Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)
Ich brauche einen zahlungskräftigen Investor, der mich unterstützt …«
»Er steht vor dir! Ich bin dein Mann!«
»Hör zu, Bruno …«
Er hörte seinen Vornamen aus Hortenses Mund und wurde wieder butterweich. Als sie noch zusammen waren, hatte sie ihn immer nur Chaval genannt. Zärtlichkeit war zwischen ihnen kein Thema. Sex und Kohle, mehr nicht! Ist das klar?, hatte sie ihn zusammengestaucht, als er es eines Tages gewagt hatte, ihr zu gestehen, dass er verrückt nach ihr war …
»Hör zu, Bruno«, wiederholte sie und gurrte die beiden Silben, rollte sie in ihrem Mund, benetzte damit ihre Lippen. »Ich meine es ernst, ich rede nicht einfach so daher …«
»Ich erst recht nicht!«
»Ich würde dir wirklich gern glauben … Aber ich habe die Nase voll von Leuten, die sich groß aufspielen, und wenn du sie dann um eine kleine Unterstützung bittest, machen sie sich dünn … Große Töne spucken kann jeder, aber an den Taten erkennt man einen Mann!«
Sie hatte eine Idee, wie sie Chaval die Würmer aus der Nase ziehen würde.
»Denkst du dabei an jemand Bestimmten?«, fragte er.
»Ja. Jemanden, den du kennst … Und ich bin stocksauer auf ihn!«
»Sag mir, wer es ist, und ich bringe ihn um«, sagte er, nur halb im Scherz.
»Ich schwöre dir, wenn ich einen Weg wüsste, ihm sein Geld zu klauen, würde ich es ohne Skrupel tun. Er würde es ja nicht einmal merken! Der hat Kohle ohne Ende! Ich habe es so satt, arm zu sein, Bruno … Ich habe so viele Ideen, so viele Pläne … Aber ich kann sie nicht umsetzen! Und niemand will mir helfen … Dieses Jahr habe ich als Klassenbeste abgeschlossen, und ich habe mehrere Modelle entworfen, die großen Marken angeboten werden. Aber das bringt mir nichts ein! Nicht einen Euro! Und wenn ich dann einen Typen, der gar nicht mehr weiß, wohin mit seinem ganzen Geld, bitte, mir ein bisschen was zu leihen … Zu ›leihen‹, wohlgemerkt, ich würde ihm ja alles bis auf den letzten Cent zurückzahlen … tja, da sagt er Nein! Behauptet, ich sei noch zu jung, ich steckte ja noch halb in den Windeln! Ich hasse ihn, glaub mir, ich hasse ihn!«
»Beruhige dich«, sagte Chaval. Plötzlich sah er sich als Retter in der Not.
»Was nutzen mir meine ganzen Ideen, wenn ich kein Geld habe, um sie umzusetzen …«
Zornig schlug sie auf den Tisch.
»Ich werde dir helfen, wart’s nur ab … Ich werde dir helfen …«
Sie seufzte gereizt. Der Kellner kam an den Tisch, um ihre Bestellung aufzunehmen. Sie bestellte matt ein Stück Obsttorte und einen Rauchtee. Er notierte das Gewünschte und ging wieder.
»Ich will nicht als Kellner enden, so wie der da«, knurrte Hortense, laut genug, dass Chaval sie hörte.
»Warte …«, sagte Chaval. »Warte …«
Er war derart aufgewühlt, dass er überhaupt nicht auf den Gedanken kam, sie könnte ihn hinters Licht führen. Mit der ganzen Selbstgefälligkeit des einstigen Schönlings sagte er sich, dass sie zu ihm zurückgekehrt sei, dass sie ihn brauche, dass sie sich nach seinen Umarmungen sehnte, er parfümierte sich mit diesem Gedanken, atmete ihn ein, berauschte sich daran. In seinem Kopf verschwamm alles. Er musste Gewissheit haben und fragte sie rundheraus: »Wen hast du um Geld gebeten?«
»Wozu soll das gut sein? Du kannst doch eh nichts daran ändern … Aber ich bin so sauer auf ihn, das kannst du dir gar nicht vorstellen!«
»Ich kenne ihn, hast du gesagt.«
»Und wie du ihn kennst …«
»Es ist nicht zufällig Marcel Grobz?«, säuselte Chaval mit Verschwörermiene.
»Wie hast du das erraten?«, rief Hortense. »Ich bin beeindruckt, Bruno, ich bin beeindruckt! Und dabei hat er behauptet, du seist am Ende, erledigt, reif für den Müll! Dass er dich nicht mal mehr als Fußabstreifer einstellen würde!«
»Das hat er gesagt?«
»Wortwörtlich!«
»Das wird er mir büßen!«
»Aber ich habe ihm nicht geglaubt«, ergänzte Hortense verführerisch wie eine Katze, die die Milch aufleckt, die sie kurz zuvor mit der Pfote umgeworfen hat. »Der Beweis? Ich sitze hier und habe dich um Informationen über Banana Republic gebeten …«
»Das wird dem Alten noch leidtun!«
Er beugte sich vor und winkte sie näher heran. Sie streckte unter dem Tisch ein Bein aus, ihr Oberschenkel streifte den von Chaval, und er verlor vollends den Kopf.
»Er ist der Typ, den ich im Visier habe! Dank ihm werde ich steinreich!«
»Wie soll das denn funktionieren?«, fragte Hortense.
»Ich habe es geschafft, mir die Zugangsdaten zu seinen Konten
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