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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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die sie gegangen waren. Er rekonstruierte den Weg, den sie genommen hatten. Das Gebiet war wirklich verzweigt und glich einem Labyrinth, doch so undurchdringlich war es nun auch wieder nicht. Ein paar Ebenen tiefer fand er die Halle, in der sie die seltsamen Echos gehört hatten. Es war der einzige Raum dieser Art und Größe, den sie in der fraglichen Zeit hätten erreichen können. Also müßte man auch ohne den Routenrecorder dorthin zurückfinden. Wenn Jum sich nicht vom Fleck gerührt hatte, müßte man ihn wiederfinden. Jacent würde Metty suchen und ihr das sagen.
    Als er die Pläne löschen und sich auf die Suche nach ihr machen wollte, fiel sein Blick jedoch auf eine durch eine rote Linie markierte Zugangsroute, die von der weiträumigen Versammlungshalle durch einen schmalen Korridor ins Nichts führte.
    »Abfrage«, sagte er. »Was befindet sich dort?« Er wies auf den leeren Raum.
    Er bekam keine Auskunft. Statt dessen flackerte ein rotes Licht am unteren Bildschirmrand, das ihm sagte, er würde Hilfe bekommen, ob er wollte oder nicht. Abrupt schaltete Jacent den Computer aus und verließ den Raum. Keine Sekunde zu früh. Hinter ihm schaltete die Einheit sich wieder ein, und eine quengelnde Stimme ertönte: »Wer hat diesen Zugang soeben benutzt? Geben Sie sofort Ihren persönlichen Code ein!«
    Verdammt übereifrig und aufdringlich… Selbst in der Bibliothek in Himmel hatte er es schon erlebt, daß wie aus dem Nichts ein Bibliothekar aufgetaucht war und ihn fragte, weshalb er dieses oder jenes wissen wollte. Als er noch ein Kind war, hatten solche Vorfälle sich kaum ereignet, doch in den letzten Jahren nahm das überhand! Das Archiv schien auf gewisse Fragen allergisch zu reagieren. Vor allem, was die ferne Vergangenheit betraf.
    Er versteckte sich im Eingang und beobachtete den Korridor in beiden Richtungen. Überall wurden Monitore aktiviert, die darauf lauerten, den Unbekannten, der diesen Zugang benutzt hatte, zu identifizieren. Es gab verdammt zu viele Dinge, die man in Toleranz nicht tun durfte, und die Frage, die er gerade gestellt hatte, gehörte wohl auch dazu. Wenn die Frage, was sich unterhalb der alten Kaserne befand, also unzulässig war, was würde dann mit Metty geschehen, wenn sie die Große Rotunde oder was auch immer erreichte und um Hilfe rief? Wenn sie jemandem sagte, wo sie alle gewesen waren? Wenn sie Namen erwähnte? Was würde dann mit ihnen geschehen?
    In der Nähe befand sich eine der fast fugenlosen Türen, die Zugang zur Halle der Diener gewährte. Jacent schlüpfte hindurch und huschte eine spiralförmige Rampe hinauf. »Ich war nicht dabei«, sagte er, während er auf Wegen, die für frick’sche Knechte reserviert waren, zu seiner Unterkunft eilte. Er benutzte Korridore, die seines Wissens nicht überwacht wurden, weil es niemanden interessierte, wo die Diener sich aufhielten und wohin sie gingen. Zumindest was die frick’schen Bediensteten betraf, denn die Frick’schen waren, wie jeder wußte, zu einer Verschwörung oder Rebellion gar nicht fähig. Wenn das Archiv ihn beim Verlassen dieses Bereichs nicht entdeckte, würde man nie erfahren, wer besagte Frage gestellt hatte.
    Was natürlich bedeutete, daß er Metty nicht helfen konnte. Wenn er es ihr sagte, würde das Archiv nämlich wissen, wer die Pläne abgefragt hatte. Vielleicht… vielleicht in ein paar Tagen, wenn die Wogen sich geglättet hatten. Jum würde es solange aushalten.
    Wo der Korridor zu seiner Unterkunft die Halle der Bediensteten schnitt, wartete er, bis eine Gruppe von munter plaudernden Leuten vorbeikam. Er schloß sich ihnen an, als ob er dazugehören würde, lachte, unterhielt sich und fand heraus, wo sie sich während der letzten Schicht alle aufgehalten und was sie gemacht hatten. Im Notfall würde er sagen, er wäre bei ihnen gewesen. Wenn man ihn fragte. Nur wenn man ihn fragte.
     
    Nachdem Metty sich von den anderen abgesetzt hatte, war sie auf das Überwachungszentrum zugelaufen beziehungsweise auf den darunter gelegenen Logistikbereich. Das Zentrum selbst befand sich zwei Ebenen höher, und heute hatten Kollegen dort Dienst, Leute, die sie kannte, Leute, die Alarm geben und einen Suchtrupp zusammenstellen würden. Durch das Hilfeersuchen würde die ganze Sache natürlich auffliegen und eine erzieherische Maßnahme zur Folge haben, und darauf freute sie sich nun gar nicht! Trotzdem…
    Jum war ein solcher Narr. Er war nicht schlau genug, nur Angst zu haben. Immer mußte er den Helden

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