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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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kopieren, damit sie sie hören könnte, wenn Gaétan wieder fort wäre. Die Musik würde dafür sorgen, dass sie nicht ganz so traurig wäre …
    Denn sie dachte bereits an den Tag, an dem er wieder wegfahren würde.
    Sie kam nicht dagegen an. Sie bereitete sich auf den Kummer vor, der sie überkommen würde. Sie fand, es sei sinnvoller, sich auf den Kummer vorzubereiten als auf das große Glück. Großes Glück ist einfach, man braucht sich nur fallen zu lassen. Es ist, als würde man eine riesige Rutsche hinabgleiten. Aber Kummer bedeutet, zu Fuß eine sehr lange Rutsche wieder hinaufzuklettern.
    Sie fragte sich, warum sie so war, und holte ihr Heft heraus, um ihre Gedanken festzuhalten. An der Spitze ihres Kulis saugend, las sie den letzten Text, den sie geschrieben hatte:
    »War mit der Schule in einer Ausstellung moderner Kunst und habe nichts verstanden. Das ärgert mich. Ein aufblasbares rotes Planschbecken mit Gabeln unten im Wasser und halb aufgeblasene Spülhandschuhe, damit kann ich absolut nichts anfangen … Unser Lehrer war total geplättet, aber ich fand das einfach nur hässlich.
    Beim Rauskommen haben wir eine Gruppe Obdachloser getroffen, die Bier aus Dosen getrunken haben, und einer von denen wollte sich mit unserem Lehrer prügeln … Aber der hat nicht mal mit der Wimper gezuckt, weil der Obdachlose so ein schmächtiges Kerlchen war und unser Lehrer ziemlich kräftig ist. Und mir hat der Obdachlose leidgetan, auch wenn er überhaupt nicht cool war. Und das hat mich deprimiert. Und unser Lehrer hat gesagt, dass man nicht die ganze Welt retten könne, aber das ist mir egal. Ich habe in der Schule schon zwei Ringe und Räucherstäbchen für die Dritte Welt gekauft. Und ich lächle die Penner auf der Straße auch weiter an und gebe ihnen Brötchen. So was macht mich einfach nur wütend.
    Und dann hat der Lehrer gesagt, dass ich aufhören soll zu träumen und dass eine perfekte Welt nicht existiert. Und da hätte ich auf einmal am liebsten geweint. Oh, ich weiß, das ist superbescheuert, aber ich habe gespürt, wie meine Wangen anfingen zu brennen. Also habe ich mit Emma darüber gesprochen, und sie hat gesagt, hör auf, Zoé, der Lehrer hat recht, werd endlich erwachsen …
    Ich will nicht erwachsen werden, wenn das bedeutet, dass ich so werden soll wie unser Lehrer, der Planschbecken mit Gabeln darin schön findet und sich weigert, die Welt zu retten. Das ist doch Quatsch! Ich will, dass man mich versteht. Ich fühle mich voll, und alle anderen sind leer, also fühle ich mich superallein. Ist das etwa das Leben? Leiden? Bedeutet das etwa erwachsen werden? Wenn man vorwärtskommen und alles auskosten will und gleichzeitig alles auskotzen und wieder von vorn anfangen möchte. Nein … ich will nicht so sein. Ich muss mit Gaétan darüber reden.«
    Es folgte ein Rezept für Ölsardinen mit geraspelten Äpfeln, das sie von einem Mädchen bekommen hatte, das genau wie sie das Planschbecken mit den Gabeln total bescheuert gefunden hatte. Sie hieß Gertrude, und sie hatte keine Freundin, weil alle es so schrecklich fanden, Gertrude zu heißen. Sie redete gern mit Gertrude. Sie fand es unfair, dass sie ausgegrenzt wurde, bloß weil ihr Vorname nach Mottenkugeln roch.
    Gertrude hatte viel Zeit nachzudenken, und manchmal sagte sie Sätze, die so wunderschön waren wie Morgentau. So hatte sie zum Beispiel beim Verlassen des Museums gesagt, weißt du, Zoé, das Leben ist schön, aber die Welt ist es nicht …
    Und dieser Satz hatte sie bezaubert, denn er machte ihr Hoffnung, und sie hatte Hoffnung so dringend nötig.
    »Beim Champagner vertraut man sich gegenseitig Geheimnisse an«, erklärte Joséphine. »Du schuldest mir mindestens zwei Geheimnisse … Weil wir schon zwei Gläser Champagner getrunken haben!«
    »Und wir sind noch nicht fertig …«
    »Also? Das erste Geheimnis?«
    »Ich glaube, ich bin verliebt …«
    »Einen Namen! Einen Namen!«
    »Den Namen kennst du bereits: Er heißt Oliver. Oliver Boone …«
    »Der Mann vom Schwimmteich?«
    »Der Mann vom Schwimmteich und ein großer Pianist … Er wird allmählich richtig berühmt und gibt Konzerte auf der ganzen Welt. Zwischen zwei Konzerten lebt er in London, ganz in der Nähe meines Teichs … Er schwimmt in den braunen Algen und fährt Fahrrad …«
    »Und siehst du ihn oft?«
    »Pff! Es ist doch noch ganz frisch! Wir waren einmal abends im Pub, haben etwas getrunken, und … und … er hat mich geküsst, und … mein Gott! Joséphine! Es ist so

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