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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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schleimigen und ekligen Kreatur, die hinter der nächsten Ecke lauerte, Worte auffing und sie entstellt zurückwarf, so daß die Forscher nicht am Echo zweifelten, sondern am ursprünglichen Wort.
    »Ich habe Jäger gesagt«, flüsterte sie mit trockener Kehle.
    Ihr Bruder Jum, der blaß geworden war, nahm sich ein Herz und rief in die Dunkelheit hinaus.
    Und wieder kam das Echo und verfälschte die Bedeutung der Worte.
    Jacent, dem sich die Nackenhaare sträubten, wußte, daß das kein zufälliger Effekt war. Hier stand Absicht dahinter. Solche Verfälschungen ereigneten sich nicht durch Zufall! Er wollte das schon laut sagen, doch dann besann er sich eines Besseren. Er durfte das nicht sagen, nicht hier. Seine Ohren hatten Obszönitäten vernommen, die Jum niemals gesagt hatte, doch es wäre klüger, so zu tun, als ob er es gar nicht gehört hätte. Er warf einen Blick auf Metty; sie errötete und sah weg. Nun denn. Sie hatte es also auch gehört.
    Die beiden standen neben einem massiven Pfeiler im Mittelpunkt der Halle. Die Decke hing unsichtbar über ihnen, und die Wände zeichneten sich nur schemenhaft in der Dunkelheit ab. Im Gegensatz zu den Wänden, die sie bisher gesehen hatten, waren diese mit Gemälden verziert: Frick’sche in Kampfausrüstung, Frick’sche im Schlachtengetümmel, Darstellungen von Schlachtfeldern. Jacent nahm Metty an der Hand und zog sie zum Pfeiler, wie zu einem Zufluchtsort, um hinter ihm vor diesen Lauten in Deckung zu gehen.
    Jacent lehnte sich dagegen und hörte die Schritte der anderen, wobei die Geräusche durch den massiven Stützpfeiler zum Tritt einer marschierenden Armee verstärkt wurden. Was, wenn er ›Vorsicht!‹ oder ›Gefahr!‹ rufen würde? Er stellte sich vor, wie er die Worte rief, wie sie als Lawine zurückrollten und seine Freunde in die Flucht schlugen. Er wußte, was dann geschehen würde. Sie würden getrennt werden. Sie wären verloren. Alle. Das wäre dann etwas Reales, ein Ereignis, das der Aufsichtsrat nicht mit einer Handbewegung abtun konnte, etwas, womit er sich würde befassen müssen! Suchtrupps würden von der Großen Rotunde ausschwärmen! Der Innere Kreis würde Arbeit bekommen!
    Er unterdrückte den hysterischen Impuls, eine solche Warnung zu rufen und holte tief Luft, wie er es tat, wenn er aus seinen Alpträumen erwachte. Kermac hatte den Hansl, und Kermac befand sich auf der anderen Seite der großen Kammer, in der Nähe eines Korridors. Wenn Kermac in Panik geriet, würde er durch diesen Korridor fliehen und Jacent und Metty hier bei diesen Stimmen zurücklassen. Jacent wollte nicht hier zurückgelassen werden. Auch dann nicht, wenn er ein Abenteuer verpaßte. Er zog Metty zu der Stelle, wo Kermac und Jum standen.
    Jacent glaubte nicht mehr daran, daß der Nachhall, den sie gehört hatten, Echos gewesen waren. Hatte er diese Phänomene überhaupt jemals für Echos gehalten? Nun, wenn das der Fall gewesen war, dann glaubte er zumindest jetzt nicht mehr daran. Es handelte sich um Stimmen, reale Stimmen, ominöse Drohungen und Anklagen aus einem nicht allzu weit entfernten Raum. Jedenfalls nicht weit genug.
    »Was war das früher für ein Ort?« fragte er fast im Flüsterton.
    »Die Armeekaserne«, sagte Kermac leise. »Aus der Zeit der Besiedlung.«
    »Wieso sollte eine alte Kaserne… so sein?« flüsterte Jacent. »Ich meine, hier lebten doch nur Frick’sche, nicht wahr? Einen solchen Ort würde man vielleicht in… äh… Derbeck erwarten. Oder in Molock. Oder wie heißt dieser Ort in Enarae gleich noch mal, im Swale?«
    »Ich habe den Swale überprüft«, sagte Metty. »Er ist etwas heruntergekommen, aber das hier ist wirklich gespenstisch.«
    »Aber wieso?« fragte Jacent.
    »Je weiter wir vordringen, desto schlimmer wird es«, murmelte eins der Mädchen hinter ihnen. »Ist euch das schon aufgefallen? Je tiefer wir hinabsteigen, desto schlimmer wird es.«
    »Ach, du mit deinem ›je tiefer hinab‹«, sagte Jum trotzig. Sein Gesicht war bleich und angespannt. Es stand Angst in seinen Augen, aber die Entschlossenheit, die Gefahr zu bekämpfen, war stärker. Jacent erkannte das. Jum tat das gleiche, was er, Jacent, tat, wenn er aus diesen verdammten Alpträumen erwachte! Weil er Jums mögliche Handlungen sowohl guthieß als sich auch davor fürchtete, streckte Jacent beide Hände aus – zu spät. Jum rannte davon, um sich der Entfernung zu stellen, den leeren Korridoren, der dräuenden Finsternis.
    »Ich habe keine Angst vor euch!« schrie

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