Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)
Cortès?«
»Noch hat man Sie ja nicht vor die Tür gesetzt. Bis jetzt sind das alles nur Vermutungen …«
»Ich rieche Ärger … Wir müssen uns unbedingt etwas einfallen lassen, damit sie mich nicht rauswerfen können.«
»Ich hätte da vielleicht eine Idee …«
»Los, raus damit, Madame Cortès, sagen Sie schon …«
»Wir könnten eine Petition im Haus herumgehen lassen … Eine Petition, die alle unterschreiben und in der wir verlangen, dass Sie hierbleiben … Falls es dem Hausverwalter tatsächlich in den Sinn kommen sollte, Sie rauszuwerfen … Schließlich liegt die Entscheidung darüber immer noch bei den Eigentümern.«
»Das ist eine gute Idee, Madame Cortès. Eine verdammt gute Idee! Und verfassen Sie diese Petition dann auch?«
»Ich verfasse sie und lasse sie von jedem Bewohner des Hauses unterschreiben. Sie verstehen sich doch hoffentlich gut mit den Leuten, Iphigénie?«
»Ja. Nur die Bassonnière hat mir immer die kalte Schulter gezeigt, aber seit …«
Mit einem Krächzen imitierte sie das Stöhnen von Mademoiselle de Bassonnière, die im Mülltonnenraum erstochen worden war.
»… seit sie weg ist, habe ich mit niemandem mehr Ärger.«
»Sehr gut! Ich werde einen Brief aufsetzen, und falls der Verwalter irgendwann droht, Sie vor die Tür zu setzen, halten wir ihm die Liste unter die Nase und machen ihn damit mundtot …«
»Sie haben echt was auf dem Kasten, Madame Cortès!«
»Danke, Iphigénie. Das liegt daran, dass ich Sie nicht verlieren will. Sie sind eine hervorragende Concierge!«
Zoé glaubte schon, Iphigénie würde gleich anfangen zu weinen. Ihre Augen wurden feucht, und sie drängte die Tränen zurück, indem sie ihre schwarzen Augenbrauen zusammenzog.
»Das ist die Rührung, Madame Cortès. Mir hat noch nie jemand gesagt, dass ich meine Arbeit gut mache … Die Leute machen mir nie Komplimente. Für sie ist das alles selbstverständlich … Niemals ein ›Danke, Iphigénie!‹. Niemals ›Sie sind großartig!‹. Niemals ›Wie schön die Kupferkugel am Treppengeländer doch glänzt!‹. Nichts! Es scheint gerade so, als machte es überhaupt keinen Unterschied, ob ich mich anstrenge oder nicht!«
»Nicht doch, Iphigénie! Hören Sie auf, sich Sorgen zu machen … Sie werden Ihre Loge behalten, das verspreche ich Ihnen.«
Iphigénie schniefte geräuschvoll und riss sich zusammen. Sie gab ihr übliches trompetendes Schnauben von sich, um ihre Rührung zu unterdrücken, und schaute Joséphine in die Augen.
»Sagen Sie mal, Madame Cortès … Eines verstehe ich nicht. Wenn es um andere geht, da kämpfen Sie wie eine Löwin, aber bei Ihnen selbst könnte man meinen, Sie lassen alle auf sich herumtrampeln!«
»Ach! Finden Sie …«
»Ja, schon … Sie können sich nicht wehren …«
»Vielleicht sieht man bei anderen immer klarer als bei sich selbst. Man weiß, was zu tun ist, um ihnen zu helfen, aber bei sich selbst weiß man es nicht …«
»Sie haben sicher recht … Aber warum sind wir so?«
»Ich weiß es nicht …«
»Glauben Sie, wir respektieren uns nicht genug? Wir halten uns selbst für nicht wichtig genug?«
»Möglich, Iphigénie … Ich finde immer alle Leute so klug und mich selbst so dumm. Das war schon immer so.«
»Sie kümmern sich doch um meinen Brief, Madame Cortès, ja?«
»Wir warten erst einmal die Feiertage ab, und wenn der Verwalter angreift, schreiten wir zur Tat …«
Iphigénie nickte, stand auf, klemmte die Krokotasche unter den Arm und knöpfte ihren Mantel zu.
»Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen für all das danken soll, was Sie für mich tun …«
Als Iphigénie fort war, baute sich Zoé vor ihrer Mutter auf und erklärte, dass sie ebenfalls ein Problem habe.
Joséphine lächelte und rieb sich die Nase.
»Bist du müde, Maman?«
»Nein … ich hoffe nur, dass es mir gelingt, das Versprechen, das ich Iphigénie gegeben habe, auch zu halten …«
»Wo ist Hortense?«
»Sie ist spazieren gegangen, um sich inspirieren zu lassen …«
»Wegen ihrer Schaufenster?«
»Ja … Was hast du denn für ein Problem, Liebes?«
»Es geht um Gaétan. Er ist unglücklich, und seine Mutter ist total gestört …«
Zoé atmete tief ein und platzte heraus: »Ich möchte, dass er uns in den Weihnachtsferien besuchen kommt …«
»Über Weihnachten? Zu uns? Aber das geht nicht! Shirley und Gary kommen doch!«
»Weihnachten feiert er mit seiner Familie, aber ich möchte, dass er danach kommt … außerdem ist die Wohnung groß, wir haben
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