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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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–, der richtigen Handtasche – königsblau –, der richtigen Strumpfhose – wiederum schwarz –, dem königsblauen Rock unter dem Mantel, das Haar offen, blasser Teint. Sie ist schön, gut gekleidet, okay. Aber sie IST nicht. Sie ist eine Gebäudefassade. Alles ist ordentlich, symmetrisch, langweilig, banal, trist … Man sieht sie nicht.«
    Sie illustrierte ihre Worte mit den Gesten eines Regisseurs, während sie gleichzeitig einen Bissen Lammkeule und eine Bratkartoffel in den Mund schob.
    »Rings um diese konventionelle, farblose Frau hänge ich einzelne Accessoires auf, als würden sie schweben, und sie drehen sich langsam wie die Einzelteile eines Mobiles von Calder. Sind Sie noch da, Herr Kommissar? Im Hintergrund auf einer riesigen Leinwand das Video von Amy Winehouse, die ihr Lied Rehab herausschreit … Das brave Mädchen ist noch brav. Nichts bewegt sich außer den Accessoires, den himmlischen Details. Nicht einmal ihr langes Haar … Und dann gehen wir zum zweiten Teil des Schaufensters über, zur rechten Ecke. Und da – piffpaffpuff! – ist aus dem braven Mädchen ein fashion killer geworden … Ihr Haar ist straff nach hinten gebunden, sie hat sich einen knallroten Mund in ihr sehr blasses Gesicht gemalt, hat einen riesigen, breiten Schal um ihren Hals gewickelt – je mehr Volumen um ihren Hals, desto schlanker wirkt sie … Ein schmaler, langer, sehr langer beigefarbener Gürtel ist mehrmals um den Mantel geschlungen, und der Mantel selbst ist kein Mantel mehr, er ist feminin, passt in keine Schublade … Die Handtasche? Sie trägt sie nicht mehr wie ein Accessoire, nicht am Ellbogen – das wirkt zu damenhaft –, auch nicht über der Schulter oder gar schräg umgehängt – Hilfe, eine Pfadfinderin! –, nein, sie packt sie mit beiden Händen. Und mit einem Schlag existiert sie. Sie ist schön, sie ist it , sie ist unerklärlich … Der Rock schaut zwei Zentimeter unter dem Mantel hervor, das sorgt für eine zusätzliche Schicht, und schließlich das Detail, das einen umhaut, das alle erstarren lässt, das sie unsterblich macht: die kurzen, grellen, neonlila Söckchen, die sie über der Strumpfhose trägt. Sie verheißen Farbe, Frühling, Sonne, das erwachende Murmeltier! Das Mädchen ist nicht mehr brav, die Fassade ist nicht mehr Fassade, durch die Details wurde sie einzigartig … Und das ist erst der Anfang, mir werden noch tausend andere Dinge einfallen, wartet’s nur ab!«
    Sie nahm einen weiteren Bissen von der Lammkeule, streckte ihr Weinglas aus, damit man ihr nachschenkte, und fuhr fort: »Und das Gleiche mache ich auch im zweiten Schaufenster: Bloß dass die Leute da das Prinzip mittlerweile verstanden haben. Ich präsentiere Models, deren Kleidung Details aufweisen, die alles verändern. Ein Mädchen in Jeans, schwarzer Jacke und T-Shirt … nur dass ich die Jeans zerreiße und ein Loch ins T-Shirt schneide, den Jackenkragen hochgeschlagen, die Ärmel aufgekrempelt, eine riesige Sicherheitsnadel mit Anhängern am Revers der Jacke, ein zu einem dicken Knoten geschlungenes Tuch um den Kopf, zu kurze Handschuhe, die das Handgelenk frei lassen, ein mit einem Schal verschlungenes Pashminatuch um den Hals … kurzum, Details, Details, Details! Ein anderes Mädchen mit einem zu großen Männerüberzieher, einer Männerweste, einem langen Hemd, einer Männerhose, einer Goldkette als Gürtel, einem Pelz um den Hals, Kunstpelz natürlich, sonst verwüsten sie mein Schaufenster! Und immer so weiter, ich dekliniere das Detail … Ich konjugiere das Konzept durch, ich setze einen Street Style durch, eine Kreation, die nach Asphalt und Badezimmerstar riecht. Ich erfinde, ich recycle, ich verrücke, ich respektiere die Krise, und ich verherrliche die Fantasie … ich bin genial, ich häufe Ideen auf, kleine Details, die alles zerzausen, und alle werden sie stehen bleiben, sich Notizen machen und mich kennenlernen wollen!«
    Mit offenem Mund starrten sie sie an. Nicht sicher, alles verstanden zu haben, bis auf Zoé, die das Ganze total hammermäßig fand.
    »Es ist ja so was von cool, dass du meine Schwester bist!«
    »Danke, danke … Ich kann nicht mehr stillsitzen, ich möchte am liebsten laut grölen, tanzen, euch alle umarmen! Und ich verbiete euch, das zu denken, was ihr alle in diesem Moment denkt. Jedenfalls du, Maman! Die Königin des Stacheldrahts im Kopf!«
    Joséphine senkte den Kopf über ihr Lamm und machte sich wieder ans Schneiden.
    »Was, wenn meine Tochter den Wettbewerb nicht

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