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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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Laufsteg.
    Hortense hatte begeistert applaudiert.
    Nicholas hatte sich zu ihr hinübergebeugt und geflüstert: »Zügle deine Begeisterung, meine Liebe, sonst glauben noch alle, ich hätte meine kleine Cousine vom Land mitgebracht …«
    Sofort hatte sie eine blasierte Miene aufgesetzt, gegähnt und sich mit ihrer Einladungskarte Luft zugefächelt.
    Während des Empfangs hatte sie so vehement ihre Ellbogen eingesetzt, dass sie sich fast die Haut abgeschürft hätte, um in die Nähe von Anna Wintour zu gelangen. Sie musste schnell handeln. Anna Wintour blieb nie lange, sie verkehrte nicht mit dem gemeinen Volk.
    Hortense hatte die Sicherheitsschranke aus zwei Bodyguards durchbrochen. Hatte sich als Journalistin ausgegeben und gefragt: »Mich würde interessieren, ob Sie glauben, dass die Rezession einen Einfluss auf die Schauen dieser Pariser Fashion Week haben wird, oder, um mich deutlicher auszudrücken, ob die Finanzkrise nicht nur die Auftragsbücher der Häuser, sondern auch die Zuversicht und die Fantasie der Couturiers ruinieren kann.«
    Sie war sehr stolz auf ihre Frage.
    Anna Wintour hatte hinter ihrer großen Sonnenbrille den Blick auf sie gerichtet.
    »Hmm … Lassen Sie mich überlegen … Ich werde Ihre Frage beantworten, wenn ich sicher bin, sie verstanden zu haben …«
    Sie hatte sich weggedreht und ihren Bodyguards ein Zeichen gegeben, sie von dieser lästigen Person zu befreien.
    Hortense war mit offenem Mund und einem dümmlichen Lächeln auf den Lippen zurückgeblieben. Abgebügelt. Sie war von Anna Wintour abgebügelt worden. Ihre Frage war idiotisch gewesen. Lang, anmaßend, geschraubt.
    Sie hatte sich vor dem einzigen Menschen auf der Welt blamiert, den sie beeindrucken wollte. Genau das, sagte sie sich, bedeutete es nämlich, sich zu blamieren: liebenswürdiger, origineller, intelligenter erscheinen zu wollen, als man tatsächlich war, und vor aller Augen auf die Nase fallen.
    Ende Mai rückte näher, Liz würde nach Los Angeles ziehen, und Gary war darüber nicht unglücklich. Sie gehörte zu den Mädchen, die ihre Unabhängigkeit einfordern, die sich weigern, sich von einem Mann dominieren zu lassen, die Blumensträuße in den Müll werfen und einem die gepiercte Zunge herausstrecken, wenn man ihnen die Tür aufhält, aber gleichzeitig sprach sie von ihnen nur noch als »wir«, als wären sie verheiratet, und hatte, das schlimmste Verbrechen überhaupt, ihre Zahnbürste neben die seine gestellt und ihr Pyjamaoberteil bei ihm deponiert.
    Die Pyjamahose? Sie trug keine.
    Er zählte die Tage, die ihn vom 27. Mai trennten.
    An diesem Tag setzte er sie in ein Taxi zum Flughafen, schlug die Wagentür zu, wartete, bis das gelbe Taxi um die Ecke der 74th Street gebogen war, und stieß einen Freudenschrei aus, der mehr als einen Passanten dazu brachte, sich nach ihm umzudrehen.
    Es war ein Freitag, und noch am selben Abend zog er mit Caillebotte – so nannte er Jerome inzwischen – los, um zu feiern. Im Village Vanguard lernte er eine wundervolle Frau kennen. Eine richtige Frau mit Krähenfüßen und großen, traurigen Augen. Eine müde, groß gewachsene Brünette, die Whisky pur trank und Sammelarmbänder trug. Er nahm sie mit nach Hause und landete mit ihr im Bett. Untermalt von Stöhnen und dem leisem Klirren der Anhänger. Gegen Mittag schlugen sie die Augen auf. Sie gefiel ihm sehr. Ihr Blick war von einer Traurigkeit verschleiert, die sie geheimnisvoll wirken ließ. Sie gestand ihm, dass sie ein paar Jahre älter war als er, und er entgegnete, das sei sehr gut so, er habe genug davon, jung zu sein. Sie schliefen bis vier Uhr nachmittags miteinander. Sie gefiel ihm immer besser. Er malte sich verruchte Küsse aus, Abendessen bei Kerzenschein, Gespräche über die Liebe und das Verlangen, die Freiheit und die Macht, seine Zwänge selbst zu wählen, über den Menschen, der alles weiß und nichts versteht, und über den Menschen, der nichts weiß und alles versteht … Bis sie ihren BH zuhakte und ihn bat, sie zu begleiten: Sie musste ihre Söhne vom Judokurs abholen. Er stürzte von Wolke sieben zurück auf die Erde.
    Er sah sie nicht mehr wieder.
    Er erinnerte sich noch an die Namen der beide Jungen: Paul und Simon.
    Ein paar Tage später lud Caillebotte ihn zur Eröffnung einer Ausstellung der Barnes Foundation ins Metropolitan Museum of Art ein. Da werden jede Menge Impressionisten zu sehen sein, sagte er, und ihm fielen beinahe die Augen aus den Höhlen. Gary holte ihn bei Brooks Brothers ab,

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