Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels
anhört.«
»Ich glaube, das, was ich brauche, finde ich in der Datenbank, aber wenn nicht, melde ich mich. Danke, Dick! Das ist schon das zweite Mal, dass Sie mir helfen. Erinnern Sie sich an diese Kokain-Fälle vor zwölf Jahren?«
»Jetzt, da Sie das sagen, erinnere ich mich natürlich daran, auch wenn ich fast das Gefühl habe, dass das in einem anderen Leben war. Auf jeden Fall freue ich mich, wenn ich helfen kann.«
»Dr. Montgomery!«, rief Calvin. »Kann ich Sie einen Moment sprechen?« Auch wenn er es als Frage formuliert hatte, war es eher ein Befehl.
Laurie winkte Dick zum Abschied und ging widerwillig zu Calvin. »Wenn diese Fälle Parallelen aufweisen, möchte ich darüber informiert werden. In der Zwischenzeit gilt weiterhin, dass mit niemandem außerhalb unseres Instituts über Ihre angebliche Serie geredet werden darf. Habe ich mich klar ausgedrückt? Wir beide hatten in der Vergangenheit bereits eine Auseinandersetzung, weil Informationen an die Medien durchgesickert waren, und ich möchte nicht, dass das noch einmal passiert.«
»Ich verstehe«, erwiderte Laurie nervös. »Keine Sorge! Ich habe meine Lektion gelernt, und ich gehe mit Sicherheit nicht an die Medien. Aber ich muss zugeben, dass ich gleich am Anfang im Manhattan General mit dem Leiter des medizinischen Personals darüber geredet habe. Er ist ein Freund von mir.«
»Wie heißt er?«
»Dr. Roger Rousseau.«
»Da er zu den Mitarbeitern gehört, darf ich wohl annehmen, dass er sich der Sensibilität des Themas bewusst ist.«
»Auf jeden Fall.«
»Ich nehme ebenso an, dass er keine Absicht hat, an die Öffentlichkeit zu gehen.«
»Das wird er kaum tun«, beruhigte ihn Laurie. Sie fühlte sich schon sicherer, weil sie merkte, dass Calvin relativ gute Laune hatte. »Allerdings macht sich Dr. Rousseau berechtigterweise Sorgen, und ich glaube, er würde es gern erfahren, wenn es zu Dicks Fällen tatsächlich Parallelen geben sollte. Dann hätte er die Gelegenheit, mit dem Personalleiter im St. Francis Hospital zu reden, und wüsste immerhin, dass er nicht der Einzige mit diesem Problem ist.«
»Nun, das kann sicher nichts schaden, sofern Ihnen klar ist, dass unser Institut offiziell Ihre Einschätzung der Todesart nicht teilt und im Moment noch auf die Ergebnisse aus dem Institut in Queens wartet.«
»Selbstverständlich, und vielen Dank«, sagte Laurie. Es war gut, reinen Tisch zu machen. Laurie spürte den Hauch eines schlechten Gewissens, weil sie trotz Calvins Verbot bei ihrem ersten Treffen mit Roger über die Todesfälle geredet hatte.
Vom Konferenzraum aus ging Laurie direkt ins Büro der forensischen Ermittler. Langsam beruhigte sie sich wieder, und die Anspannung, nachdem sie vor der Gruppe hatte reden und sich mit Calvin auseinander setzen müssen, löste sich. Ihr ging es sogar noch besser, als sie feststellte, dass Cheryl Meyers noch an ihrem Schreibtisch saß, obwohl sie schon seit einer Stunde Feierabend hatte. Laurie hielt Cheryl für die begabteste Ermittlerin im Institut, die genauso hart arbeitete wie Janice. Laurie ließ sie die Liste der Namen und Zugangsnummern kopieren, die Dick ihr gegeben hatte, und bat sie, Kopien der Krankenakten aus dem St. Francis Hospital anzufordern.
»Was ist mit den Obduktionsakten und den Todesbescheinigungen?«, fragte Cheryl nach.
Doch Laurie wollte, wie sie bereits Dick gesagt hatte, erst schauen, was in der Datenbank zur Verfügung stand, und erst dann bei Bedarf auf Cheryl zurückkommen.
Im Fahrstuhl las Laurie immer wieder die Namen der Toten. Für sie deutete alles darauf hin, dass diese Fälle Parallelen zu ihren eigenen aufwiesen. Damit war ihre Serie mit dem »plötzlichen Erwachsenentod« auf zwölf Fälle hochgeschnellt.
Im vierten Stock zögerte sie. Sie brauchte eine Weile, bis sie all ihren Mut zusammengenommen hatte. Sie wollte zu Jack gehen und mit ihm wenigstens kurz über ihre Eingebung reden, die sie in Rogers Büro gehabt hatte. Sie dachte, dadurch könnte sie ihre Angst lindern, doch sie wusste nicht einmal, was sie sagen oder wie sie anfangen sollte. Alle Unsicherheiten beiseite schiebend, holte sie kräftig Luft und marschierte los.
Je näher sie Jacks Büro kam, desto langsamer ging sie. Erschrocken über ihre Unentschlossenheit, zögerte sie wieder und blieb stehen, noch bevor sie direkt vor der Tür stand. Entweder war sie feige oder völlig antriebslos oder eine Mischung aus beidem. Sehnsüchtig blickte sie über die Schulter zu ihrem eigenen Büro,
Weitere Kostenlose Bücher