Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
Vom Netzwerk:
für die eigenmächtige Expedition darstellen, wenn die Legitimation auch zweifelhaft war. Das Jagen von Tieren oblag nämlich den Frick’schen. Überhaupt hatte Jacent den Eindruck, daß alles, was mit Abenteuer und Spaß zu tun hatte, den Frick’schen vorbehalten war, während Langeweile und Routine das Geschäft der Supervisoren war.
    »Wie kommen wir überhaupt dort hinein?« fragte Jacent. »Ich dachte, die alten Kasernen wären versiegelt.«
    »Ja, waren sie auch«, sagte Kermac lachend, der unter den frick’schen Küchenjungen für seine waghalsigen Abenteuer bekannt war. »Aber wir haben ein Siegel erbrochen und eine Tür aufgestemmt. Es gibt dort unten ein Gewirr von Korridoren, und viele Lampen funktionieren noch.«
    Also schlich Jacent sich mit diesen und einem halben Dutzend anderer abenteuerlustiger Jugendlicher in die Kellerkorridore und schlüpften durch die enge Spalte; Kermac war nicht imstande gewesen, die massive Tür weiter aufzustemmen. Niemand außer den Jugendlichen wäre in der Lage gewesen, sich durch die enge Spalte zu quetschen.
    Sie tauchten in ein Zwielicht ein, das für Jacent sogar noch schlimmer war als völlige Dunkelheit, denn im Dunklen würde er nicht laufend Dinge sehen, die auf den zweiten Blick gar nicht da waren. Außerdem verursachte der Ort ihm Beklemmungen, die ihn unangenehm an die nächtlichen Alpträume erinnerten. Besorgt dachte er an die giftigen Gase, die sich angeblich in alten Gewölben sammeln. Die anderen spürten jedoch keinerlei Beklemmungen, wie aus ihrem Geplapper hervorging. Er riß sich zusammen und versicherte sich, daß der scheinbare Luftmangel reine Einbildung war.
    Sie befanden sich in einem Labyrinth. Korridore vereinigten und verzweigten sich. Die Räume hatten mehrere Türen, die sich oft an unvermuteten Stellen öffneten. Hier versagte jeder Orientierungssinn. Wäre Hansl nicht gewesen, der Streckenrecorder, den Kermac sich (ohne Erlaubnis) von der Logistik ausgeliehen hatte, hätten sie sich schon bald hoffnungslos verirrt.
    Mit Hilfe von Hansl drangen sie immer tiefer ins Labyrinth vor. Sie fanden nichts Interessantes, gaben die Hoffnung aber nicht auf. Die Wände und der Boden waren schon von Anfang an einheitlich grau gewesen und waren nun ebenso einheitlich mit einer samtenen Staubschicht überzogen. Die Oberflächen waren konturenlos. Am Boden angebrachte Leuchtkörper ermöglichten ihnen eine zügige Fortbewegung. Da und dort schalteten sich bei ihrer Annäherung Lampen ein, so daß sie deutlich sahen, wo sie waren, auch wenn es nichts zu sehen gab. Keine interessanten Objekte, keine Geräusche, nicht einmal das kaum hörbare Summen und Zischen eines Luftzugs. Wenn die Lampen angingen, erzeugten sie ein graues, diffuses Glühen, das von Schatten begrenzt wurde. Und wenn die Lampen hinter ihnen erloschen, war es dunkler als zuvor.
    Am unteren Absatz einer Treppe mit einer unbestimmten Anzahl von Stufen stießen sie auf einen Korridor, der in einen hallenden Raum mündete, bei dem es sich vielleicht um eine Versammlungshalle gehandelt hatte. Das Stimmengewirr war schon längst staubiger Stille gewichen. In dieser riesigen Kammer lastete die Stille so drückend auf ihnen, daß sie sie durchbrechen mußten.
    »Wir sind Jäger«, rief Metty unvermittelt. »Haii, wir sind Jäger!« Sie fuchtelte mit ihrem Netz-Gewehr, als ob sie einem unsichtbaren Zuschauer zuwinken würde.
    Nachdem ihre Stimme verhallt war, trat eine Totenstille ein. Sie hielten inne und wandten sich zur Flucht, als sie die Laute im Nichts verschwinden hörten und auf das Echo warteten, das aus dem Labyrinth ertönen mußte. Sie spitzten die Ohren in Erwartung des Echos, das, wie sie wußten, kommen würde, und im Geiste nahmen sie den Nachhall vorweg: ›… ger… ger… ger.‹
    Das Echo, als es schließlich kam, drang nur als schwacher Abklatsch an ihre Ohren, als ob der samtige Staub die Knochen des Schalls gefressen und nur das Fleisch und die Haut übriggelassen hätte.
    »Wir… hunger…« Die Worte, wenn auch leise, waren deutlich, gefolgt von einer Wiederholung. Dann trat wieder Stille ein. »…ger… ger… ger …«, schluckte der Schall hungrig.
    Die jungen Leute schauten sich unbehaglich an, wobei jeder sich fragte, ob die anderen auch gehört hatten, was er oder sie gehört hatte.
    »Hunger?« flüsterte Jacent. »Hast du das gerufen? Ich dachte, du hättest ›Jäger‹ gesagt?«
    Metty schaute ihn kopfschüttelnd an; plötzlich hatte sie die Vision einer

Weitere Kostenlose Bücher