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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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sie sagte sich, daß sie ihn damit vielleicht unter Druck setzen würde; insgeheim befürchtete sie aber, sich selbst unter Druck zu setzen. Die Tage vergingen. Vom Startkapital war keine Rede mehr. Sie befand sich in einem Wechselbad der Gefühle. Ihre Stimmung schwankte zwischen Ärger und Erleichterung. Im Grunde hatte sie die Akademie gar nicht verlassen wollen. Und doch, wenn er wirklich mit dem Geld rüberkommen würde…
    Schließlich beschloß sie, sich Gewißheit zu verschaffen und ihn zur Rede zu stellen. Das Haus war leer. Ein Nachbar sah sie dort stehen und sagte ihr, daß Char auf Reisen wäre, auf Hochzeitsreise. Er hätte wieder geheiratet. Eine Frau der Professionellen Klasse, eine Witwe. Das Haus würde während seiner Abwesenheit aufwendig renoviert werden.
    Die Kälte, die von ihr Besitz ergriff, war nicht schlimmer als bei früheren Erlebnissen dieser Art. Ihr Vater hatte offensichtlich entschieden, daß es besser sei, mit einer neuen Frau von vorne anzufangen, als sich mit der Tochter seiner ersten Frau abzuplagen - zumal sie nicht gerade eine Zierde für ihn war. Die Tromses hatten sie verpfuscht, keine Frage.
    Sie kehrte an die Akademie zurück und legte die Erinnerung an dem Ort ab, an dem sie auch die anderen Erinnerungen aufbewahrte, an diesem verschlossenen, geheimen Ort. Weshalb sollte sie eine Professionelle Dorwalk werden, wenn sie überhaupt keine Dorwalk mehr war? Ihr neuer Name war Owldark. Sie war mit diesem Namen beschenkt worden und trug ihn nun schon seit einiger Zeit mit sich herum. Der Klang dieses Namens gefiel ihr. Heimlich, still und leise, wie sie selbst. Sie würde eine Beauftragte werden, sie würde Owldark werden und sie würde einen Platz für sich selbst haben.
    Obwohl sie danach noch ein paarmal von ihm träumte, sah sie Char Dorwalk nie wieder.
     
    Jacent, Syrillas Protege, hielt es in Toleranz kaum noch aus. Er schwankte fast nur noch zwischen Langeweile und Schrecken, gelangweilt von der geistlosen Routine am Tag und nächtens von Alpträumen verfolgt. Der Medotechniker, bei dem er schamhaft Hilfe suchte, riet ihm zu einem Schlafinduktor und sprach von den Schwierigkeiten der Anpassung an eine neue Umgebung. Mit der Zeit würde es schon besser werden, sagte der Medotechniker. Jacent nahm sich also Zeit und wachte jede Nacht mit hämmerndem Herzen auf. Vor lauter Panik, deren Ursache er nicht kannte, blieb ihm die Luft weg. Er wußte, daß er sich zu viele Gedanken darüber machte, doch es gab nichts, was ihn abgelenkt hätte. Eine Schicht war wie die andere. Personen und Ereignisse schienen wie Wasser ineinanderzufließen. Es gab keine Konturen. Es herrschte die Macht der Gewohnheit, ohne irgendwelche besonderen Vorkommnisse. Bei realen Gegebenheiten durfte er weder Betroffenheit noch Überraschung zeigen. Obwohl in einigen der Provinzen, die er überwachte, barbarische Sitten herrschten, wollte der Brauch es, sie ohne Kommentar zu akzeptieren. Man erwartete von ihm, daß er sich in der Öffentlichkeit über Banalitäten ausließ, ohne etwas wirklich Wichtiges und Gehaltvolles zu sagen. Diese Schauspielerei war unerträglich.
    Jacent sagte sich, daß er noch zu jung war, um in solchen Routinen zu erstarren! Er brauchte den realen Nervenkitzel! Wenn er sich mit etwas Interessantem beschäftigte, würde er vielleicht Schlaf finden! Er bekam eine Chance, als man ihn einlud, sich einer Gruppe Jugendlicher anzuschließen, die die verlassenen Einrichtungen nördlich der Großen Rotunde erkunden wollten.
    »Dort gibt es Kanalratten, die so lang sind wie dein Arm«, flüsterte Metty, ein Mädchen, das fast zur selben Zeit wie Jacent in Toleranz angekommen war. Sie war eine Freundin, jemand, der die dumpfe Langeweile, die Desillusionierung und Unzufriedenheit mit ihm teilte. Mitten in der Nacht sprachen sie unter der Bettdecke über ihre Pläne, zwischen mehr oder weniger erfolgreichen Versuchen sexueller Betätigung.
    »Ratten und vielleicht auch Schlangen«, sagte ihr Bruder Jum, der mit dem lockigen Haar und der extravaganten Kleidung, nachdem er sich der Gruppe angeschlossen hatte. »Wir nehmen Netz-Gewehre mit und fangen ein paar für den Zoo!«
    Es gab einen Stasis-Zoo in Toleranz, wo von Siedlern mitgebrachte Fauna und Flora aller Arten konserviert wurde; zumindest jene Spezies, die nicht mit dem künstlichen Ökosystem kompatibel gewesen waren, das ursprünglich auf Woanders etabliert worden war. Der Fang interessanter Kreaturen würde eine plausible Entschuldigung

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