Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)
Junior. »Du musst ein für alle Mal auf den Tisch hauen, zeig ihr, dass du auch anders kannst … Sie hat alles, was sie will, sie hat die Wohnung behalten, du zahlst ihr Unterhalt, du polsterst das Bankkonto für ihre Rente auf, aber in ihrer Gier glaubt sie immer, sie bekäme nicht genug. Hör auf, so spendabel zu sein! Es gibt keinen Grund, warum sie bei der Bank in der Liste deiner privaten Konten auftauchen soll. Das ist absurd …«
»Das war doch für ihre Rente …«, erklärte Marcel. »Ich weiß, was es heißt, arm zu sein. Ich weiß, wie es ist, wenn nachts die Panik kommt, wenn einem die Angst in die Eingeweide fährt, wenn man sich nicht mehr traut, die Post aufzumachen, und in seinem Portemonnaie nach den letzten Münzen kramt. Ich wollte nicht, dass sie sich Sorgen macht …«
»Diese Frau hat den ganzen Tag nichts anderes zu tun, als Rachepläne zu schmieden«, sagte Junior. »Dreh ihr den Geldhahn zu, dann bleibt ihr nichts anderes übrig, als zu arbeiten wie alle anderen auch …«
»In ihrem Alter!«, rief Marcel. »Das kann sie nicht!«
»Sie ist zäher, als du glaubst! Sie ist eine hinterhältige Schlange, aber sie steckt noch voller Energie …«
»Ich kann sie doch nicht einfach auf die Straße setzen …«, brummte Marcel vor sich hin und zog an seiner Zigarre.
»Sie würde keine Sekunde zögern, wenn es umgekehrt wäre!«, schimpfte Josiane.
»Ich weiß, ich weiß … Und ich bin ihre ewigen Intrigen leid … Wird sie denn nie damit aufhören?«
»Niemals!«, rief Josiane. »Die wird noch auf unserem Grab weitertanzen!«
»Ich hatte gehofft, sie würde sich irgendwann beruhigen … Kann sie denn nicht das Gleiche machen wie alle anderen Frauen in ihrem Alter? Bridge spielen, stricken, ins Konzert gehen, ein Herbarium anlegen, mit einem alten Verehrer Tee trinken, Proust und Chateaubriand lesen, Klavierspielen lernen, Klarinette lernen, einen Stepptanzkurs machen! Was weiß denn ich? Ich reiß mir ein Bein aus, damit es ihr gut geht, und sie spuckt mir ins Gesicht!«
Er ereiferte sich, um den Schmerz darüber zu verbergen, dass eine Frau, die er einmal geliebt hatte, ihn immer noch mit ihrem Hass verfolgte. Eine Frau, die er umworben, in seinem Herzen getragen und verehrt hatte.
Er hob die Arme, ließ sie wieder sinken, entrüstete sich zunehmend, spuckte ein Stück Tabak aus, schnaufte, wurde knallrot, wurde kalkweiß, und diese hektischen Regungen ließen seine gewaltige Enttäuschung darüber erahnen, erneut Opfer ihrer Geringschätzung geworden zu sein.
»Hör auf, dich in Rage zu reden und dir vorzustellen, wie es anders sein könnte, Vater! Du wirst Henriette nicht ändern. Dich zu hassen, ist ihr ganzer Lebensinhalt geworden … Es ist ihr einziger Zeitvertreib. Und sie sprüht noch vor Lebenskraft …«
»Das hat sie uns gerade erst wieder bewiesen …«, ergänzte Josiane. »Du musst sie ein für alle Mal aus unserem Leben vertreiben. Fang damit an, ihr den Unterhalt zu kürzen, und vor allem, vor allem musst du ihr Privatkonto auflösen. Ihr seid geschieden … Vor Gericht wurde ein Urteil gesprochen. Du hältst dich strikt an die Vorgaben des Gesetzes, das reicht …«
»Aber ich werde sie nicht anzeigen … Das könnte ich niemals«, sagte Marcel und schüttelte den Kopf.
Die Flöte war verstummt, und er hoffte, sie würde wieder weiterspielen und mit ihrem Klang den Schmerz lindern, den er verspürte. Er mochte die Vorstellung nicht, gegen Henriette Krieg führen zu müssen. Er betrachtete seine Frau und seinen Sohn. Sie hatten recht. Man heilt eine hasserfüllte Frau nicht mit Almosen. Man muss hart zuschlagen, damit die Schlange sich krümmt und stirbt. Dass sie mir mein Geld wegnimmt, ist mir egal, aber sollte sie jemals mein Glück antasten, würde ich verrückt.
»Bestell sie her. Und auch Chaval … Überrumple sie. Sag ihnen, dass du die Bullen informiert hast, dass Ermittlungen eingeleitet wurden, dass sie ins Gefängnis kommen, was weiß ich. Sag irgendwas, aber mach ihnen Angst. Eine solche Heidenangst, dass sie es ein für alle Mal kapieren … Du kannst den Leuten doch Angst machen, wenn es sein muss, nicht wahr, mein Bärchen?«
Marcel seufzte.
»Ich verbringe meine ganze Zeit mit Kämpfen … Ich bin müde.«
»Aber es wäre Feigheit, sie nicht zu bestrafen«, erwiderte Junior mit erhobenem Zeigefinger, als verkündete er eine Weisheit von Marc Aurel.
»Und Denise Trompet?«, fragte Marcel.
»Sie hat nichts damit zu tun«, antwortete Josiane.
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