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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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es … Und ich weiß auch, dass ich ihn nicht mehr wiedersehen darf. Nie wieder!«
    Eines nach dem anderen ließ sie die Bilder von dem Mann in der rot karierten Jacke vorbeiziehen, und als sie die Kamera ausschaltete, war es, als schlüge sie einen schwarzen Witwenschleier über ihr verzweifeltes Gesicht.
    »Es war so schön, und jetzt ist es schon vorbei …«
    »Sag das nicht … Vielleicht versteht Gary es ja …«
    »Nein. Gary ist nicht in dem Alter, in dem man versteht … Er ist im Alter der Ungeduld und Gier. Er will alles oder nichts. Er will nicht teilen. Oliver ist sein Freund, und er darf auf gar keinen Fall mein Freund sein. Er wird ihn nicht mit mir teilen wollen. Er nabelt sich gerade von mir ab, er geht die ersten Schritte in sein eigenes Leben. Das spüre ich, und das ist auch sehr gut so … Wir haben lange eng aufeinandergehockt. Wir lachten über dieselben Dinge, wir dachten dasselbe, ein Zwinkern genügte, um einander zu verstehen … Mit Oliver wird er jetzt selbstständig. Das braucht er wie die Luft zum Atmen, und ich will ihn nicht ersticken. Ich ziehe mich zurück. Basta.«
    Sie schob ihren Teller mit Makronen zurück und schüttelte den Kopf.
    »Aber …«, sagte Joséphine kläglich. »Glaubst du nicht, dass …«
    »Es ist vorbei, Jo, lass uns nicht mehr darüber reden!«
    Und plötzlich waren die kleinen weißen Lampen mit elfenbeinfarbenem Schirm bei Carette nicht mehr warm, sanft und zärtlich, sondern weiß und unheilvoll. Wie Shirleys aufgelöstes Gesicht.
    Zoé war verliebt. Sie sang vor sich hin, schubste Du Guesclin herum, packte seine Schnauze und seine Ohren, zwitscherte, du weißt, dass ich dich liebe! Du weißt, dass ich dich liebe!, ließ ihn wieder los, lief durch die Wohnung, lachte, riss die Arme hoch, fiel ihrem Liebsten um den Hals, fragte, magst du lieber wildes Blau oder zärtliches Blau?, wartete die Antwort nicht ab, zog ein graues T-Shirt an, stahl ihm einen Kuss und tupfte sich abends mit geheimnisvoller Miene Parfüm hinters Ohr, als lege sie einen Talisman an, der ihr die ewige Liebe ihres Verehrers sicherte. Gaétan ließ sie nicht aus den Augen und versuchte, sich ihrer Stimmung anzupassen. Er war so viel Fröhlichkeit nicht gewöhnt, und manchmal stolperte sein lautes Lachen und fiel ins Leere. Er hörte, wie gekünstelt es klang, und verstummte, abrupt zum Schweigen gebracht von dem schneidenden Gefühl, sich lächerlich zu machen. Er sagte kein Wort mehr und hoffte, dadurch geziemenden Ernst und Würde wiederzufinden. Dabei wirkten sie wie in einer Zirkusnummer, der traurige Clown und der fröhliche Clown, und Joséphine beobachtete den Überschwang ihrer Tochter und betete zum Himmel, dass sie ihre Illusionen nicht verlieren möge. Zu viel Fröhlichkeit beunruhigte sie.
    Als sie an diesem Abend von Carette zurückkamen, wirbelte Zoé mit ausgebreiteten Armen durch die Wohnung, hielt vor einem Spiegel inne, prüfte den Sitz einer Haarsträhne, den Halt ihres Kragens, die Länge ihrer Jeans, setzte sich wieder in Bewegung und sang dazu »Das Leben ist schön! Das Leben ist fein, und ich bin verliebt wie ein Marzipanschwein«, während sich Gaétan, schweigend und von der Situation überfordert, bemühte, die verantwortungsvolle Haltung desjenigen einzunehmen, der der Grund für diese überschäumende Freude war.
    »Wir waren im Kino, und als wir zurückgekommen sind, haben wir die Neuen aus dem Haus getroffen!«, rief Zoé und ließ sich auf eine Ecke des Sofas fallen. »Monsieur und Madame Boisson und ihre zwei Söhne mit dem verschlossenen Blick, und im Aufzug sind wir auch den beiden Männern begegnet. Sie waren auf dem Weg zu einer Silvesterparty, schick herausgeputzt und so stark parfümiert, dass wir fast erstickt wären! Stimmt doch, Gaétan, nicht wahr? Ich hab doch recht? Sag schon, dass es stimmt, sonst glaubt Maman mir nicht …«
    »Ja, das stimmt«, murmelte Gaétan, getreu seiner Rolle, alles zu bestätigen, was sie sagte.
    »Und während wir auf euch gewartet haben, haben wir schon mal das Essen vorbereitet!«
    »Ihr habt gekocht?«, fragte Joséphine verwundert.
    »Ich habe die Lammkeule auf ein Ofenblech gelegt, sie mit Thymian, Rosmarin, Butter und grobem Salz eingerieben, Knoblauchzehen in das rosa Fleisch gesteckt und grüne Bohnen und Kartoffeln gekocht. Du brauchst fast nichts mehr zu machen … und sag, Maman, den Knochen geben wir doch Du Guesclin, oder? Es gibt keinen Grund, warum er nicht auch das Ende des Jahres feiern sollte

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