Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Montagsmenschen - Moser, M: Montagsmenschen

Montagsmenschen - Moser, M: Montagsmenschen

Titel: Montagsmenschen - Moser, M: Montagsmenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milena Moser
Vom Netzwerk:
Blumenstrauß und trug ihn in die Küche. Sie wickelte das grüne Papier ab und suchte nach einer Vase.
    «Frau Schneider!»
    Sie legte den Blumenstrauß ins Abwaschbecken, ging ins Wohnzimmer zurück und setzte sich aufs Sofa. Sie saßen alle drei in einer Reihe und schauten vor sich hin.
    «Sie leben allein?»
    Als ob das nicht offensichtlich wäre. Poppy antwortete nicht. In diesem Moment ging der Küchenwecker los.
    «Er stellt von selber ab», sagte sie. Und dann, weil sie das Gefühl hatte, sich erklären zu müssen: «Damit ich nicht zu spät komme.»
    Der Wecker verstummte. «Sehen Sie», sagte Poppy.
    «Wo waren Sie vor einer Woche, ungefähr um diese Zeit, bis zweiundzwanzig Uhr?»
    «Im Yoga. Warum? Ich gehe jeden Montag. Ich wollte auch jetzt …»
    «Von wann bis wann genau?»
    «Die Stunde dauert von sieben bis halb neun …» Da fiel es ihr ein. «Das heißt – letzte Woche – jetzt, wo Sie es sagen …» Sie verstummte. War das wirklich letzte Woche gewesen?
    «Was, Frau Schneider?»
    «Die Stunde wurde abgebrochen.» Poppy überlegte. Sie konnte sich nicht erinnern. War sie noch in die Bar am Fluss gegangen, hatte sie dort eine Brokkolisuppe gegessen, oder war das an einem anderen Montag gewesen? «Ich weiß es nicht mehr, ich glaube, ich bin nach Hause gegangen. Verstehen Sie, das Blut auf der Matte …»
    «Das Blut auf der Matte?» Walder schien noch etwas sagen zu wollen, zuckte dann die Schultern.
    «Nein, jetzt, wo Sie es sagen, wird mir bewusst, dass das gar nicht stimmen kann. Das ist schon viel länger her. Das mit dem Blut. Letzte Woche war ich gar nicht im Yoga. Ich war krankgeschrieben. Da geh ich nicht aus dem Haus.»
    «Dann waren Sie also letzten Montag den ganzen Abend zu Hause?»
    «Ja, schon.»
    «Kann das jemand bezeugen?»
    «Nein, ich lebe allein.» Ich muss allein leben, dachte sie, und dann dachte sie an Wolf. Wolf, mit dem alles einfach gewesen war.
    Und als hätte der Polizist Burckhardt ihre Gedanken gelesen, hielt er ihr ein Bild von Wolf unter die Nase. Er trug eine Art Sporttrikot mit einer Nummer auf der Brust und eine rote Mütze. Neben ihm, mit derselben Mütze, strahlend, eine Frau. Poppy nahm das Bild in die Hand. Die Frau glich der Braut auf dem Hochzeitsbild nicht wirklich, doch sie hatte denselben breiten Kiefer mit den vielen weißen Zähnen. Das musste sie wohl sein. Kim.
    «Kennen Sie diese Frau?»
    Poppy schüttelte den Kopf.
    «Nein?»
    «Nein.» Das war die Wahrheit. Sie hatte Kim nie getroffen.
    «Und ihn?»
    «Wolf? Ja, natürlich. Wolf kenne ich. Schon lange.»
    «Und wie, äh, wie stehen Sie zu ihm?»
    «Ich liebe ihn.»
    «Wie darf ich das verstehen?»
    «Ganz wie Sie wollen», sagte Poppy. Sie konnte nicht lügen. Nicht, dass sie es nicht versucht hätte. Sie konnte nur lügen, wenn sie glaubte, sie sage die Wahrheit. «Er war nicht meine erste Liebe, aber die zweite. Es ist nicht wahr, dass man die erste Liebe nie vergisst. Bei mir war es die zweite. Ich habe ihn nie vergessen.»
    «Wie lange ist das her?», mischte sich Walder ein. «Wann genau haben Sie ihn zuletzt gesehen?»
    «Hören Sie, ich muss zur Yogastunde. Wenn man zu spät kommt, wird man nicht mehr eingelassen …»
    «Beantworten Sie einfach unsere Fragen», sagte Walder.
    «Ich weiß nicht, wann ich Wolf zum letzten Mal gesehen habe.» Auch das war wahr. Es kam ihr vor, als seien Jahre vergangen. Doch sie wusste, dass das nicht sein konnte. «Es muss an einem Montag gewesen sein. Ich habe ihn nach der Yogastunde getroffen …» Sie breitete die Hände aus. Sie hatte sich verraten. Sie hatte ihn verraten.
    «Dann hatten Sie also noch Kontakt? Oder wieder Kontakt? Seit wann?»
    Poppy schwieg. Es fiel ihr schwer, nicht zu antworten. Sie hatte gewusst, dass sie sich verraten würde, und war beinahe erleichtert, dass sie es hinter sich hatte. Konnte sie es wirklich noch schlimmer machen?
    «Wir haben auf seinem Facebook-Profil Ihre Freundschaftsbestätigung gefunden. Datiert vor drei Monaten.»
    «Ja», sagte Poppy. Von einem Fernsehserienkommissar hatte sie gehört, dass man sich aus Ja und Nein keinen Strick drehen konnte. Die Details waren es, an denen man sich aufhängte. Doch Poppy konnte das Schweigen nicht aushalten, das Walder und Burckhardt spannen wie ein klebriges Spinnennetz.
    «Ja, ich habe ihn geliebt, ja, wir haben uns getroffen, er hat seine Frau betrogen, aber er hat sie nicht umgebracht.»
    «Hat sie von Ihrer Affäre gewusst?»
    «Woher soll ich das wissen? Wolf hat nie

Weitere Kostenlose Bücher