Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels
einem Kellner und bedeutete Jack, ihr zu folgen. Auf halbem Weg erblickte er Laurie rechts an einem Tisch, wo sie sich mit einem schnurrbärtigen Kellner unterhielt. Vor ihr stand eine Flasche italienisches Mineralwasser, aber kein Wein. Er wusste, wie gern Laurie Wein trank, und wenn er in der Vergangenheit zu spät zum Essen gekommen war, hatte sie immer schon eine Flasche bestellt. Er wunderte sich, dass es an diesem Abend offenbar anders war.
Jack beugte sich vor und gab Laurie einen flüchtigen Kuss auf die Wange, bevor er überhaupt nachdachte, ob er es tun sollte oder nicht. Dann reichte er dem Kellner, der immer besonders freundlich war, die Hand. Als er sich setzte, fragte der Kellner, ob er ihm etwas Wein bringen solle.
»Ja, ich denke schon«, meinte Jack und blickte zu Laurie.
»Mach nur«, ermunterte ihn Laurie und zeigte auf ihr Wasserglas. »Ich bleibe bei dem hier.«
»Wie kommt’s?«, frage Jack. Bei einem Abendessen, bei dem er nicht wusste, was ihn erwartete, wollte er schon etwas vorsichtig sein. Er wechselte ein paar Worte mit dem Kellner, dann bat er ihn, ihm ein Bier zu bringen. Wenn Laurie keinen Wein trinken würde, wollte er auch keinen. Das war für ihn eine Frage des Prinzips.
»Ich bin froh, dass du es wohlbehalten hierher geschafft hast«, meinte Laurie. »Ich hoffe, nach dem Fall mit dem Fahrradkurier wirst du damit aufhören, den Tod ständig herauszufordern.«
Jack nickte, erwiderte aber nichts. Laurie sah blendend aus. Sie hatte Sachen an, die Jack an ihr besonders mochte, und er fragte sich, ob sie sie wohl seinetwegen angezogen hatte. Sie hatte sich nicht nur umgezogen, sondern auch ihre Haare gewaschen. Im Institut trug sie es entweder oben auf dem Kopf zu einem Knoten gebunden oder zu einem Zopf geflochten, doch jetzt umrahmte es ihr Gesicht und fiel über ihre Schultern.
»Du siehst toll aus«, bemerkte Jack.
»Danke, du auch.«
»Ja, klar«, entgegnete Jack ungläubig und blickte an seinem verknitterten, leicht fleckigen Hemd, die dunkelblaue Krawatte und die Jeans mit den Fettflecken hinab. Neben Laurie kam er sich ziemlich runtergekommen vor.
Während sie auf das Bier warteten, unterhielten sie sich über die vielen Male, die sie schon hier gewesen waren. Laurie fiel der Abend ein, an dem sie einmal mit Paul Sutherland hier gewesen war, um Jack und Lou zu überraschen. Damals hatte sie vorgehabt, Paul zu heiraten.
»Hm, der Abend hat mir überhaupt nicht gefallen«, gab Jack zu.
»Mir auch nicht«, stimmte Laurie zu. »Mir ist das wieder eingefallen, als Lou gestern plötzlich davon anfing und sagte, ihr beide wärt eifersüchtig gewesen.«
»Ehrlich? Na, was der alles weiß.«
»Ich hätte nie gedacht, dass du eifersüchtig bist.«
Der Kellner kam mit Jacks Bier und einem Korb mit frischem Brot. »Darf ich Ihnen jetzt unsere Spezialitäten aufzählen, oder möchten Sie noch warten?«
»Ich glaube, war warten noch einen Moment«, antwortete Laurie.
»Rufen Sie mich einfach«, bat der Kellner und verschwand in die Küche.
»Tut mir Leid, dass ich gesagt habe, es sei ein Opfer für mich, heute Abend mit dir zu essen«, entschuldigte sich Jack, als sie sich wieder anschauten. »Ich wollte dich nicht verletzen, sondern nur einen Witz machen.«
»Danke für die Entschuldigung. Unter normalen Umständen hätte ich anders reagiert. Es tut mir Leid, dass ich in letzter Zeit nicht so gut drauf bin.«
»Ich hatte noch gar nicht die Gelegenheit, zu sagen, dass der Mulhausen-Fall sauber war, genau wie du erwartet hast. Kein pathologischer Befund. Und apropos Lou, ich habe ihm gesagt, dass ich langsam auch von deiner Serienmörder-Idee überzeugt bin und es gut wäre, wenn sich seine Abteilung mal darum kümmert.«
»Ehrlich? Was hat er gesagt?«
»Er wollte wissen, was das Institut offiziell darüber denkt, und das habe ich ihm gesagt.«
»Und?«
»Er meinte, unter diesen Umständen, wenn weder das Institut noch das Krankenhaus Stellung bezieht und sich das Rathaus eingeschaltet hat, seien ihm die Hände gebunden.«
»Das werde ich zu ändern versuchen, indem ich eine Liste mit Verdächtigen zusammenstelle.«
»Richtige Verdächtige? Boh! Das würde mit Sicherheit einiges ändern. Mir ist aber noch was anderes dazu eingefallen.«
»Interessant. Lass hören.«
»Auch wenn die Todesfälle aus deiner Serie versicherungsmathematisch den Interessen des Pflegemanagements zuwiderlaufen, gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, wie sie mit dem Pflegemanagement
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