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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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Gehirn unternimmst …«
    »Dazu brauche ich ein Foto …«
    »Wir haben noch die Bilder von letztem Weihnachten«, sagte Josiane, die hinter der Küchentür gelauscht hatte und auf Zehenspitzen wieder hereingekommen war.
    »Perfekt«, sagte Junior. »Dann werde ich mich in mein Zimmer zurückziehen, mich konzentrieren und dir anschließend sagen, was ich sehe … Aber du sollst wissen, Hortense, dass dies eine großherzige, noble Geste meinerseits ist … Es bedeutet nicht, dass ich auf dich verzichte!«
    »Ich bitte dich, Junior, das meinst du doch nicht ernst! In siebzehn Jahren bin ich ein altes, vertrocknetes Hutzelweib!«
    »Du wirst niemals ein altes, vertrocknetes Hutzelweib sein! Und ich werde dein Ehemann sein …«
    »Hast du das in meinem Gehirn gelesen?«, fragte sie nervös.
    »Ich werde dir nichts verraten, denn wer die Überraschung, das Mysterium raubt, der tötet das Verlangen, und ich will, dass du dich nach mir verzehrst … Dass du dich über alle Verbote, alle Vorurteile hinwegsetzt und wir beide ein überwältigendes Paar werden … Wir können es schaffen, Hortense! Hab Vertrauen zu mir, und hab Vertrauen zu dir selbst …«
    »Oh«, rief Hortense, »was das angeht, macht mir so schnell keiner was vor!«
    »Und genau das liebe ich an dir … Unter anderem!«
    »Sag mal, findest du nicht, dass dein Kleiner langsam größenwahnsinnig wird?«, wandte sich Hortense an Josiane.
    Josiane zuckte mit den Achseln. Juniors Liebeswahn beunruhigte sie nicht. Sie hatte sich an die Schrullen ihres Sohnes gewöhnt. Das Wichtigste war jetzt, Marcel zu retten. Sie beobachtete Hortense, ihr engelhaftes, grausames Lächeln, ihre runden Schultern, ihre schmalen Hüften, ihr mit einer Nadel hochgestecktes volles Haar, sie lauschte dem Gespräch zwischen Hortense und Junior, und sie sagte sich, dass es das Leben doch immer wieder fertigbrachte, einen zu überraschen, dass es geduldig abwartete, um einem dann besser an die Gurgel gehen zu können, und dass man das wohl einfach hinnehmen und sich fügen musste …
    Die Geschichte vom Kleinen Mann und Cary Grant wuchs in Joséphines Kopf heran.
    Manchmal schwoll sie so stark an, dass sie nach draußen auf die Straße gehen und frische Luft atmen musste, um ihren armen, mit einem kaum vorstellbaren Sammelsurium aus Wörtern, Gefühlen, Orten, Situationen, Geräuschen und Gerüchen vollgestopften Kopf durchzulüften …
    Sie schnappte sich Du Guesclins Leine, und gemeinsam liefen sie los, durch die Straßen von Paris. Sie schritt zügig aus, und der Rhythmus ihrer Schritte bestimmte ihre Gedanken. Du Guesclin lief voraus und bahnte ihnen einen Weg durch die Passanten.
    Sie lief und lief, und nach und nach fand alles seinen Platz wie auf einer Theaterbühne, auf der sie als Regisseur fungierte.
    In der linken Ecke der Kleine Mann …
    Ihr war noch kein Name für ihn eingefallen …
    Sie stellt ihn sich linkisch und gehemmt vor, in einem dunkelgrauen Strickpullover, einem weißen Hemd, einer marineblauen Krawatte und einer langen grauen Flanellhose. Mit geröteten Nasenflügeln, glänzender Stirn und feinen Haaren am Kinn. Seine Augen sind hell, beinahe durchscheinend. Er zittert, zaudert, zagt und zappelt sich ein Auftreten zusammen. Alles an ihm ist schief und krumm.
    Monsieur und Madame Boisson hatten die Rolle der Eltern des Kleinen Mannes übernommen. Kalt, steif und mit dem gelassenen Egoismus jener Menschen, die sich niemals Fragen stellen und reglos zusehen, wie das Leben an ihnen vorbeizieht.
    Ihre Wohnung diente ihr als Rahmen, die in der Vitrine eingeschlossenen Champagnergläser, die Teppiche, die man nur mit Vorsicht betreten darf, das Tablett mit den Flaschen, das sonntagmittags zum Aperitif hervorgeholt wird, wenn Verwandte oder Freunde zu Besuch kommen, das kleine Kissen, das sich Madame Boisson ins Kreuz schiebt, um es bequemer zu haben, das klobige Radiogerät, an dem sie verfolgen, was in der Welt vor sich geht: die Reden des General de Gaulle, die Direktwahl des Präsidenten der Republik, das Ende des Algerienkriegs, der Tod von Édith Piaf, Henri Tisots Imitationen des Generals, die Weihe von Papst Johannes XXIII ., der Tour-de-France-Sieg von Eddy Merckx, der Bau der Berliner Mauer, der erste schwarze Student an einer amerikanischen Universität, das Recht der Frauen, ohne Einwilligung ihres Mannes zu arbeiten …
    Der Kleine Mann sagt sich, dass die Welt dabei ist, sich zu verändern, auch wenn sich bei ihm zu Hause nichts ändert. Monsieur und

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