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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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zumindest mochte er sie sehr gern.
    »Ist verliebt sein das Gleiche wie lieben?«
    »Nein, lieben gibt es nur ohne Vorsilbe, ohne Einschränkung …«
    Also liebte er seinen Vater und Zoé. Und Becca. Das war etwas wenig. Er musste noch jemand anderen finden, den er lieben konnte.
    »Kann man beschließen, jemanden zu lieben?«
    »Nein, so etwas beschließt man nicht.«
    »Kann man sich davon abhalten, jemanden zu lieben?«
    »Ich glaube nicht … Aber es gibt sicher Menschen, denen es gelingt, indem sie sich einschließen …«
    »Kann man aus Liebe sterben?«
    »O ja!«, entgegnete Becca seufzend.
    »Ist dir das schon mal passiert?«
    »O ja …«, wiederholte sie.
    »Aber du bist nicht tot!«
    »Nein. Ich wäre fast gestorben. Ich habe mich in meinem Kummer vergraben und nicht mehr gekämpft … So bin ich in diesem Stuhl gelandet, und dann, eines Tages, habe ich mir gesagt: Meine liebe, alte Becca, du kannst noch lächeln, du kannst noch gehen, du bist gesund, du bist Herrin deiner Sinne. Es gibt noch so viel zu tun, so viele Menschen kennenzulernen, und da ist die Freude zu mir zurückgekehrt. Die Lebensfreude. Es war unerklärlich. Mit einem Mal verspürte ich wieder Lust auf das Leben, und weißt du was? Zwei Tage später habe ich dich kennengelernt!«
    »Und wenn ich sterben würde? Wenn ich von einem Bus überfahren oder von einer giftigen Spinne gebissen würde?«
    »Red keinen Unsinn!«
    »Ich will wissen, ob das mehrmals passieren kann, dass man aus Liebe stirbt …«
    »Ich würde sicher wieder tief in meinen Kummer eintauchen, aber ich würde mich an das Glück erinnern, das du mir geschenkt hast, und ich würde von diesen Erinnerungen leben …«
    »Weißt du, Becca … Seit ich dich kenne, spiele ich nicht mehr das Abschiednehmenspiel … ich stelle mir nicht mehr vor, dass die Leute sterben.«
    Und das stimmte.
    Sie wollte nicht mehr, dass er ihr Geld gab, also brachte er ihr Brot, Milch, Salzmandeln, getrocknete Aprikosen und Feigen mit. Er hatte irgendwo gelesen, dass diese Lebensmittel sehr nahrhaft seien. Aus dem Schrank, in dem sein Vater die Sachen seiner Mutter gelagert hatte, stibitzte er schöne Kaschmirpullover, Schals, Ohrringe, Lippenstift, Handschuhe, eine Handtasche und schenkte sie Becca. Er behauptete, auf ihrem Speicher stünden alte Koffer herum, die niemand mehr wolle, und es sei ihm lieber, dass sie das alte Zeug trage, als dass es der Heilsarmee gegeben werde.
    Becca war schön geworden, elegant.
    Eines Tages hatte er sie zum Friseur gebracht.
    Er hatte Geld genommen, das auf dem Schreibtisch seines Vaters herumlag, und ab zum Friseur!
    Er hatte draußen auf sie gewartet – er bewachte den Rollstuhl, damit er nicht geklaut wurde –, und als sie wieder herauskam, das Haar in federleichte Locken gelegt, die Nägel manikürt, da hatte er gepfiffen, da hatte er »Wow!« gerufen, da hatte er applaudiert. Danach waren sie zu Starbucks an der Ecke gegangen und hatten von dem restlichen Geld Doughnuts und Kaffee gekauft. Sie hatten mit ihrem Caffè Latte angestoßen. Hatten einen Schnurrbartwettbewerb veranstaltet. Very chic! Very chic! , hatte er gesagt.
    Sie hatte so sehr gelacht, dass sie sich an einem Stück Doughnut verschluckte und keine Luft mehr bekam. Ein Herr war ihr zu Hilfe gekommen. Er hatte die Arme um sie gelegt, sie nach vorn gebeugt und ganz fest mit seinen Fäusten gedrückt, da hatte sie das Stück wieder ausgespuckt. Die Leute hatten sich um sie gedrängt, weil sie sehen wollten, wie die schöne alte Dame an einem Teigkringel erstickte.
    Aber sie war nicht gestorben.
    Sie hatte sich aufgerichtet, ihre Haarspangen zurechtgerückt und sehr würdevoll um ein Glas Wasser gebeten.
    Arm in Arm waren sie hinausgegangen, und eine alte Dame hatte gesagt, dass Becca riesiges Glück hätte, einen so lieben Enkel zu haben.
    Er schaute durch die dicht fallenden Flocken. Sie blinzelte. Es gefiel ihm nicht, Becca am Heiligabend allein zu lassen. Er wollte sie überzeugen, wenigstens für eine Nacht in eine Obdachlosenunterkunft zu gehen. Dort würde sicherlich eine Feier organisiert werden, es gäbe einen Weihnachtsbaum, Cracker und Malteser, Orangenlimo und gehäkelte viereckige Untersetzer, auf denen man sein Glas abstellen konnte.
    Sie weigerte sich. Sie zog es vor, ganz allein im Gerätehäuschen des Intendanten der Königin zu bleiben. Er habe für sie die Tür einen Spalt offen gelassen und schon Holzscheite in den Ofen gelegt.
    »Ganz allein?«
    » Yes, luv … «
    »Aber

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