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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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straffte sich! Endlich war sie jemand, etwas Besonderes!
    Selbst Zasper mußte zugeben, daß sie aufgeblüht war.
    Wenn sie jedoch darüber nachgedacht hätte, wäre ihr bewußt geworden, daß das zu schön war, um wahr zu sein. Ihr Höhenflug würde nicht lang anhalten. Der Schlag kam in Form einer Nachricht von ihrem Vater. Sie sollte sich bei ihm melden. Voller Ungewißheit machte sie sich auf den Weg; sie wußte nicht, was sie erwartete.
    Er bedachte sie mit einem scheelen Blick, als sie hereinkam.
    »Ich weiß Bescheid«, sagte er.
    Ihr Unterkiefer klappte herunter. Worüber wußte er Bescheid? Sie hatte ihm nichts verheimlicht.
    »Du wirst diesen Ort verlassen«, sagte er.
    »Verlassen?« Sie schnappte nach Luft und lachte beinahe hysterisch. »Verlassen! Du meinst die Akademie?«
    »Hast du überhaupt eine Ahnung, was es für meine Reputation als Professioneller bedeutet, eine Tochter an der Beauftragten-Akademie zu haben!« Das war keine Frage. Er erwartete keine Antwort.
    Fringe wüßte inzwischen über die professionelle Reputation ihres Vaters Bescheid. Sie schüttelte störrisch den Kopf und sagte: »Ich habe einen Auftrag, Paps.«
    »Es gibt hundert Berufe!« trompetete er, wobei er zu Fringes Erstaunen fast genauso wie Gregoria klang. »Hundert Berufe!«
    In der Vergangenheit hatten ihr immer die Worte gefehlt, wenn sie von ihrem Vater, ihrer Großmutter oder den Lehrern in der Schule heruntergeputzt worden war. Doch seit besagtem Tag bei Großmutter Gregoria hatte sich das geändert. Nun war sie wütend und aufgebracht und gab Char ordentlich Kontra.
    »Es stimmt schon, daß es hundert Berufe gibt, aber um dort Fuß zu fassen, braucht man eine Schulbildung, eine Lehre oder Geld. Und das kostet viel Geld, und dieses Geld muß im voraus gezahlt werden! Wo ist denn mein Startkapital, Paps? Die Mädchen der Professionellen Klasse haben alle ein Startkapital. Du hast Mama so sehr gewollt, daß du alles für sie riskiert hast. Ich verstehe das. Nun, du hast sie bekommen, du hast ihre Familie bekommen, und nun ist sie tot, und sie sind weg, ich bin weg, aus und vorbei. Du hast alles riskiert, was du hattest, hast es für sie ausgegeben, und dann war nichts mehr übrig, damit ich eine professionelle Laufbahn hätte einschlagen können. Ich bin nicht wütend auf dich. Ich weine auch nicht mehr deswegen. Aber versuch nicht, mich von meinem Weg abzubringen, Vater!« Trotz ihrer Worte mußte sie doch weinen, und sie spürte, wie die Tränen vom Kinn heruntertropften.
    Ihr Vater wurde zuerst rot im Gesicht, dann weiß, und dann überraschte und entwaffnete er sie, indem er selbst in Tränen ausbrach. Sie hatte ihm noch nie widersprochen. Außer seiner Mutter hatte ihm noch niemand widersprochen. Er wußte nicht, wie er damit umgehen sollte. Darauf war er nicht vorbereitet gewesen. Die Tränen flossen in Strömen, während er ihr versprach, er würde zu Georgia ziehen und das Haus verkaufen, um ihr ein Startkapital zu beschaffen. Sie hatte recht! Sie hatte einen Anspruch darauf. Er würde seiner Verpflichtung nachkommen. Sie sollte ihm keine Vorwürfe machen! Er würde es wiedergutmachen!
    Und obwohl sie wußte, daß es wieder Schmerz und Zurückweisung und Einsamkeit bedeuten würde, wurde Fringe von einer Woge der Zuneigung mitgerissen, umarmte ihn und gelobte, eine Professionelle zu werden. Sie umarmten sich und lächelten sich zaghaft an, und Fringe ging mit einer schmerzlichen Sehnsucht, die sie fast vergessen hatte. Morgen, sagte sie sich, würde sie von der Akademie abgehen. Sie würde sich bei Zasper entschuldigen und ihn um Verzeihung bitten, aber sie würde abgehen. In dieser Nacht kaute sie wieder an den Nägeln und bekam Flecken im Gesicht, doch sie war entschlossen.
    Am nächsten Morgen indes ließ sie sich die Sache noch einmal durch den Kopf gehen. Es hatte Zeiten… Zeiten gegeben, als Mama und Paps wie die Schloßhunde geweint und sich alles mögliche versprochen hatten, das sie dann doch nicht gehalten hatten. Sie war auch dabei gewesen, als Char Großmutter Gregoria Versprechungen gemacht hatte, wobei diese Versprechungen in der Regel beiden nicht viel bedeutet hatten. Zumal die Akademie ihr Zuhause war; wo sollte sie bleiben, wenn ihr Vater das Haus verkaufte? Würde sie bei Großmutter überhaupt willkommen sein? Vielleicht sollte sie lieber abwarten, wie die Dinge sich entwickelten…
    Ernsthafte Zweifel unterdrückte sie. Sie erwog zuerst, zu Char zu gehen und die Einzelheiten zu regeln, doch

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