Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition)
wahrscheinlich kein Wort von dem verstanden hätte, was er da sagte. “Aber sobald das Geld aufgebraucht ist, kommt sie wieder. Und wenn ich ihr irgendwann nicht mehr das gebe, was sie haben will, holt sie sich Bonnie womöglich zurück. Und dann ist da noch ihr Freund … Logan, ich habe keine Ahnung, was für ein Typ der ist.”
“Wir werden morgen früh den Antrag stellen”, erklärte Logan. “Wo ist die Notiz?”
Dylan hatte den Zettel in einem alten Marmeladenglas in einem der Küchenschränke versteckt. Er holte ihn heraus und reichte ihn Logan.
Der las die Zeilen und gab ihn seinem Bruder zurück. “Verwahr ihn in einem Bankschließfach auf”, riet er ihm. “Du weißt, es wurde eingebrochen, als Briana hier gewohnt hat. Und wir können es uns nicht leisten, dieses Schreiben zu verlieren. Das ist der beste Beweis dafür, dass Sharlene als Mutter ungeeignet ist.”
“Es reicht nicht, dass sie sie in meinem Truck zurückgelassen hat?”, fragte Dylan.
“Aus der Sicht des Richters ist das nur Hörensagen. Da steht dein Wort gegen das von Sharlene. Wenn sie um Bonnie kämpfen will, dann kannst du deinen Hintern darauf verwetten, dass sie ganz bieder vor Gericht erscheint und alles tun wird, um dich als Taugenichts und Herumtreiber dastehen zu lassen. Und sie wird auf die Tränendrüse drücken. Vielleicht durchschaut der Richter ihr Theater, vielleicht fällt er aber auch darauf rein und spricht ihr das alleinige Sorgerecht zu.”
“Das kann ich nicht zulassen, Logan.”
“Ich werde tun, was ich kann. Doch von dieser Notiz abgesehen, hat Sharlene die besseren Karten in der Hand, Dylan. Sie ist die Mutter. Sie wird erzählen, dass sie sich einfach einen Moment lang überfordert gefühlt hat. Wenn der Zettel verschwindet, könnte sie sogar behaupten, du hättest
ihr
Bonnie weggenommen.”
“Verdammt noch mal, ich bin Bonnies Vater! Seit ihrer Geburt habe ich jeden Cent Unterhalt gezahlt, der ihr zusteht!”
“Viele Richter an Familiengerichten haben noch immer sehr altmodische Ansichten”, machte Logan ihm klar. “Vor allem hier auf dem Land. Üblicherweise entscheiden sie zugunsten der Mütter. Ich will damit nicht sagen, dass es so kommen muss, trotzdem musst du dir diese Fakten vor Augen halten. Sharlene könnte einlenken, vor allem, wenn Geld ins Spiel kommt. Aber sie kann auch die missverstandene Mutter mimen, die ganz allein ein Kind großziehen soll. Sie könnte sogar von dir verlangen, dass du sie heiratest.”
Dylan riss den Mund auf, machte ihn aber gleich wieder zu. Er konnte protestieren, so viel er wollte – Logan hatte trotzdem recht. Ein geschickter Anwalt konnte ihn in ein verdammt schlechtes Licht rücken, sofern Sharlene schlau genug war, sich einen solchen Anwalt zu nehmen. Und auch wenn es kein Gesetz gab, das ihn zur Heirat mit dieser Frau zwingen konnte, wusste er, er würde sogar so weit gehen, nur um Bonnie nicht zu verlieren.
Er war ein ehemaliger Rodeo-Cowboy ohne geregelte Einkünfte.
Er war Single.
Seit er und Kristy sich getrennt hatten, war er allem hinterhergelaufen, was einen Rock trug. Es gab genug Frauen, die aussagen würden, dass er sich häufig betrank und sich oft in Kneipenschlägereien verstricken ließ. Ganz so wie sein alter Herr.
Und in Stillwater Springs gab es genug Leute, die diese Einschätzung bestätigen würden.
Er stützte die Ellbogen auf die Oberschenkel und ließ den Kopf hängen, während er die Hände in seinen Haaren vergrub.
Plötzlich spürte er Logans Hand auf seiner Schulter. “In einem Punkt hast du allerdings gute Karten”, sagte er.
Dylan hob weder den Kopf, noch schob er Logans Hand weg, was er früher auf jeden Fall gemacht hätte. “Und zwar?”
“Ich bin der beste Anwalt seit Clarence Darrow”, antwortete Logan grinsend. “Und ich spiele immer auf Sieg.”
Er sah Logan in die Augen. “Ich rate dir, nicht nur zu spielen. Du
musst
einfach siegen!”
Kaum hatte Kristy an diesem Abend die Bibliothek verlassen, traf sie sich wie vereinbart mit Zachary Spencer im Marigold Café. Er hatte die Papiere mitgebracht, die die vereinbarte Option schwarz auf weiß festhielten. Der Scheck, den er ihr im Büro gegeben hatte, steckte zwischen zwei Zwanzigern in ihrer Brieftasche, wo er eine sonderbare schwingende Energie auszustrahlen schien.
Bislang waren ihr in der Stadt keine Reporter aufgefallen, aber die lauerten womöglich hinter Telefonmasten oder waren in diesem Moment hierher unterwegs.
Zachary stand auf, als sie
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