Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)
Sie sind meine Madonna, meine unbezähmbare Jungfrau, mein pochender Schmerz …«
Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sich Denise einer Ohnmacht nahe. Er würde sie um ihre Hand bitten … Und wenn sie ihn noch länger abwies, wenn sie noch länger ihren finsteren Gedanken nachhing, die ihn immer weiter von ihr forttrieben, dann würde sich sein ganzer Zorn über ihr entladen. Er würde gehen und die Tür hinter sich zuschlagen, und sie würde in ihrem Zimmer Zuflucht suchen und mit dem Kopf gegen die Wand schlagen, bis sie einstürzte …
»Oh, Bruno … Sagen Sie nicht, Sie …«
»Doch … Denise, ich liebe Sie, ich will Sie, ich begehre Sie, ich brenne für Sie in erbarmungslosem Feuer, und ich habe diese schändliche Lade durchsucht, um Ihnen den Beweis für Ihren Verrat präsentieren zu können. Die Eifersucht ist eine unersättliche Gebieterin. Sie hält Sie in festem Griff, bedrängt Sie, gräbt in Ihrem Inneren einen Sturzbach aus schwarzem Schlamm … Ich habe mich von diesem Schlamm mitreißen lassen. Ich habe eine Hand in den Morast gesteckt und die Schublade geöffnet …«
Er hob seine lange, weiße Hand mit den frisch manikürten Fingern. Drehte sie vor Denises tränennassen Augen.
»Nichts habe ich gefunden! Das war meine Strafe. Ich war doppelt niederträchtig. Ich habe an Ihnen gezweifelt, und ich habe Sie verstört, indem ich den Bleistiftspitzer verschob … Können Sie mir verzeihen, mein geliebter Engel?«
»Bruno … Oh, Bruno …!«
Sie spürte, wie ein lauer Zephir über ihren Körper strich, sie keuchte, hob eine Hand an ihre Brust. Alles drehte sich um sie, und sie klammerte sich an die Tischkante, um nicht zu fallen.
Chaval griff nach ihrer Hand und hob sie an die Lippen.
Kaum berührten Brunos Lippen ihre Haut, vergaß sie alles. Sie fühlte sich wie ein Kind, das zum ersten Mal ein Stück Zucker probiert und von der Süße ganz überwältigt ist.
»Können Sie dem Dämon verzeihen, der in meinem Herzen umgeht?«
»Sie sind mein Engel …«
»Ich habe gelitten, Denise, ich habe so sehr gelitten … Glauben Sie mir das?«
Sie nickte schwach.
»Und Sie sind mir nicht böse?«
Sie schüttelte den Kopf und riss sich mit schier übermenschlicher Kraft zusammen.
»Sie lieben mich! Sie lieben mich! Sagen Sie es mir noch einmal … Ich kann es gar nicht oft genug hören.«
Er sah sie wortlos an, und sie fasste dieses Schweigen als eine neuerliche Liebeserklärung auf.
»Oh, Bruno, ich werde alles für Sie tun … Alles, um Sie zu beruhigen und Ihnen Ihren Mannesstolz wiederzugeben. Ich werde arbeiten, ich werde putzen gehen, ich werde Freudenmädchen, Wasserträgerin, Tagelöhnerin, Akrobatin, ich werde Feuer spucken, ich werde Ihre Trittleiter zum Ruhm sein, der Fußabstreifer, an dem Sie Ihre geflügelten Füße abwischen, Ihre demütige Magd, ich werde sein, was immer Sie wollen … sprechen Sie! Ich werde Ihnen gehorchen …«
Teufel noch eins, dachte Chaval. Die alte Jungfer geht ja ab! Ein dumpfes Grollen entrang sich seiner Kehle.
»Meinen Sie wirklich ernst, was Sie da sagen, meine Geliebte?«
»Das tue ich, und ich verspreche, Ihnen mein Leben lang eine treue und ergebene Ehefrau zu sein …«
Bei dem Wort »Ehefrau« zuckte er zurück. Was war das denn? Mir scheint, Sie überstürzen da etwas, Teuerste … Ich muss dringend auf die Bremse treten, sonst steckt mein Kopf bald in der Schlinge …
Doch er fand die Bremse nicht, und die von glühendem Fieber erfasste Trompete verschlang ihn den ganzen Abend mit Blicken, ohne ihren Salat und den Rinderschmorbraten anzurühren.
Nachdem sie die »Butte en vigne« verlassen hatten, presste sie sich bei der ersten Straßenlaterne an ihn, warf ihre schlaffe Brust zurück und bot ihm ihre faltigen Lippen dar. Die Wirkung des spanischen Weins hatte Chavals Hoffnungen weit übertroffen.
»Komm, komm«, flüsterte sie und umschlang ihn mit gierigen Armen. »Trag mich zu meinem Lager und lass uns den Moment vergessen, lass uns alles vergessen … Ich will unter deinen Liebkosungen erschauern … Ich will jeden Quadratzentimeter deiner Haut anbeten und mit meiner glühenden Feuchte bedecken.«
Verschreckt begleitete er sie zurück in die Rue de Pali-Kao.
Sie konnte kaum noch stehen und redete wirr.
Sie wimmerte schwach, als er sich von ihr lösen wollte. Drängte sich mit ihrem ganzen Körper an ihn. Bleib bei mir, flehte sie, nimm mich, stöhnte erneut und klebte an ihm wie ein schwerer, schlaffer Blutegel. Er versuchte
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