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Montana 04 - Vipernbrut

Montana 04 - Vipernbrut

Titel: Montana 04 - Vipernbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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dem Kinn darauf, »aber ich hatte keine Zeit, mich umzuschauen. Der Kerl war mir dicht auf den Fersen. Er ist der Cousin meiner Mom, glaube ich. Ich bin ihm schon ein paarmal begegnet, da war er eigentlich ganz nett, aber jetzt, jetzt führt er sich auf, als wäre er ein verdammter Kopfgeldjäger!«
    »Na ja, nicht ganz«, wiegelte sie ab, und trotz all der unverarbeiteten Gefühle, die in ihr hochkochten, hätte sie beinahe gelacht. O’Keefe als grobschlächtiger, gnadenloser Kopfgeldjäger, das war schon ein komischer Vergleich.
    »Auf alle Fälle habe ich ihn endlich abgehängt, deshalb bin ich wieder hier. Bei Ihnen. Um Sie um Hilfe zu bitten.«
    »Und du meinst, ich würde dir helfen. Warum?«
    »Weil Sie meine Mom sind. Das sind Sie mir schuldig.«
    »Ich denke nicht … ich meine, ich bin mir nicht sicher, ob einer von uns dem anderen etwas schuldet«, widersprach sie und gab sich alle Mühe, ihre Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Am liebsten hätte sie die Hand nach ihm ausgestreckt, um ihn zu berühren, doch sie wagte es nicht. Wovor hatte sie Angst? Natürlich davor, dass sie ihn wieder verlieren könnte. »Und der Schmuck, was ist damit? Hast du ihn genommen?«
    »Sie denken, ich hätte Ihren Schmuck geklaut? Warum sollte ich das tun?«
    »Um ihn zu versetzen.«
    »Nein, ich wollte doch bloß raus hier!«
    »Was ist mit dem Geld?«
    »Zwanzig Dollar, mehr nicht!«
    »Und du hast sie genommen.«
    Er zögerte.
    »Zusammen mit dem Schmuck.«
    »Nein! Verdammt noch mal! Ich habe nicht Ihren verfluch … Ihren Schmuck gestohlen. Aber ja … « Er presste die Kiefer zusammen, so dass er sie einmal mehr an Emilia erinnerte, dann sagte er kaum hörbar: »Das Geld habe ich genommen.«
    »Das ist mir egal.«
    »Wie bitte?« Er kniff die Augen zusammen und sah sie misstrauisch an.
    »Na ja, egal ist es mir eigentlich nicht, aber im Augenblick schon.« Sie klang so verwirrt, wie er aussah. Da sie erwartete, er würde sie unterbrechen, hob sie eine Hand und sagte: »Mach dir wegen des Geldes keine Sorgen. Zumindest jetzt nicht. Am besten ist, du gehst ins Bad, wäschst dich, und ich mache dir etwas zu essen. Bestimmt bist du halb verhungert. Es müsste noch Pizza im Kühlschrank sein.«
    »Die hab ich schon gegessen. Die leckeren Stücke. Nicht die mit dem Grünzeug.«
    »Meinst du die mit Brokkoli?«
    »Keine Ahnung, hat auf jeden Fall grässlich geschmeckt.« Er schauderte. Sie ging in die Küche hinüber und betrachtete die leeren Pizzaschachteln auf der Anrichte. Aus dem Wohnzimmer rief er zu ihr hinüber: »Es ist schon okay … ich brauche nichts. Keine Dusche oder sonst was. Bitte, Sie müssen mir helfen.«
    »Ich bin Polizistin.«
    »Das weiß ich. Das ist einer der Gründe, warum ich zu Ihnen gekommen bin!« Plötzlich wirkte er wieder aufgeregt, panisch. »Hören Sie, ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden kann, wohin ich gehen soll … «
    Er hat recht. Auch wenn du ihn weggegeben hast, hast du eine gewisse Verantwortung für ihn. Du bist nicht einfach nur eine Polizistin, die versucht, einem in Schwierigkeiten geratenen Teenager zu helfen, und die dafür sorgt, dass ihm Gerechtigkeit zuteilwird - egal, wie diese aussehen mag. Er ist dein Sohn, Selena, begreif das doch endlich!
    »Also … «, sagte sie zögernd, bemüht, Ruhe zu bewahren, auch wenn sich ihre ganze Welt soeben auf den Kopf stellte.
    »Was genau erwartest du von mir?«
    »Dass Sie herausfinden, wer mir die Waffe untergeschoben hat.«
    »Einer von deinen Freunden, nehme ich an.«
    »Nein!«, erwiderte er schnell. Zu schnell. Sein Blick glitt suchend durch ihr Wohnzimmer, als wäre dort die richtige Antwort versteckt. »Nein, von meinen Freunden war das keiner«, sagte er dann. »Auf jeden Fall nicht mein bester Freund. Niemals. Nun, vielleicht einer von seinen Freunden … diese Typen, mit denen wir an dem Abend abgehangen haben … Joeys Kumpel … «
    »Joey?«
    »Lizard. «
    »Ist das sein Spitzname?«
    »Nein!« Sie sah, dass er am liebsten die Augen verdreht hätte, doch er beherrschte sich, vermutlich hatte er zu große Angst. Oder er war zu clever.
    »Joey heißt wirklich Lizard. Manchmal nennen wir ihn nur beim Nachnamen, weil das cooler klingt«, erklärte Gabriel.
    Sie kannte den Namen längst, doch sie wollte sich vergewissern, ob der Junge ihr die Wahrheit sagte. Er war zu ihr gekommen, daher war zu erwarten, dass er sie nicht belügen würde. Trotzdem: Woher sollte sie wissen, ob er ihr nicht etwas vorspielte?
    Joseph

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