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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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schmachtete sie mit feuchten Augen an.
    Wie grauenvoll! Der fängt doch jetzt nicht noch an zu heulen!, dachte Hortense. Dieser Kerl ist echt widerlich.
    »Ich hatte mich daran gewöhnt, in der Vergangenheitsform an dich zu denken … Ich dachte, ich würde dich niemals wiedersehen …«
    »Warum denn nicht?«
    »Du bist so überstürzt verschwunden …«
    »Alles, was ich tue, tue ich überstürzt«, räumte sie ein, »das liegt an meinem Alter …«
    Peng, damit habe ich ihn daran erinnert, dass er älter ist als ich. Dass er in den Vierzigern rumsumpft. Und schon liegt er wieder schlotternd vor mir auf den Knien.
    »Außerdem arbeite ich viel … Ich habe einen Vertrag bei Banana Republic in New York ergattert, in einer Woche fliege ich.«
    »Du gehst nach New York?«
    »Um die Wahrheit zu sagen, war mein Anruf nicht ganz uneigennützig …«
    »Wenn ich dir einen Gefallen tun kann …«
    »Ich wollte wissen, ob du die Firma kennst … Wo liegen ihre Stärken? Was ist ihre Zielgruppe? Teenager oder eher reifere Frauen? Soll ich lässige Klamotten zeichnen oder lieber Abendgarderobe? Wenn du mir dabei helfen könntest …«
    Dem Gegenüber schmeicheln, damit er sich vor Stolz aufbläht und seine Verteidigung bröckelt … Hortense wusste, dass dieses Rezept unfehlbar war. Vor allem bei einem Mann wie Chaval. Er sog das Kompliment auf wie den Rauch einer verbotenen Zigarette und schwoll vor Wichtigkeit an.
    »Ich kenne die Marke nicht näher, aber ich kann mich informieren …«
    »Das würdest du für mich tun?«
    »Ich würde alles für dich tun, Hortense …«
    »Danke, das werde ich mir merken … Du bist ein Schatz …«
    Sie sagte es mit einem Hauch von Zärtlichkeit in der Stimme, und Chaval fühlte sich zu ihrem tapferen Ritter geschlagen. Mein Gott! Mein Gott! Wie lange habe ich einfach nur rumgesessen, ohne nachzudenken? Ohne brillante Pläne zu schmieden? Mein Hunger war weg, meine Gier. Hortense brauchte bloß diesen Teesalon zu betreten, ihre Handtasche auf den Tisch zu werfen und mich anzulächeln, schon glühen mein Kopf und meine Kehle. Ich hatte vergessen, was eine echte Frau ist, eine gefährliche Frau, eine hochmütige Frau, die mich vor Herausforderungen stellt und einen Abgrund vor meinen Füßen aufklaffen lässt. Er verspürte den Drang, sich in diesen Abgrund zu stürzen. Er vergaß seine Prinzipien, vergaß alle Vorsicht und kannte nur noch einen Gedanken: Hortense von seinen Plänen und dem hübschen Vermögen zu erzählen, das ihn erwartete.
    »Und was ist mit dir?«, fragte Hortense. »Was treibst du so im Moment?«
    »Ich bin an einer großen Sache dran«, verkündete er stolz.
    »Aha …«, sagte Hortense und heuchelte Desinteresse.
    Gekränkt sagte sich Chaval, dass sie ihm wohl nicht glaube. Und wie alle, die meinen, sie hätten das erhoffte Vermögen schon in der Tasche, preschte er Hals über Kopf los, übersprang alle Hindernisse, die ihm die Vernunft in den Weg gestellt hätte, wenn er auch nur einmal nachgedacht hätte, und stürmte mit gezücktem Säbel zum Angriff.
    »Glaubst du mir nicht?«
    »O doch …«, entgegnete Hortense, während ihre Miene verriet, dass sie ihm nicht ein einziges Wort davon abnahm.
    »Und ich werde bald sehr reich sein! Möchtest du einen Beweis? Ich habe erst gestern ein Mercedes-Cabrio bestellt, das allerneueste Modell …«
    »So reich!«, versetzte Hortense kühl und studierte die Dessertkarte.
    Sie tat, als könnte sie sich nicht zwischen einem Karamellflan mit Himbeeren und der Spezialität des Hauses, einer Sahnecremetorte mit Obst, entscheiden. Bat ihn um Rat.
    »Ich sehe schon, du nimmst mich nicht ernst …«
    »Hast du schon etwas ausgesucht? Oder willst du gar nichts … Ich kann mich immer noch nicht entscheiden. Hier schmeckt alles so lecker.«
    »Du glaubst wohl, mit mir sei nichts mehr los … das schmerzt mich, Hortense!«
    »Nicht doch … Aber ich will ehrlich zu dir sein. Ich habe mit Marcel gesprochen, und ich hatte den Eindruck, die Konjunktur sei im Moment ziemlich schwierig. Das hat er selbst gesagt. Und ihr beide seid doch in der gleichen Branche oder nicht?«
    »Und genau da täuschst du dich, meine Schöne … Ich mache jetzt in Finanzen. Hochfinanz! Ich spekuliere …«
    »Mit deinem Geld?«
    »Sagen wir, mit Geld …«
    »Und davon wirst du reich?«
    »Sehr reich …«
    »Ich will dir nicht verschweigen, dass mich das interessiert, ich möchte nämlich ein eigenes Label gründen, und dazu brauche ich finanzielle Mittel …

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