Montgomery & Stapleton 04 - Der Experte
Bürgersteig gestellt hatten und Karten spielten, beschloß er, im Wagen zu bleiben. Die riesigen Tore der Feuerwache waren hochgezogen, um die herrlichen Strahlen der Herbstsonne auf den Hof zu lassen. Von den Feuerwehrautos und den Leiterwagen sah Yuri nur die strahlend roten Frontansichten.
Er bog auf die Rampe, setzte zurück und fuhr parallel vor das Gebäude. Die Männer am Tisch sahen von ihrem Kartenspiel auf.
Yuri kurbelte die Scheibe herunter und beugte sich aus dem Fenster.
»Entschuldigen Sie bitte!« rief er den Männern zu. »Ich suche Lieutenant Rogers.«
»Lieutenant!« brüllte einer der Männer über die Schulter nach hinten. »Sie haben Besuch!«
Kurz darauf erschien Curt. Er hielt sich die Hand vor die Augen, um in der grellen Sonne etwas erkennen zu können. Auf dem Hof war es erheblich dunkler. Er machte ein neugieriges Gesicht – bis er Yuri entdeckte. Seine Miene verfinsterte sich schlagartig. Es war nicht zu übersehen, daß er seine Wut kaum im Zaum halten konnte.
»Was, zum Teufel, hast du hier zu suchen?« giftete er ihn an. Er bemühte sich mit aller Kraft, nicht laut zu werden.
»Wir stecken in der Klemme«, entgegnete Yuri ebenso aggressiv und reichte seinem Kompagnon eine von Dr. Stapletons Visitenkarten.
Curt nahm die Karte entgegen und sah sich nervös nach seinen Karten spielenden Kollegen um.
»Was soll ich damit?« fragte er.
»Kannst du nicht lesen?« schoß Yuri zurück. »Auf der Karte steht, warum wir in der Bredouille sind.«
Curt warf einen Blick auf die Visitenkarte und sah dann wieder Yuri an. Er wirkte jetzt nicht mehr ganz so wütend, sondern eher verwirrt.
»Operation Wolverine ist in Gefahr!« beschwor Yuri ihn. »Wir müssen sofort eine Lagebesprechung arrangieren.«
Curt fuhr sich nervös mit der Hand durch sein kurzes blondes Haar. Dann sah er sich erneut nach den Kollegen um, die sich voll auf ihr Spiel konzentrierten.
»Okay«, grollte Curt. »Wehe, du hast keinen triftigen Grund, hier aufzukreuzen! Um die Ecke ist eine Kneipe. Sie heißt Pete’s. Steve und ich kommen, sobald wir können.«
»Ich warte auf euch«, zischte Yuri und gab Gas. Er war stinksauer. Im Rückspiegel sah er, wie Curt den Kartenspielern kurz ins Blatt sah und dann zurück in die Feuerwache ging.
Die Kneipe war dunkel und verqualmt, stank nach abgestandenem Bier und ranzigem Fett. Die Speisenauswahl beschränkte sich auf Hamburger, Pommes frites und Tagessuppe. Im Hintergrund lief leise Countrymusik. Hin und wieder ertönte ein Refrain über sitzengelassene Mädchen und verpaßte Gelegenheiten. Eine Gruppe von Männern saß beim Mittagessen, vor ihnen standen gefüllte Bierkrüge. Yuri quetschte sich an der langen, schmalen Theke vorbei und fand schließlich weit hinten, in der Nähe der Toiletten, eine freie Nische, in der er sich niederließ und sich einen Wodka und einen Hamburger bestellte. Er mußte nicht lange auf Curt und Steve warten. Sie kamen in dem Moment, in dem der Kellner das Essen servierte.
Ohne ein Grußwort quetschten die beiden Feuerwehrmänner sich ebenfalls in die Nische und ließen sich gegenüber von Yuri nieder. Die Atmosphäre war zum Bersten gespannt. Während der Kellner den Hamburger servierte und eine Serviette auf den Tisch legte, sagte niemand ein Wort. Als er Curt und Steve erwartungsvoll ansah, bestellten sie jeder ein Bier. Kaum war der Kellner verschwunden, schleuderte Curt die Visitenkarte angriffslustig über den Tisch. Sie blieb vor Yuris Teller liegen. »Rede!« forderte Curt ihn auf. »Hoffentlich hast du uns etwas mitzuteilen, das von Belang ist.«
Yuri biß in seinen Hamburger und kaute. Dabei musterte er seine Freunde. Er wußte, daß er sie provozierte, indem er sie warten ließ; aber das war ihm inzwischen egal. Im Grunde freute es ihn sogar.
»Verdammt!« fluchte Curt. »Wir können nicht den ganzen Tag warten, bis du endlich das Maul aufmachst.«
Yuri schluckte und spülte mit einem kräftigen Schluck Wodka nach. Dann leckte er sich über die Innenseiten seiner Lippen, nahm die Visitenkarte und warf sie zurück auf die andere Tischseite.
»Dieser Dr. Stapleton ist der Gerichtsmediziner, von dem ich euch erzählt habe. Der, dem ich im Büro der Corinthian Rug Company in die Arme gelaufen bin.«
»Na und?« entgegnete Curt spöttisch. »Das ist zwei Tage her.«
»Gestern ist dieser Dr. Stapleton im Bestattungsinstitut Strickland aufgekreuzt«, fuhr Yuri fort. »Und zwar zusammen mit Connies Bruder.«
»Davon hast du uns ja
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