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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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indem er ihre Steinbrüche für die Errichtung der schönen Pariser Gebäude plünderte.
    »Findest du das etwas in Ordnung? Eine ganze Insel dem Erdboden gleichzumachen, um eine Stadt zu erbauen?«
    »Ich pfeif darauf, wenn das Ergebnis schön ist. Nach Paris kommen Besucher aus der ganzen Welt. Auf die Île Grande nicht …«
    »Für dich ist alles Gold, was glänzt!«
    »Für mich ist alles schön, was glänzt … Vor allem, wenn du von Paris redest.«
    »Außerdem war er ein Blender. Der Typ war genauso wenig Baron wie ich eine Cancan-Tänzerin!«
    »Das ist mir auch egal! Sei endlich still!«
    »Küss mich …«
    »Nicht mal im Traum, solange ich meine Idee nicht habe!«
    Also pfiff er das Lied des entwurzelten Steines, die Klage des seinem Steinbruch entrissenen Steins, der sein Exil beweint, die Verschmutzung der Städte, die Tags und die Graffiti, den Hund, der das Bein hebt und ihn anpinkelt, den Zwang, zu einem behauenen, eingefassten, anonymen Mauerstein zu werden und nicht länger die Gischt seiner heimatlichen Insel atmen zu können.
    Hortense ignorierte ihn. Oder schnauzte ihn an.
    Manchmal verdrückte er sich. Er verschwand an der Ecke Rue Margueritte und Boulevard de Courcelles, betrat den Laden von Hédiard, kaufte Pralinen und Geleefrüchte, plauderte mit der kreolischen Verkäuferin, die ihre kandierte Ananas rühmte, oder setzte sich in der Rue du Faubourg Saint-Honoré 221, gegenüber der Salle Pleyel, an einen Flügel und ließ seine Finger und seine Fantasie schweifen.
    Hortense grübelte vor sich hin.
    Er floh erneut, überquerte die Straße, öffnete die Tür zum Laden der Gebrüder Mariage und betrat den geheiligten Tempel des Tees. Er schnupperte an schwarzem Tee, weißem Tee, grünem Tee in großen roten Dosen, die ihm ein junger Mann mit ernsten Zügen präsentierte. Er nickte überzeugt, wählte ein paar Sorten aus, überquerte die Avenue und sprang in die Maison du Chocolat, wo er in köstliche Träumereien versank.
    Danach musste er rennen, um Hortense wieder einzuholen.
    »Aber warum? Warum?«, fragte Gary und hielt seiner Schönen ein Praliné hin. »Warum versteifst du dich auf diese Quadersteingebäude? Das ist doch unsinnig! Geh lieber in die Museen und Gemäldegalerien oder schau dich bei den Bouquinisten um. Dort wirst du Ideen finden. Und zwar massenhaft!«
    »Weil ich die Schönheit der Pariser Gebäude liebe, seit ich ganz klein war, und durch Paris zu spazieren, ist für mich, als würde ich ein Kunstwerk durchschreiten … Siehst du denn nicht die Schönheit an jeder Straßenecke?«
    Gary zuckte mit den Schultern.
    Hortenses Miene verdüsterte sich. Mit jedem Tag mehr.
    Der 26. Dezember verstrich.
    Dann der 27., der 28., der 29., der 30.
    Sie liefen immer noch durch die Straßen auf der Suche nach einer Idee.
    Gary summte nicht mehr vor sich hin. Er machte keine Fotos mehr von den himmlischen Fassaden. Kaufte kein mit Schokolade umhülltes Orangengelee, keine glasierten Maronen mehr. Er versuchte nicht mehr, sie zu küssen. Legte nicht mehr den Arm um ihre Schultern. Er verlangte eine Pause. Einen heißen Kakao und eine Erdbeermakrone bei Ladurée. Oder einen Paris-Brest mit einem Berg von Sahne in einer Brasserie.
    Sie hielt sich die Ohren zu und setzte ihren wütenden Marsch fort.
    »Niemand zwingt dich, mich zu begleiten«, zischte sie und vergrößerte ihre Schritte.
    »Und was soll ich sonst tun? Auf den Seinequais irgendwelche Schlampen anbaggern, für Zoé und Gaétan den Anstandswauwau spielen, allein ins Kino gehen und Popcorn essen? Nein, danke … mit dir komme ich wenigstens an die frische Luft, ich sehe Busse, Kastanienbäume, Kreisverkehre, Wallace-Trinkwasserbrunnen, ich nasche hier eine Praline, streichle dort ein Klavier … und am Ende der Ferien kann ich von mir behaupten, dass ich Paris kenne. Zumindest das schöne Paris, das bürgerliche, wohlsituierte Paris … Nicht das sich windende, stinkende Paris …«
    Hortense blieb stehen, betrachtete ihn lange, setzte ihr schönstes Lächeln auf und versprach: »Wenn ich meine Idee habe, sinke ich an deine Brust.«
    »Meinst du das ernst?«, fragte Gary und zog misstrauisch eine Augenbraue hoch.
    »Todernst«, sagte Hortense und trat so nah an ihn heran, dass er ihren warmen Atem auf seinen Lippen spürte.
    »Aber«, sagte er und machte einen Satz zurück, »vielleicht will ich dann gar nicht mehr … Vielleicht habe ich bis dahin das Mädchen gefunden, das …«
    »Ach, bitte, Gary! Fang nicht schon wieder

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