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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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Sie begann die Worte vor sich hin zu brummen wie ein alter Kirchendiener, der die Messe mitleiert, und zeichnete dabei mit dem linken Daumen Kreise auf den Tisch. Den rechten hatte sie halb in den Mund geschoben, sodass ihr vor unterdrücktem Zorn ein Speichelfaden aus dem Mund lief.
    Joséphine betrachtete sie belustigt und gelassen. Sie hatte mit Hortense so viele heftige Auseinandersetzungen erlebt, dass sie auf Zoés Forderungen entspannt reagieren konnte.
    »Du siehst aus wie ein großes Baby«, murmelte sie gerührt.
    »Ich bin kein Baby mehr!«, schimpfte Zoé. »Und ich will Gaétan sehen …«
    »Das habe ich verstanden … ich bin ja nicht schwachsinnig!«
    »Manchmal bin ich mir da nicht so sicher …«
    Joséphine zog sie an sich. Zoé sträubte sich zunächst, machte sich steif, doch als ihre Mutter ihr leise ins Ohr summte, ich habe eine Idee, eine Idee, die uns beiden gefallen wird … entspannte sie sich.
    »Na los, sag schon«, entgegnete Zoé, den Daumen immer noch im Mund.
    »Du lädst Gaétan ein, er schläft hier, in deinem Zimmer, aber …«
    Zoé richtete sich auf. Besorgt, lauernd.
    »… aber Hortense wird bei euch schlafen.«
    »In MEINEM Zimmer?«
    »Wir legen eine Matratze auf den Boden, und darauf schläft er, während ihr beide euch dein Bett teilt …«
    »Das wird sie niemals tun!«
    »Sie hat keine andere Wahl. Shirley und ich in meinem Zimmer, Gary in Hortenses Zimmer, und ihr drei in deinem Zimmer … Auf diese Weise seid ihr zusammen, aber ihr könnt nicht alles tun, was euch in den Sinn kommt!«
    »Und wenn sie bei Gary schlafen will?«
    »Shirley zufolge ist er nicht aktuell … Zwischen ihnen herrscht immer noch Funkstille.«
    Zoé wollte einen Moment darüber nachdenken. Sie runzelte die Stirn. Joséphine konnte den Verlauf ihrer Gedanken an ihrer kraus gezogenen Nase, ihren geschürzten Lippen und ihren Augen verfolgen, deren Blick ins Leere gerichtet war und das Für und Wider abwog. Sie kannte ihre Tochter in- und auswendig. Ihre rot schimmernden Locken, die braunen Augen, die strahlend weißen Zähne. Wenn sie lächelte, zeigte sich ein Grübchen auf der linken Wange. Zoé war keine Kämpferin, sie war eine zarte, immer noch in der Kindheit verhaftete Seele. Sie konnte die Worte beinahe in ihrem Kopf widerhallen hören, ich möchte so sein wie alle anderen, ich möchte in der Schule sagen können, dass ich mit Gaétan geschlafen habe, mich sogar vor Emma damit brüsten, endlich eine richtige Frau sein, aber ich habe ein bisschen Angst vor dem Rest. Was wird passieren? Werde ich es hinkriegen? Tut das weh? In Zoés Augen sah sie das gleiche bange Flehen wie an dem Tag, als sie ihren ersten BH von ihr gefordert hatte, obwohl sie noch so flach war wie ein Bügelbrett. Joséphine hatte nachgegeben. Einen hübschen BH in Größe 60. Zoé hatte ihn nur ein einziges Mal getragen. Hatte ihn mit Watte ausgestopft, um so zu tun, als ob. So tun, als ob, bloß nicht das Gesicht verlieren.
    Zoé war in einem Alter, in dem der Schein wichtiger war als die Reali tät.
    »Na?«, fragte Joséphine leise und versetzte ihr einen sanften Schubs mit der Schulter.
    »Einverstanden«, seufzte Zoé. »Einverstanden, wenn es denn nicht anders geht.«
    »Lass uns einen Pakt schließen: Ich vertraue dir und lasse euch beide in Ruhe … und im Gegenzug versprichst du mir, dass nichts passieren wird … Du hast alle Zeit der Welt, Zoé … Der erste Junge ist sehr wichtig … Du wirst dich dein ganzes Leben daran erinnern. Das willst du doch nicht einfach nur irgendwie hinter dich bringen … und stell dir bloß mal vor, du würdest schwanger.«
    Zoé zuckte zurück, als hätte sie eine Schlange in die Ferse gebissen.
    »Schwanger!«
    »Das passiert nun mal, wenn man mit einem Jungen schläft.«
    Es folgte ein langes Schweigen.
    »An dem Tag, an dem du beschließt, dass das mit euch etwas Endgültiges ist, dass du ihn wirklich von ganzem Herzen liebst und dass er dich wirklich von ganzem Herzen liebt, dann reden wir noch einmal darüber, und du bekommst die Pille.«
    »Daran hatte ich überhaupt nicht gedacht … Wie hat Hortense das denn gemacht?«
    »Ich habe keine Ahnung …«
    Und es ist mir auch lieber, dass ich nie etwas davon gemerkt habe, dachte Joséphine.
    Und so kamen sie an Weihnachten wieder alle zusammen. Shirley, Gary, Hortense, Zoé und Joséphine. In fröhlichem Trubel wurde der Weihnachtsbaum aufgestellt und geschmückt, hast du an den Weihnachtsbaumsack gedacht? Und was ist mit den

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