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Montana 04 - Vipernbrut

Montana 04 - Vipernbrut

Titel: Montana 04 - Vipernbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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anderen Seite. Jetzt befand er sich in der Wohnanlage, die Selena Alvarez seit kurzem ihr Zuhause nannte.
    Natürlich wusste er, wo sie wohnte.
    Seit damals hatte er stets ihre Spur verfolgt, hatte herausgefunden, dass sie in Grizzly Falls lebte und für das Büro des Sheriffs arbeitete, aber ihre genaue Adresse kannte er erst, seit er gleich nach seiner Ankunft hier bei der Kraftfahrzeugbehörde nachgefragt hatte.
    Großartig. Einfach großartig. Wie standen die Chancen, dass sich der Junge ausgerechnet hierherverirrte? Er beobachtete, wie Gabriel an einer Thujenhecke vorbeischlich, deren Zweige sich unter der schweren Schneelast bogen. Der Junge drückte sich gegen die Seitenwand einer Garage, blickte kurz über die Schulter und huschte blitzschnell um die Ecke des Reihenendhauses.
    Das Selena Alvarez gehörte.
    »Verdammter Mist«, knurrte O’Keefe. Er hatte nicht die Staatsgrenze nach Montana überquert und Gabriel Reeve bis nach Grizzly Falls verfolgt, nur um ihn wieder zu verlieren. Das würde er nicht zulassen, auf keinen Fall! Es wurde Zeit, dass er sich den Kerl schnappte, ihn nach Helena zurück-brachte und ihn die Suppe auslöffeln ließ, die er sich eingebrockt hatte, und zwar bevor er es mit Alvarez zu tun bekam! Er nahm seine Pistole aus dem Schulterholster, doch er entsicherte sie nicht. Die Glock würde nicht zum Einsatz kommen. Nein. Das war nur eine Rückversicherung. Er wollte den Jungen erschrecken, damit er schnellstmöglich den Rückzug antrat. Außerdem musste er davon ausgehen, dass Reeve bewaffnet war, und wollte ihm nicht plötzlich unbewaffnet gegenüberstehen.
    Eine eisige Böe fegte um die Reihenhäuser und traf ihn voll ins Gesicht, Kälte zog durch seine Jacke. Dezember in Montana.
    Du solltest die Cops holen; sollen sie sich darum kümmern - sag ihnen einfach, wo der junge ist.
    Doch er hatte seine Gründe, warum er keine Hilfe wollte, selbst wenn sie so fadenscheinig waren wie Papiertaschentücher. Zum einen war Gabriel ein Verwandter, der Sohn seiner Cousine; zum anderen wollte er selbst Antworten haben, bevor die Polizei den Jungen vernahm.
    Er folgte Reeve um eine weitere Ecke und fand sich neben der Garage von Alvarez’ Reihenendhaus wieder, gerade als plötzlich Motorengeräusche zu vernehmen waren. Zwei Scheinwerfer schnitten durch die Dunkelheit. Ein kleiner Geländewagen bog in die Straße ein, die an den Reihenhäusern entlangführte. Im Haus fing ein Hund wie verrückt an zu bellen. O’Keefe erstarrte und hoffte, der Fahrer des Wagens würde ihn nicht bemerken und einfach weiterfahren.
    Doch das Glück hatte er leider nicht.
    Ein Knirschen zerriss die Stille, das automatische Garagentor fuhr hoch, mit einem Flackern schaltete sich die Garagenbeleuchtung an. Der Subaru Outback bog in die Einfahrt, erfasste ihn mit den Scheinwerfern und warf seinen Schatten riesengroß an die Hauswand.
    Großartig.
    Der Subaru blieb stehen, und Selena Alvarez stürzte, ihre Dienstwaffe im Anschlag, aus dem Wagen. Mit funkelnden Augen richtete sie die Pistole auf ihn. »Stehen bleiben! Polizei!«, befahl sie. »Lassen Sie die Waffe fallen!«
    Er ließ seine Glock los. Sie landete im Schnee.
    »Hände über den Kopf!« Vorsichtig bewegte sie sich um die offene Fahrertür herum. Der Hund hatte aufgehört zu bellen. »Moment mal „. Dylan? Dylan O’Keefe?«, flüsterte sie ungläubig und schien sich ein wenig zu entspannen. Verwirrung zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. Verdammt, war sie schön! Nach wie vor. Schön auf diese kühle, intelligente Art und Weise, die ihn schon immer fasziniert hatte. »Was zum Teufel tust du hier?«, fragte sie.
    »Ich jage einen Verdächtigen.« Er schluckte, und für einen kurzen Augenblick wurde er zurückgeworfen an einen anderen Ort in einer anderen Zeit. Die Observierung in San Bernardino hatte sein Leben für immer verändert.
    »Moment mal … du jagst einen Verdächtigen … hier?«
    »Ja. Und er wird mir entwischen, wenn ich ihn jetzt nicht schnappe. Mir bleibt keine Zeit für große Erklärungen.« Die er ihr ohnehin nicht hätte liefern können. Wie standen die Chancen, dass er ausgerechnet hier landen würde? Was zur Hölle hatte das zu bedeuten? Zufall? O’Keefe glaubte nicht an Zufälle. Pech?
    »Um Himmels willen.« Sie schüttelte den Kopf. Ihr Haar war noch genauso rabenschwarz und glänzend wie damals und bildete einen starken Kontrast zu den weißen Schneeflocken, die vom Himmel rieselten. Er hatte gehofft, er würde sie nie wiedersehen.

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