Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
Vom Netzwerk:
verstockt zerknüllte sie ihre Serviette. Chaval konnte ihre Gedanken hören. Die Schublade, die Mappen, der Bleistiftspitzer, das O in Grobz, das A in Marcel, das »Goldene Schwein«, das zu grunzen begann und sie an das schändliche Verhalten ihres Vaters erinnerte, das Leid ihrer Mutter, das Exil in der Rue de Pali-Kao, all das drängte ins Gedächtnis dieses armen Mädchens zurück.
    »Ich finde Sie heute sehr still«, sagte er und musterte sie wie ein verärgerter Grundschullehrer.
    »Verzeihen Sie, ich bin nicht ganz ich selbst … Ich habe solche Angst davor, dass sich die Szenen aus meiner Kindheit wiederholen! Oh, das würde ich nicht überleben! Ich würde es nicht überleben! Verstehen Sie? Sie wissen nicht, wie das ist, wenn die Leute mit dem Finger auf einen zeigen, wenn ihre Blicke Sie beschmutzen, Sie kennen nicht das Tuscheln hinter Ihrem Rücken, die Beschuldigungen … Sie sind zu vornehm, um so etwas je erlebt zu haben …«
    »Hören Sie doch endlich auf, sich etwas zurechtzuspinnen, Denise …«
    Der Sommelier präsentierte ihm die Weinkarte, und Chaval studierte die Liste der Anbaugebiete. Am besten nehme ich einen mit viel Alkohol und Sonne, der wird sie zum Schweigen bringen. Er deutete auf einen spanischen Wein mit vierzehn Prozent Alkohol, und der Sommelier verneigte sich langsam, verwundert über diese Wahl.
    »Eine herrliche Rebe …«
    »Ich weiß, was ich tun werde«, erwachte Denise Trompet plötzlich aus ihrer schmerzlichen Lethargie. »Ich werde Monsieur Grobz sagen, er soll die Zugangscodes für seine Konten ändern … Das ist es! Ich werde ihm sagen, das solle man ohnehin regelmäßig tun, bei der heutigen Onlinekriminalität sei das eine unumgängliche Vorsichtsmaßnahme. Er wird auf mich hören, er wird mir sogar sagen, ich solle die neuen Zahlen selbst aussuchen, er hat ja so viel um die Ohren in letzter Zeit … Der arme Mann weiß vor lauter Arbeit gar nicht mehr, wo ihm der Kopf steht …«
    Chavals Gedanken rasten. Was für eine interessante Information!, sagte er sich, während er Denises schlaffes, vor Erregung zitterndes Kinn betrachtete. Sie genießt also das volle Vertrauen des Alten! Sie kann die Zugangsdaten ändern … Welche Waffe sie mir da ahnungslos in die Hand gibt! Ich lasse die alte Grobz noch ein bisschen mit den Konten spielen, dann rede ich der Trompete ein, es sei an der Zeit, die Kombination zu ändern. Und die neuen Codes behalte ich für mich … Ich werde ihr auch raten, den Code der Alarmanlage zu wechseln. Dann ist Henriette weg vom Fenster. Und ich bekomme hundert Prozent, Mercedes-Cabrios und Mädchen, die sich von mir flachlegen lassen … zarte Dessous, biegsames Fleisch, leise, wollüstige Schreie, wilde Stöße …
    Beim Gedanken an diese leuchtende Zukunft warf er sich in die Brust.
    Aber zuvor musste er die Gefahr abwenden, die der Trompete keine Ruhe ließ.
    »Da Sie nicht aufhören, sich zu quälen, Denise, will ich Ihnen die Wahrheit gestehen … Ich war es, der Ihre Schublade durchsucht hat …«
    »Sie!«
    »Ja, mein süßer, goldener Pfirsich … ich war es, oder besser gesagt, mein Dämon … Erinnern Sie sich an den Abend, als ich Ihnen Ihren Schlüssel abgenommen habe?«
    »Ja …«, stammelte die Trompete erschreckt.
    »An diesem Abend glaubte ich, dass Sie mich anlügen … Dass Sie in diesem Schreibtisch zärtliche Briefe verstecken, Liebesschwüre eines Rivalen, der Ihnen zu Füßen liegt. Nachdem Sie an jenem Abend zart und leichtfüßig in den Tiefen der Métro entschwunden waren, habe ich in einem Hotel übernachtet, um meine geliebte Mutter nicht aufzuwecken. Aber geschlafen, nein …«
    Er stieß ein langes, gequältes Seufzen aus.
    »Ich habe in dieser Nacht kein Auge zugetan. Jedes Mal, wenn mich der Schlaf übermannte, schreckte ich wieder hoch und sah vor mir einen Rivalen, der mich verspottete, über meine keuschen Träume, meine glühenden Sehnsüchte lachte … Und da habe ich ein Verbrechen begangen. Ich habe den Schlüssel nachmachen lassen, und ich habe mir vorgenommen, eines Abends diese Schublade zu besuchen …«
    Die Trompete erschauerte. Das war ja so romantisch, so rührend. Dieser schneidige, attraktive Mann, dieses Objekt all ihrer Träume und Begierden, glaubte allen Ernstes, ein anderer versuche ihm ihre Gunst streitig zu machen …
    Ihre Hand zitterte und sie sagte leise: »Dann lieben Sie mich ja …«
    »Ob ich Sie liebe?«, rief Chaval mit gespielter Empörung. »Ich liebe Sie nicht, ich verehre Sie,

Weitere Kostenlose Bücher