eines Verrückten.« Boarmus zuckt betont beiläufig die Achseln und wendet sich wieder Danivon zu. »Die Nachricht endete mit diesen Worten: ›V.i.S.d.P. Nirgendwo, Zentral-Panubi.‹ Ich hatte mich damals mit Ihrem Freund Zasper darüber unterhalten. Das ist nun schon zwölf oder dreizehn Jahre her.«
    »Aha«, sagt Danivon. Er versteht gar nichts mehr.
    »Zasper hatte damals den Eindruck, daß der Absender keine Antwort erwartete. Nun jedoch…« Er verstummt nachdenklich. Daß nun schon die fünfte Petition vorliegt, behält er lieber für sich. Syrilla muß das nicht wissen. Danivon auch nicht. Vor allem nicht die peinlichen Einzelheiten. Er geht dieser Tage nicht oft mit einer Frau ins Bett, und wenn doch, erwartet er, daß sie beim Anblick der Worte, die plötzlich in großen Lettern auf seinen Hintern und den Bauch projiziert werden, nicht hysterisch werden! ›Überdenke ihre Position‹, wie wahr! Zum Glück war sie so vernünftig gewesen, das für sich zu behalten.
    Boarmus verdrängt diese erniedrigende Erinnerung und fährt fort: »Ihr Talent ist einzigartig, Luze. Sie sind gut gerüstet für den Auftrag. Ich schlage vor, daß Sie sich mit Zasper Ertigon in Verbindung setzen. Vielleicht ist er in den letzten Jahren zu weiteren Erkenntnissen gelangt.«
    Das hatte Danivon nicht unbedingt erwartet. Es hatte wohl etwas in der Luft gelegen, aber nicht das. Selbst hier, wo Boarmus keine zwei Schritte entfernt ist, sagt sein Riecher ihm etwas anderes. Der alte, kaltschnäuzige Boarmus, Boarmus mit dem Reptilienblick, der habgierige Boarmus, belügt ihn. Nein, das ist auch nicht ganz richtig. Im Grunde belügt er ihn nicht. Er sagt ihm nur nicht die ganze Wahrheit. Er verheimlicht ihm etwas… etwas überaus Wichtiges.
    »Sir.« Danivon nickt konzentriert. Seine Nasenflügel beben, und plötzlich weiß er, was in Boarmus’ Kopf vorgeht. »Sie fragen sich, ob es sich bei diesen sogenannten Drachen vielleicht um versklavte Menschen handelt?«
    Obwohl er über Danivons Fähigkeiten Bescheid weiß, gelingt es Boarmus nur mit Mühe, seine Überraschung zu verbergen. Im Licht der merkwürdigen Einladung hatte er die Möglichkeit versklavter Menschen durchaus in Betracht gezogen, doch diesen Gedanken hatte er in Syrillas Anwesenheit nicht artikulieren wollen. Nun war es zu spät. Gähnend zuckt er die Achseln. »Ich habe den Eindruck, daß alles möglich ist, mein Junge.«
    »Wie sollte ein Versklavter von Hobbs Land überhaupt hierher gelangen?« begehrt Syrilla zu wissen. »Die Götter von Hobbs Land sind nicht imstande, unsere Verteidigung zu überwinden. Die Tür wird bewacht, und die Streitkräfte würden eine Invasion aus dem All melden!«
    »Du hast völlig recht, Syrilla«, murmelt Boarmus.
    Nun schaltet sie von melodramatisch auf ängstlich und legt sich eine zierliche Hand auf die Brust. »Stell dir das vor! Versklavte Menschen!«
    »Nun, all das wird gleichzeitig untersucht werden«, sagt Boarmus sachlich. »Drachen, Versklavung, Einladungen und ›Nirgendwo‹, wo auch immer das ist, sowie alle Routineangelegenheiten, mit denen ein Beauftragter unterwegs vielleicht konfrontiert wird.«
    »Sir«, sagt Danivon, der das alles erst einmal verdauen muß. »Soll ich allein gehen?«
    Boarmus kümmert es nicht, ob er allein geht oder in Begleitung einer Hundertschaft, solange er nur geht; doch wenn er das gesagt hätte, wäre die Sache trivialisiert worden. Boarmus will diese Mission als dringlich deklarieren. Jedoch nicht als Notfall, wobei der Aufsichtsrat

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