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Montana 04 - Vipernbrut

Montana 04 - Vipernbrut

Titel: Montana 04 - Vipernbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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dicht am Feuer, eine Decke über die Beine gelegt, Mrs. Smith zusammengerollt auf seinem Schoß.
    »Bitte«, sagte er mit erhobenen Händen, während die überraschte Katze von der Decke fegte und unter dem Beistelltisch verschwand. »Sie sind Selena Alvarez, stimmt’s?« Noch bevor sie antworten konnte, fuhr er fort: »Bitte, Sie müssen mir helfen!« Seine Stimme brach vor Verzweiflung, und auch sie fühlte, wie etwas in ihr zerbrach. Noch immer hielt sie die Mündung ihrer Dienstwaffe direkt auf das Gesicht von Gabriel Reeve gerichtet, ihres Sohnes, den sie vor knapp siebzehn Jahren zur Adoption freigegeben hatte.

Kapitel vierundzwanzig

    Sie sind Selena Alvarez«, sagte der Junge. Seine Hände, die er über den Kopf hielt, zitterten leicht. »Meine Mutter, stimmt’s ?«
    O Gott. Sie war wieder in dem nüchternen Krankenhaus, und all die Gefühle, die Erinnerung an das nackte Entsetzen, den Schmerz der Geburt stiegen wieder in ihr auf. Sie sah die grellen Lichter, hörte die Stimme des Arztes, spürte ihre ängstliche Sorge darüber, was aus ihr werden würde und aus dem wundervollen Neugeborenen, das sie gerade zur Welt gebracht hatte. Sie erinnerte sich an sein rotes Gesicht, den schwarzen Haarschopf und an seinen ersten Schrei, der ihr beinahe das Herz gebrochen hätte. Tränen waren aus ihren Augen geströmt, und sie hatte fast keine Luft mehr bekommen, war hin-und hergerissen gewesen zwischen dem Wunsch, ihn an sich zu drücken und ihn gar nicht erst sehen zu wollen.
    Was sie sah, war ein winziges Gesichtchen, das ihr direkt in die Seele zu blicken schien, dann brachte man ihren Sohn fort. Für immer.
    Und jetzt stand sie vor ihm, stockstarr, die Pistole auf ihn gerichtet. »Ich weiß es nicht«, gab sie zu, ließ die Waffe sinken und steckte sie zurück ins Holster. Sie hatte das Gefühl, einen Tritt in den Magen bekommen zu haben oder als wäre gar nicht sie, sondern jemand anders in diese surreale Situation geraten. »Ich glaube … ja, möglich ist es.« Ach du lieber Gott, fing sie etwa an zu heulen? Bloß nicht! Sie blinzelte die Tränen zurück, die ihr in die Augen gestiegen waren. »Gabriel Reeve, hab ich recht?« Sie wusste, dass er ihr Sohn sein musste, hatte es vom ersten Augenblick an gewusst. Er erinnerte sie an ihren Cousin, als er in Gabriels Alter gewesen war, ein hübscher, ein wenig unbeholfener Junge, der bald zum Mann werden würde. Ja, dieser Teenager ähnelte Emilio, genauer gesagt: Gabriel Reeve war dem Mistkerl, der ihn gezeugt hatte, wie aus dem Gesicht geschnitten.
    Noch bevor sie wusste, was sie zu ihm sagen sollte, sprang er auf die Füße. »Sie müssen mir helfen«, wiederholte er drängend. »Ich stecke in Riesenschwierigkeiten!«
    »Das weiß ich.«
    »Ich bin unschuldig!« Er wirkte panisch und verzweifelt.
    »Die Waffe, die mein Vater gefunden hat, hat mir jemand in den Rucksack gesteckt, das schwöre ich!«
    Wenn er sie jetzt anlog, dann war er ein verdammt guter Schauspieler. Auch wenn sie es schon mit vielen von der Sorte zu tun gehabt hatte.
    »Ich wusste nicht, wie ich sie loswerden oder was ich damit machen sollte. Also hab ich gar nichts gemacht … und dann … dann bin ich … «
    » … abgehauen«, ergänzte sie.
    »Ja. Mir würde doch eh keiner glauben. Tun die ja nie.«
    »Und dann bist du zu mir gekommen, weil du dachtest, ich könnte dir helfen?«
    »Ja. Ich war schon einmal hier, aber irgendein Kerl hat mich verfolgt, deshalb bin ich wieder abgehauen.«
    »Wo bist du seitdem gewesen?«
    »Bei den Wasserfällen. Dort gibt es ein paar leere Hütten.
    Das war arschkalt da. Und beim Restaurant. Dem Wild Bill.«
    »Will.«
    »Stimmt. Da gibt es immer Abfälle.«
    Sie durfte sich nicht von ihm hereinlegen lassen; er könnte genauso gut ein Schwindler oder sogar wirklich ein Schwerverbrecher sein.
    Oder er sagt die Wahrheit und ist ein junge auf der Flucht vor falschen Beschuldigungen, der nicht weiß, an wen er sich sonst wenden soll …
    »Wo ist mein Hund?«
    »Wie bitte?«
    »Roscoe.« Sie deutete auf den leeren Korb. »Er ist verschwunden.«
    »Hier war kein Hund.«
    »Natürlich war hier ein Hund.«
    Gabe schüttelte heftig den Kopf und beharrte: »Nein, hier war kein Hund, das schwöre ich. Ich habe die Katze gesehen, aber keinen Hund.«
    »Vielleicht hast du ihn versehentlich hinausgelassen … «
    »Wenn ich es doch sage! Ich habe keinen Hund gesehen, klar? Ich weiß doch, wie Hunde aussehen! Das Gitter des Korbs stand offen«, sagte er und deutete mit

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