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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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er. »Ich lache über euch!« Und wirklich stieß er ein schrilles Gelächter aus. »Haha, hahaha«, ertönte das Stakkato.
    Kaum war das Gelächter verklungen, kam es zurück, und sie wurden niedergemäht wie Getreide von einer Sense. Das Lachen glich einem rollenden Donner, einem akustischen Erdbeben. Irgendwo lachte ein Chor von Monstern über einen grausamen Witz. Die Abenteurer wälzten sich auf dem Boden, hielten sich die Ohren zu und zitterten vor Panik, während die dämonischen Laute verhallten.
    Ein erwartungsvolles Schweigen trat ein, als ob sie auf den nächsten Streich warteten.
    In der Ferne war ein lautes Schlucken zu hören.
    »Das war eine Scheißidee«, flüsterte einer der Jugendlichen. »Das ist ein Alptraum.«
    »Ich habe schon die ganze Zeit Alpträume«, murmelte Jacent hinter vorgehaltener Hand. »Ihr auch?«
    Die Leute erröteten und nickten, während sie aufstanden und den Staub von den Hosen klopften.
    »Wieso?« flüsterte er.
    »Ich glaube nicht, daß das der richtige Ort ist, um das zu erörtern, Jacent«, murmelte Metty, die sich neben Jum befand. Der verharrte noch immer in geduckter Haltung und hielt sich die Ohren zu.
    Das war wirklich nicht der richtige Ort. Darüber waren sich alle einig. Jum kam wieder auf die Füße, und die Gruppe strebte wie ein Mann zurück in Richtung Eingang, durch den sie hereingekommen waren. Kermac übernahm die Führung, und die anderen folgten ihm im Gänsemarsch und auf Zehenspitzen, um möglichst kein Geräusch zu erzeugen. Jum schüttelte den Kopf, als Metty ihm helfen wollte und scheuchte sie mit einer Kopfbewegung fort. Sie ging wieder zu Jacent.
    »Er hat Angst. Das macht ihn wütend«, flüsterte sie.
    Jacent nickte. Wenn er zu Tode erschreckt war, machte ihn das auch immer wütend. Später. Wenn er darüber nachdachte.
    Sie warfen verstohlene Blicke auf die Wände und sahen, was Jacent schon auf dem Hinweg gesehen hatte, die Bewegung von Dingen, die überhaupt nicht existierten. Rechtwinklige Ecken verzerrten sich zu bizarren Konfigurationen. Die Linien, wo Wände und Decke zusammentrafen, krümmten sich wie Schlangen, ebenso wie die Türkanten und die Treppenstufen.
    Schatten, sagte Jacent sich, wobei er verdrängte, daß das Licht gar keine Schatten erzeugte, und wenn es Schatten gewesen wären, hätte es auch etwas geben müssen, das sie warf.
    Endlich erreichten sie die offenstehende Tür, die Tür, deren Siegel sie erbrochen hatten. Nun wünschten sie sich, sie hätten die Finger davon gelassen. Einer nach dem andern schlüpften sie durch den Spalt. Nachdem sie die Tür zugezogen hatten, erneuerte Kermac das Siegel, während die anderen wortkarg herumstanden. Sie wußten nicht, was sie sagen sollten.
    »Wo ist Jum?« fragte Metty plötzlich. »Wo ist mein Bruder?«
    »Er war direkt hinter mir«, sagte jemand. »Er bildete die Nachhut.«
    »Wir müssen zurück und ihn holen«, rief Metty.
    Niemand rührte sich.
    »Dann geh ich eben allein!« rief sie. »Ich muß ihn suchen! Kermac, gib mir den Hansl.«
    Kermac schluckte. »Ich hatte die Route schon gelöscht, als wir die Tür erreichten. Ich wollte nicht, daß sie gespeichert wurde…«
    »Hast du nicht!« schrie sie. »Das ist unmöglich.«
    »Ich habe ihn aus dem Vorratslager geklaut«, schrie er zurück. »Ich wollte nicht, daß jemand erfährt, daß…«
    Sie rannte durch den Korridor in Richtung der Großen Rotunde, wobei das Echo ihrer Schritte sie wie Ohrfeigen traf. »Ich hole Hilfe«, rief sie.
    Die anderen sahen sich schuldbewußt an und folgten ihr dann langsam, beschämend langsam, viel zu langsam, um sie noch einzuholen. An der ersten Einmündung verschwand der erste, an der zweiten der nächste. Bald befand Jacent sich allein im Hauptkorridor in der Nähe der Überwachungssektion. Die anderen hatten sich verkrümelt. Sie würden sich nach Möglichkeit aus der Sache heraushalten, das stand fest.
    Was sollte Jacent nun tun? Er konnte Metty nicht im Stich lassen. Schließlich war sie seine Freundin. Nach kurzer Überlegung betrat er die Überwachungssektion und setzte sich an einen Computer, der nicht nur frei war, sondern sich auch in einer Ecke befand, wo er vor den Blicken menschlicher und mechanischer Beobachter geschützt war. Um die Pläne der frick’schen Kaserne abzufragen, benutzte er den allgemeinen Arbeitscode der momentanen Schicht anstelle des persönlichen Codes. Die Pläne erschienen auf dem Bildschirm, und er blätterte sie durch, bis er auf die Tür stieß, durch

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