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Montana 04 - Vipernbrut

Montana 04 - Vipernbrut

Titel: Montana 04 - Vipernbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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sie aus der gefliesten Kabine und schlang sich bibbernd ein Handtuch um, dann drehte sie am Temperaturregler und stellte fest, dass kein einziger Tropfen heißes Wasser aus der Leitung kam.
    »Na großartig«, murmelte sie und fragte sich, was heute wohl noch alles schieflaufen könnte.Jede Menge, lautete die Antwort, und tatsächlich: Als sie sich anzog, stellte sie fest, dass Roscoe noch nicht wieder hereingekommen war. Sie trat ans Fenster und blickte hinunter in den Garten, doch da war er auch nicht. Mit der Furcht, die lediglich Eltern und Besitzer von Haustieren kennen, rannte sie die Treppe hinunter und entdeckte den Welpen im Wohnzimmer, ein Kissen in der Schnauze. Federn rieselten durch die Luft wie die Flöckchen in einer Schneekugel. »Aus, Roscoe!«, befahl sie, doch er hielt das Ganze für ein Spiel, rannte um den Couchtisch und sprang in die Küche. »Lass den Unsinn«, sagte sie warnend und hätte ihn fast geschnappt, doch er entwischte ihr, den Schwanz zwischen die Beine geklemmt, die Ohren angelegt. »Du kriegst einen Riesenärger!«
    Als sie ihn endlich im Badezimmer in eine Ecke drängte, war sie außer Atem, und ihr Zorn hatte sich ein bisschen gelegt. »Na komm schon.« Ihr blieb keine Zeit zum Aufräumen. Schnell sperrte sie Roscoe in seinen Hundekorb und schnappte sich Handtasche, Portemonnaie, Waffe und Dienstmarke. Der Welpe blickte ihr durch das Gitter nach, als wäre er der bedauernswerteste Hund auf der ganzen Welt. »So schlecht geht es dir doch gar nicht«, sagte sie, doch lächerlicherweise verspürte sie ein nagendes Schuldgefühl, als sie die Tür hinter sich schloss und zur Garage eilte.
    Obwohl es noch nicht einmal acht Uhr morgens war, rief sie den Hausmeister der Wohnanlage an und bat ihn, den Boiler zu überprüfen. Der Mann war Ende dreißig, betrieb die Hausmeisterei nur nebenbei und war so sehr mit seinen anderen Aufgaben beschäftigt, dass man ihn kaum zu fassen bekam, doch er war günstig und - vorausgesetzt, er hatte genug Zeit - einigermaßen umgänglich. Er hatte schon einige Aufträge außer der Reihe für Alvarez erledigt, und sie war sich sicher, dass er herausfinden würde, was mit ihrem Warmwasser nicht stimmte. Sie hoffte nur, er könnte den Fehler beheben.
    Im Büro goss sie sich eine Tasse brühend heißen Kaffee ein und versuchte, ihre schlechte Stimmung abzuschütteln, indem sie ein mit einem Rentierkopf verziertes Törtchen verspeiste, zuerst das Geweih aus Zuckerguss, dann den ganzen Kopf. Es half aber nichts.
    Zwanzig Minuten später - sie beantwortete gerade ein paar E-Mails - tauchte Pescoli an ihrem Schreibtisch auf. »Willst du ein paar schlechte Nachrichten hören?«, fragte sie.
    Alvarez blickte auf. »Du meinst wohl, noch mehr schlechte Nachrichten. Das war nicht gerade ein glanzvoller Morgen, deshalb lautet meine Antwort: nein.«
    »Nun ja, ich denke, du solltest es dennoch erfahren. Unser Kumpel J. R. ist gerade aus dem Gefängnis entlassen worden. Es sieht ganz danach aus, als würde das Verfahren neu aufgerollt.«
    »Mist.« Der Kopf schmerz, der sich schon am frühen Morgen angekündigt und während der Jagd nach dem Couchkissen noch schlimmer geworden war, meldete sich jetzt noch heftiger. J. R. »Junior« Green, der abscheulichste aller Fieslinge und ehemaliger Football-Lineman, war Trainer geworden und lebte dabei leider auch seine pädophilen Neigungen aus. Alvarez war maßgeblich an seiner Inhaftierung beteiligt gewesen, und er hatte ihr geschworen, dass er sie deshalb fertigmachen würde. »Aber er ist schuldig!«
    »Das steht außer Frage. Wir müssen es nur noch einmal beweisen«, beschwichtigte Pescoli und wandte sich zum Gehen. Alvarez’ Kopf hämmerte. Ihr Handy klingelte, die Nummer von Terry Longstrom - des Psychologen, mit dem sie ein paarmal ausgegangen war - erschien auf dem Display, doch sie nahm das Gespräch nicht an. Sie konnte sich jetzt nicht mit ihm auseinandersetzen, zumindest nicht persönlich. Wenn er mit ihr etwas Berufliches zu besprechen hatte, könnte er ihr eine Nachricht hinterlassen, und sie würde ihn zurückrufen. Vielleicht.
    Sie griff in die oberste Schreibtischschublade und holte eine Packung Schmerztabletten hervor, die sie sonst nur einnahm, wenn ihr ihre Periode zu schaffen machte. Für gewöhnlich spülte sie sie mit Kräutertee hinunter, doch heute steckte sie sich einfach zwei in den Mund und schluckte sie trocken.
    Es war noch nicht einmal neun Uhr morgens, und der Tag schien ein wahrer Alptraum zu

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