Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)
»Und sie wird nichts davon erfahren. Das ist nicht nötig … Sie ist eine ehrliche Haut, da bin ich mir ganz sicher. Chaval hat sie ausgenutzt. Und ich will dir noch etwas sagen, mein Bärchen … Du schaffst die Arbeit nicht mehr allein, du bist müde. Lass mich in die Firma zurückkommen. Junior braucht mich hier nicht. Ich habe nichts zu tun und langweile mich. Ich rotiere durch die Wohnung wie ein wild gewordener Kreisel. Du suchst eine rechte Hand? Ich werde deine rechte Hand sein … Und aufpassen. Junior und ich haben auch schon mit der Arbeit angefangen und ein neues Produkt aufgetrieben, eine fantastische Sache. Du brauchst nur noch zu unterschreiben, dann ist der Deal geritzt!«
»Aber Junior ist noch viel zu klein, um allein zu bleiben!«, rief Marcel mit einem Blick auf seinen Sohn, der kerzengerade am Ende des Tisches saß.
»Maman könnte halbtags arbeiten«, schlug Junior vor. »Morgens kümmert sie sich um mich, und nachmittags geht sie ins Büro. Sie muss ihre grauen Zellen auf Touren bringen … Und ich habe nachmittags Unterricht bei Jean-Christophe. Dieser Mann ist hochgebildet, er bringt mir herrliche Dinge bei. Mit ihm mache ich große Fortschritte …«
»Das sehe ich, mein Sohn! Du beeindruckst mich jeden Tag mehr …«
»Und außerdem«, fuhr Junior fort, »möchte ich selbst gern die Entwicklung deiner Firma mitverfolgen. Das interessiert mich. Die Welt verändert sich, und du hast vielleicht nicht mehr die Kraft, dich den großen Umwälzungen anzupassen, die uns bevorstehen … Es kommen gewaltige Erschütterungen auf uns zu, Vater.«
»Woher weißt du das?«
»Ich weiß es, vertrau mir … Du kannst nicht so weitermachen wie bisher. Irgendwann fällst du tot um, und dann wären Maman und ich sehr traurig … Schwarze Vögel würden über unseren Köpfen kreisen, und wir würden uns ganz klein machen, damit sie uns nicht verschlingen …«
Marcel atmete geräuschvoll aus. Er schüttelte den Kopf wie ein Pferd, das vor dem Hindernis verweigert, weil es nicht mehr die Kraft zum Sprung hat. Hortense lauschte den Worten von Mutter und Kind. Sie beide verband der Wunsch, Marcel zu beschützen. Wider Willen war sie beinahe gerührt und unterdrückte ein Seufzen.
»Ihr habt recht«, sagte Marcel schließlich. »Ich bestelle Chaval und Henriette her. Ich werde dafür sorgen, dass Chaval auf Nimmerwiedersehen verschwindet. Ich werde ihm sagen, dass er auf der schwarzen Liste steht und nie wieder einen Job bekommen wird, dann ist der Kerl erledigt … Was Henriette angeht, der lasse ich die Wohnung und ihren Unterhalt, und das war’s. Soll sie zusehen, wie sie klarkommt …«
»Und damit bist du immer noch sehr großzügig, mein Dickerchen …«
»Ach, das ist idiotisch, weißt du, aber ich hatte das Gefühl, ich müsste für mein Glück bezahlen … Ich war wie diese Hunde, die zu lange an der Leine gehalten werden und sich irgendwann an die Kette gewöhnen, die ihnen ins Rückgrat schneidet. Ich habe so lange unter der Fuchtel dieser Frau gelebt, dass mir das Sklavendasein zur Gewohnheit geworden ist … Aber ich verspreche euch, ich werde reagieren. Hortense ist meine Zeugin. Ich danke dir, meine Schöne, für das, was du für uns getan hast … Du bist ja doch ein braves Mädchen.«
Hortense antwortete nicht. Sie war nicht gerade begeistert davon, als braves Mädchen bezeichnet zu werden, aber sie verstand, was er damit ausdrücken wollte.
Marcel schob mit dem Kreuz seinen Stuhl zurück und stand auf.
»Dann gibt es also Krieg! Und ich werde keine Skrupel kennen …«
Sie nickten.
»Perfekt«, sagte Marcel. »Dann ist die Sache ja geklärt. Ich habe zwei neue Partner und kann mir in Zukunft in aller Seelenruhe die Nasenhaare zupfen! Aber jetzt gehen wir zwei erst mal ins Bett und feiern deine Einstellung, Choupette!«
Josiane hob den Kopf.
»Und du wirst auch nicht wieder schwach werden?«, fragte sie. »Versprich es mir!«
»Ich werde unerbittlich sein … Grausam und blutrünstig!«
»Und du lässt mich an deiner Seite arbeiten …«
»Du wirst meine zweite Hälfte sein, im Bett und im Büro!«
»Ohne mir Vorwürfe zu machen oder mir ein schlechtes Gewissen einzureden?«
»Und du bekommst das Gehalt eines Finanzministers!«
»Und was ist mit mir?«, schaltete sich Junior ein. »Bekomme ich auch einen Platz in deiner Firma?«
»Wir drei werden ein Triumvirat bilden!«
Josiane kicherte vor Glück und streckte die Arme nach ihm aus.
Mit weit ausgreifender Geste umarmte
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