Montana 04 - Vipernbrut
fragte er und zog sich Richtung Eingangstür zurück.
»Weil wir die Sache klären müssen. Das ist der einzige Weg.«
»Der einzige Weg für mich soll das Gefängnis sein? Niemals!« Er stieß die Wohnzimmertür auf.
»Gabriel! Bleib stehen!«
»Oder was? Wollen Sie mich erschießen?«, rief er über die Schulter. »Nur zu! Sie haben mich schon einmal im Stich gelassen, da können Sie mich jetzt genauso gut abknallen! Nur zu! Worauf warten Sie? Das kann für Sie doch keine große Sache sein!«
»Was sagst du da?« Kaum hatte sie ihren Sohn kennengelernt, da sollte sie ihn schon wieder verlieren? »Warte … Wir schaffen das!« Sie lief hinter ihm her, um ihn aufzuhalten.
»Ich werde dir beistehen. Das verspreche ich dir!«
»Aber sicher doch. Vergessen Sie’s. Vergessen Sie’s einfach!«
»Ich meine es ernst! Du musst dich stellen! Ich kenne die besten Verteidiger, und wenn du unschuldig bist, werden wir das beweisen!«
»Wenn?«, fragte er schneidend, wirbelte herum und blickte sie mit seinen dunklen Augen zornig an. »Nein, danke, Mom, ich gehe lieber!«
»Nein, du wirst nicht gehen!« Notfalls würde sie ihn mit Gewalt daran hindern. Dank Polizeitraining und Taekwondo dürfte ihr das nicht schwerfallen, auch wenn es ihr widerstrebte, so weit zu gehen.
»Gabe, im Ernst. Du musst auf mich hören.«
»Das wollte ich auch. Deshalb bin ich hergekommen. Aber ich habe mich geirrt.« Er drehte sich um und rannte zur Tür. Gerade als er zum Knauf greifen wollte, flog diese auf und prallte gegen die Wand.
Gabe sprang vor Schreck in die Luft, dann blieb er wie erstarrt stehen.
Alvarez schloss zu ihm auf.
In der Tür stand Dylan O’Keefe, die Waffe auf Gabriel gerichtet.
Kapitel fünfundzwanzig
Nicht schießen! Um Himmels willen, nicht schießen!«, rief Alvarez. »Waffe runter!«
»Verfluchte Schei … Warum verfolgen Sie mich?«, schrie Gabriel, außer sich vor Schreck. »Ich war’s nicht! Was immer die mir unterstellen, ich habe es nicht getan! Sagen Sie’s ihm«, sagte er und drehte sich zu Alvarez um.
»Er behauptet, er sei unschuldig«, erklärte sie, dankbar, dass O’Keefe ihn davon abgehalten hatte, in die Nacht hinauszulaufen. »Er hat Richter Ramsey nicht ausgeraubt, das Ganze ist ein Missverständnis, und er hat auch meinen Schmuck nicht gestohlen.«
»Den Hund auch nicht!«, fügte Gabe hinzu.
Alvarez begegnete O’Keefes Blick. »Warum gehen wir nicht alle ins Wohnzimmer und besprechen das Ganze?«, schlug sie ruhig vor.
Der Junge sah sie durchdringend an. »Ich will nichts besprechen.«
»Aber wir müssen die Dinge klären.«
»Sie wollen doch nur, dass ich mich stelle. Wahrscheinlich werden Sie so lange auf mich einreden, bis ich klein beigebe. Ich weiß, wie so was läuft. Darauf falle ich nicht rein. Wenn ich erst mal im Gefängnis bin, komme ich nicht mehr raus. Die werden mich in den Jugendknast schicken!«
»Gabriel, hör doch mal zu«, sagte O’Keefe und schloss die Haustür hinter sich, so dass sie nun zu dritt in Alvarez’ kleinem Flur standen. »Niemand will dich ins Gefängnis stecken, aber wir müssen dich aufs Department bringen, damit du eine Aussage machen und deine Version der Ereignisse schildern kannst. Ich werde deine Mutter anrufen, und gemeinsam werden wir dir einen Rechtsanwalt besorgen«, erklärte er mit ruhiger, fester Stimme, doch ohne die Haustür freizugeben. Alvarez versperrte Gabriel den Weg zum Wohnzimmer, wo er durch die Schiebetür hätte flüchten können.
Der Junge erkannte, dass ihm keine Wahl blieb, und fluchte leise. »Wäre ich bloß nicht hierhergekommen! Ihr wollt mich ja doch nur loswerden!«
»Ich sagte doch, ich stehe auf deiner Seite, und das meinte ich auch so«, widersprach Alvarez.
O’Keefe schürzte die Lippen und schien einen inneren Kampf auszutragen, vermutlich denselben wie sie zuvor, dann sagte er: »Ich denke, es wäre das Beste, wenn ich Gabriel zurück nach Helena bringe.«
»Wie bitte? Nein!« Aus Gabriels Gesicht wich sämtliche Farbe.
»Das sehe ich genauso«, überlegte Alvarez laut. »Doch zuvor bringen wir ihn ins Büro des Sheriffs, ich bin mir sicher, die Leute vom FBI wollen mit ihm reden.«
»Das FBI?«, fragte Gabriel ungläubig. »Was soll das denn?«
»Reine Formsache.«
»Das FBI? Das ist doch Wahnsinn!«
»Das ist keine große Sache«, beruhigte ihn O’Keefe. »Sowohl Detective Alvarez als auch ich haben bereits mit Agent Chandler und Agent Halden gesprochen. Erzähl ihnen einfach, was du weißt,
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