Montgomery & Stapleton 04 - Der Experte
gar nichts erzählt.«
»Ich habe es nicht für wichtig gehalten«, erklärte Yuri. »Zumindest gestern noch nicht.«
»Und heute doch?«
»Ohne jeden Zweifel«, betonte Yuri und genehmigte sich einen weiteren Schluck Wodka. Curt und Steve bekamen ihre Biere. Yuri wartete, bis der Kellner wieder verschwunden war. »Heute stand Dr. Stapleton auf einmal bei mir vor der Haustür.«
»Was wollte er?« fragte Curt. Er klang jetzt nicht mehr wütend und herablassend, sondern ernsthaft besorgt.
»Er wollte mich darauf aufmerksam machen, daß ich in Gefahr bin«, berichtete Yuri. »Offenbar hat er die richtige Diagnose gestellt und ist im Bilde, daß Connie an Botulismus gestorben ist.«
»Auch das noch!« fluchte Curt.
»Wie, zum Teufel, hat er das herausgefunden?« wollte Steve wissen. »Du hast uns doch gesagt, daß das absolut ausgeschlossen ist.«
»Keine Ahnung, wie er darauf gekommen ist, die Proben ausgerechnet auf Botulinustoxin zu testen«, entgegnete Yuri. »Daß er Connies Leichnam Flüssigkeit entnommen hat, wußte ich bereits.«
»Was hast du ihm gesagt?« fragte Curt.
»Er wußte gar nicht, mit wem er es zu tun hatte«, berichtete Yuri. »Als wir uns vor meinem Haus auf der Straße begegnet sind, hatte ich den Bart angeklebt. Keine Ahnung, ob Dr. Stapleton mich ohne Bart erkannt hätte; immerhin haben wir am Montag ja nur ein paar Minuten miteinander geredet. Wie dem auch sei – ich habe ihm erzählt, daß ich Yegor heiße, und das hat er mir auch abgenommen. Ich habe ihm angeboten, Yuri Davydov eine Nachricht zu übermitteln, aber dieser Dr. Stapleton wollte nicht recht mit der Sprache herausrücken. Er hat lediglich erwähnt, daß Yuri Davydov in Gefahr sei.«
»Aber du meinst, daß er Botulismus als Todesursache vermutet?« hakte Curt nach.
»Eindeutig«, stellte Yuri klar.
»Glaubst du, er kommt noch mal wieder?« fragte Curt.
»Vor heute abend wahrscheinlich nicht. Ich habe ihm erzählt, daß Yuri Davydov Taxifahrer ist und erst zwischen neun und zehn Uhr abends nach Hause kommt.«
Curt sah Steve an. »Das gefällt mir ganz und gar nicht.«
»Mir auch nicht«, pflichtete Steve ihm bei.
»Meint ihr, mir gefällt das?« fragte Yuri. »Aber es kommt noch schlimmer: Dieser Dr. Stapleton ist um mein Haus herumgegangen. Bei seiner Schnüffelei hat er mit Sicherheit den Abzug meines Labors entdeckt, und den Ventilator dürfte er auch gehört haben. Vielleicht hat er sogar den Pestizid-Verstäuber gesehen.«
»Ach, du meine Güte!« entfuhr es Curt.
»Er muß verschwinden«, konstatierte Yuri. »Genau wie Connie. Die People’s Aryan Army sollte ihn beseitigen, am besten noch heute nachmittag.«
Curt nickte. Dann sah er Steve an. »Was meinst du?«
»Ich glaube, Yuri hat recht«, schloß dieser sich an. »Wenn wir nichts unternehmen, vermasselt der Kerl uns Operation Wolverine im Alleingang.«
»Aber wie sollen wir ihn beseitigen?« fragte Curt.
»Seine Dienstadresse steht auf der Karte«, warf Yuri ein. »Wie er mir beziehungsweise Yegor mitgeteilt hat, arbeitet er dort bis achtzehn Uhr. Auf der Rückseite hat er seine private Telefonnummer notiert. Außerdem glaube ich, daß er mit dem Fahrrad nach Brighton Beach rausgefahren ist. Das sollte der PAA doch wohl an Informationen genügen.«
»Willst du damit sagen, dieser Gerichtsmediziner macht die Stadt mit dem Fahrrad unsicher?« fragte Curt.
»Es sieht ganz so aus«, erwiderte Yuri.
»Dann können wir ihm doch einfach folgen, wenn er Feierabend macht«, schlug Steve vor. »Und sobald sich eine günstige Gelegenheit ergibt, pusten wir ihn um.«
Curt nickte und dachte nach. »Aber wie erkennen wir ihn?« Steve zeigte auf Yuri. »Er muß mitkommen und uns diesen Dr. Stapleton zeigen.«
»Kannst du um siebzehn Uhr wieder dasein?« fragte Curt. »Wo genau?« fragte Yuri. »Auf der Feuerwache soll ich mich ja nicht blicken lassen.«
»Wir treffen uns in dieser Kneipe«, legte Curt fest.
»Okay«, versprach Yuri.
»Damit ist der Fall erledigt«, faßte Curt zusammen. »Ich erteile der PAA den Befehl, Dr. Jack Stapleton auszulöschen.« Dann sah er Steve an. »Das heißt, daß du sofort nach Bensonhurst aufbrechen und die Truppe zusammentrommeln mußt. Außerdem halte ich es für sinnvoll, für die Aktion einen Transporter zu organisieren.«
»Kein Problem«, entgegnete Steve.
»Wir brauchen jede Menge Feuerkraft«, stellte Curt klar. »Der Angriff muß schnell über die Bühne gehen, und der Mann muß auf der Stelle tot sein. Wir
Weitere Kostenlose Bücher