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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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außer einer ovalen Linse an einer Seite. An der Oberseite befand sich ein Ring; also zog Bertran eine Kette hindurch und hängte es sich um den Hals. Das andere Objekt hatte eine ›Wespentaille‹, war drei Zoll lang und fingerdick. Dieses Gerät sollte an dem Tor befestigt werden, wenn es materialisierte. Sie bewahrten es im Wohnwagen in einer Küchenschublade auf. Wenn sie die Schublade öffneten, glühte es manchmal. Manchmal hatte es auch ein Geräusch von sich gegeben, ein leises Klicken, wie die Todes-Käfer in einem anderen Raum.
    Das Tor sollte sich am späten Abend inmitten eines Orangenhains manifestieren, der nur ein paar Kilometer vom Winterquartier des Zirkus entfernt war. Die Zwillinge setzten sich unter dem Vorwand ab, auswärts essen zu gehen. Nela hatte den Führerschein gemacht und fuhr recht gut, obwohl Bertran ihr immer vorschrieb, wie sie zu fahren hatte. Sie sagte ihm, er solle sich ein Fahrzeug mit Rechtslenkung kaufen und selbst fahren oder den Mund halten. Er tat weder das eine noch das andere. Es fiel ihm schwer, beide Arme auszustrecken. Den linken Arm hatte er fast immer um Nelas Schulter gelegt.
    Im letzten Monat hatten sie den Hain ein paarmal ausgekundschaftet und fanden sich nun zurecht. Sellerie hatte ihnen den Ort bis auf einen Meter genau beschrieben. Zwischen der elften und zwölften Baumreihe von einem bestimmten Zaun aus betrachtet, zwischen dem fünfzehnten und achtzehnten Baum der Reihe. Wenn das Ding auftauchte, würden sie das Gerät an der Kante der Unterseite befestigen, indem die konkave Seite zwischen zwei Ausbuchtungen geschoben wurde.
    Um Viertel vor elf waren sie vor Ort. Sie hatten Klappstühle mitgenommen, und Bertran hatte das Gerät in die Hemdentasche gesteckt. Sie hatten Freizeitkleidung an: Turnschuhe – wobei Bertran höhenverstellbare Sonderanfertigungen trug, um eine größere Schulterhöhe zu erreichen als Nela – und dunkle Sweatshirts, welche die Verbindung zwischen ihnen kaschierten.
    Um Punkt elf tauchte ein flirrendes Oval zwischen den Bäumen auf. Unentschieden schimmerte es für eine Weile, bis es sich schließlich zu einer schiefen Ebene aus Feuer verdichtete, einer leicht verzogenen Fläche aus Licht. Die Zwillinge erhoben sich von den Stühlen und gingen um das Ding herum. Es sah auf beiden Seiten gleich aus. Aus der Nähe sahen sie die Schleife aus dunklem Metall, die das Feuer einrahmte; das Ganze stand auf einer soliden Grundfläche aus demselben Material. Die Ausbuchtungen, auf die man sie hingewiesen hatte, befanden sich auf beiden Seiten. Sie zuckten die Achseln. Vermutlich würde eine Seite ausreichen. Sie knieten an der Grundfläche nieder. Bertran gab Nela das Gerät; Nela beugte sich vor und positionierte es so, wie man es ihnen gesagt hatte. Es rastete mit einem Klicken ein. Sie schloß die Augen und murmelte ein Gebet aus ihrer Kindheit. Wenn das der Grund ihrer Existenz war, dann wollte sie dem Moment eine Art göttlicher Weihe verleihen.
    Bertran indes stand schon wieder auf, und sie mußte ihm wohl oder übel folgen. Nela war noch immer leicht vornüber gebeugt und machte einen Schritt nach vorn, um das Gleichgewicht zu bewahren…
    Sie spürte, wie etwas unter ihren Füßen sich bewegte. Als sie nach unten schaute, erkannte sie einen dunklen eiförmigen Körper. Bertran, der auch nach unten blickte, sah das Gebilde ebenfalls. Es war vielleicht Bertrans Arm gewesen, der Nela geschubst hatte, denn er hatte die rechte Hand ausgestreckt, um sich abzustützen, und sie hatte die Fläche einfach durchstoßen. Er kippte vornüber und riß Nela mit sich. Nach einem Moment verschwand die Feuerwand samt Rahmen und Grundfläche, genau wie der Sellerie es gesagt hatte. Allerdings hatte der Sellerie nicht gesagt, daß die Zy-Czorsky-Zwillinge ebenfalls verschwinden würden, obwohl er das Eintreten dieses Ereignisses durchaus vorhergesehen hatte.
    Das Auto wurde am Rand des Hains gefunden. Zwei parallele Fußspuren führten in die Mitte des Wäldchens und verschwanden dann. Zwei Klappstühle standen nebeneinander. Das einzige Lebewesen, das man im Wäldchen fand, war eine kleine Schildkröte, die mühselig unter den Bäumen entlangkroch. Der Vorfall geriet, wie die Zwillinge selbst, bald in Vergessenheit.
    Die Welt war wirklich gerettet worden, obwohl kein Erdbewohner das zu diesem Zeitpunkt wußte. An einem anderen Ort, weit entfernt, gönnten die Selleries sich eine sittsame und gediegene Feier. Die Wahrscheinlichkeit, daß die Zwillinge

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