Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels
zusammenhängen könnten.«
»Weiter.«
»Der Bereich Pflegemanagement musste sehr aggressiv vorgehen, weil Praxen und Krankenhäuser oft auf feindliche Weise übernommen wurden. Dein Serienmörder könnte ebenso wütend auf AmeriCare sein wie ich. Ich muss zugeben, dass ich auch Mordgelüste hatte, nachdem mir AmeriCare meine Praxis weggeschnappt hatte. Ohne AmeriCare wäre ich heute immer noch ein konservativer Augenarzt im Mittleren Westen, würde in einem karierten Anzug herumlaufen und mich damit abmühen, zwei Mädchen durchs College zu schleusen.«
»Egal, wie oft du mir die Geschichte von deinem früheren Leben erzählst, ich habe Probleme damit, es mir vorzustellen. Ich bin sicher, ich würde dich nicht wiedererkennen.«
»Ich würde mich selbst nicht wiedererkennen!«
»Aber so Unrecht hast du gar nicht. Wir müssen auch die Ärzte berücksichtigen, die sowohl im Manhattan General als auch im St. Francis Hospital Belegbetten haben. Was für eine Idee hast du noch?«
»Konkurrenz im Pflegemanagement! Das ist ein Geschäft, in dem jeder jeden bekämpft. Die beiden lokalen Giganten National Health und AmeriCare haben sich in der Vergangenheit schon öfter in die Haare gekriegt. Es war unglaublich, mit welchen hinterhältigen Tricks sie gegeneinander vorgegangen sind. Ich weiß, dass National Health den Bereich New York an AmeriCare abgetreten hat, aber es könnte ein Sinneswandel stattgefunden haben. Das Medienspektakel, zu dem deine Mordserie früher oder später führt, wird für National Health zweifellos ein Segen sein. Und überhaupt, je mehr ich darüber nachdenke, könnte jede x-beliebige Einzelperson oder Gruppe damit zu tun haben, die will, dass die AmeriCare-Aktien den Bach runtergehen. Sobald die Medien Wind von den Todesfällen bekommen, werden sich nämlich die Investoren in Scharen zurückziehen.«
»Gute Ideen!«, gab Laurie zu. »Ich wäre auf keine von beiden gekommen. Danke.«
»Nicht der Rede wert.«
Jack nahm einen langen Schluck von seinem Bier direkt aus der Flasche. Laurie nippte an ihrem Mineralwasser. Das Restaurant erwachte langsam aus seinem Nachmittagsschlaf, einige weitere Tische und die Bar waren mittlerweile besetzt.
Der Kellner nützte die Pause im Gespräch zwischen Laurie und Jack, um zu fragen, ob sie eine Vorspeise bestellen wollten. Nachdem die beiden einen Blick wechselten, um zu sehen, ob der andere etwas dagegen einzuwenden hatte, nickten beide, was den Kellner zu einem beeindruckenden Schauspiel veranlasste. Er ratterte eine lange Liste von Spezialvorspeisen herunter, die er mit gewissenhafter Sorgfalt erklärte. Trotz der verlockenden Angebote bestellten sie etwas von der normalen Speisekarte: Laurie nahm einen Rukola-Salat, Jack entschied sich für Calamari.
Nachdem der Kellner wieder gegangen war, hielt Jack seinen Blick auf Laurie gerichtet. Sie stellte das Geschirr zurecht, das aber bereits perfekt stand. Jack merkte ihr die Anspannung an. Nach einer viel zu langen Pause begann Jack, auf seinem Stuhl hin und her zu rutschen, blickte sich einmal um, um sicherzugehen, dass niemand zuhörte, und brach das Schweigen. »Wann willst du denn über das reden, was so wichtig ist und nur dich und mich und sonst niemanden angeht? Handelt es sich um ein Vorspeisen-, Hauptgerichts- oder Nachspeisenthema?«
Laurie hob den Kopf. Jack versuchte, in ihren blaugrünen Augen zu lesen, aber er konnte nicht sagen, ob sie wütend oder gequält schaute. Seine Vermutungen über das, was sie ihm sagen wollte, deckten eine breite Palette ab, angefangen von dem, was Lou verraten hatte, bis zu der Befürchtung, dass sie sich an ihren Freund mit dem französischen Namen binden wollte. Langsam reichte es ihm mit ihrer Geheimniskrämerei.
»Wenn es nicht zu viel verlangt ist, möchte ich dich bitten, deinen Sarkasmus zu unterlassen. Du hast bestimmt auch schon gemerkt, dass es mir nicht leicht fällt, darüber zu reden, und du könntest wenigstens ein bisschen Respekt zeigen.«
Jack holte tief Luft. Er wusste nicht, wie er es schaffen sollte, auf seine wirksamste psychologische Waffe zu verzichten in einer Situation, in der er sie am meisten brauchte. »Ich werde es versuchen«, bot er an. »Aber ich habe mir schon den Kopf in allen möglichen Richtungen zerbrochen, um zu erraten, um was es überhaupt geht.«
»Als Erstes will ich dir sagen, dass ich seit gestern weiß, dass ich den BRCA1-Marker habe.«
Jack blickte Laurie an, während sich seine Gedanken überschlugen. Außer
Weitere Kostenlose Bücher