Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels
Manhattan General gewechselt hatten. Ganz egal, wie groß das Risiko war.
»Was soll das werden?«, höhnte Jazz. »Das große Schweigen oder ein pubertärer Glotzwettbewerb?«
»Entschuldigung.« Roger blickte zur Seite. »Ich war nur schockiert, dass wieder jemand gestorben ist. Das ist beunruhigend, ja beängstigend. Ich bin überrascht, dass Sie das so leicht zu nehmen scheinen.«
»Das nennt man professionelle Distanz«, erklärte Jazz. »Diejenigen, die tatsächlich Menschen behandeln, brauchen sie.« Sie ließ dumpf die Füße auf den Boden knallen, warf die Zeitschrift zur Seite und erhob sich. »Ich muss mich um meine Patienten kümmern. Viel Spaß oben auf der Gynäkologie.«
»Eine Sekunde noch.« Roger packte Jazz am Arm, als sie versuchte, sich an ihm vorbeizudrücken. Er war überrascht, wie muskulös sie war. »Ich habe noch ein paar weitere Fragen.«
Jazz blickte auf Rogers Hand hinab. Die Stimmung war angespannt, doch Jazz hatte sich unter Kontrolle. Sie hob ihren Blick zu Roger. »Lassen Sie meinen Arm los, oder es wird Ihnen sehr Leid tun. Sie verstehen, was ich meine?«
Roger ließ sie los und verschränkte die Arme, um keine Bedrohung mehr zu signalisieren. Eigentlich hatte er Angst vor dieser Frau und wollte ihr keinen Grund geben, gewalttätig zu werden, wozu sie, wie er vermutete, sehr wohl in der Lage war. »Sie sind erst vor kurzem vom St. Francis hierher gewechselt. Würden Sie mir vielleicht sagen, warum?«
Jetzt starrte Jazz ihn an, bevor sie antwortete. »Ist das hier ein Verhör?«
»Wie ich schon gesagt habe, ich bin der Leiter des medizinischen Personals. Es gab eine kleine Beschwerde von einem der Ärzte über Ihr Verhalten. Ehrlich gesagt, hat sich dieser Arzt schon sehr oft unbegründet beschwert, aber trotzdem bin ich verpflichtet, der Sache nachzugehen.« Roger log, aber er musste ihr eine Begründung für seine Fragen liefern, weil er für die Krankenschwestern gar nicht zuständig war.
»Wie heißt dieser ominöse Arzt?«
»Das darf ich Ihnen leider nicht sagen.«
Jazz ließ ihren Blick nervös im Zimmer umherwandern. Ihre Nasenflügel zitterten, und sie atmete schwer. Jetzt war sie nicht mehr vorsichtig, jetzt war sie eindeutig wütend.
»Ich will Ihnen das erklären«, sagte Roger schließlich. »Ich frage mich, ob Sie St. Francis aus einem ähnlichen Grund verlassen haben. Hatten Sie dort Schwierigkeiten mit einem der Ärzte? Das müssen wir fragen.«
»Verdammt, nein!«, schnauzte Jazz. »Vielleicht hatte ich mich ein bisschen mit der Stationsschwester gezankt, aber nie mit einem Arzt. Ich meine, ich kann praktisch an einer Hand abzählen, wie oft ich in der Nachtschicht einen Arzt gesehen habe. Sie waren immer zu Hause und haben ihre Frauen gevögelt.«
»Ich verstehe.« Roger hatte nicht die Absicht, Jazz’ letzte unangebrachte Bemerkung zu kommentieren. »Dann hatten Sie also den Eindruck, Ihre Stationsschwester drüben im St. Francis war nicht so kompetent, wie Sie es gern gehabt hätten?«
Ein bitteres Lächeln zog sich über Jazz’ Gesicht. »Richtig geraten, aber das ist nicht verwunderlich. Die Nachtschicht ist der Sammelpunkt für ein paar richtig irre Typen.«
Roger nickte. Als Ergebnis seines ersten Besuchs der Nachtschicht konnte er das nur bestätigen. »Nur so aus Neugier – ist Ihnen jemals der Gedanke gekommen, Sie könnten mit daran schuld sein, wenn Sie mit einer Stationsschwester nicht gut auskommen?«
Alle Spuren eines Lächelns verschwanden aus Jazz’ Gesicht. »Ach ja! Jetzt ist es mein Fehler, dass die beiden dicken Ladys so blöd waren? Hören Sie doch auf, Mann!«
»Warum haben Sie dann gewechselt?«
»Ich wollte eine Veränderung, und ich wollte ins Zentrum ziehen.«
»Und warum arbeiten Sie lieber in der Nachtschicht?«
»Weil da weniger Scheiße läuft. Da ist zwar immer noch reichlich, klar, aber weniger als am Tag oder am Abend. Bei den Marines war ich Sanitäterin im unabhängigen Dienst. Ich arbeite am liebsten, wenn ich auf mich gestellt bin.«
»Sie waren also beim Militär.«
»Sehr richtig! Ich war im ersten Golfkrieg bei den Marines.«
»Interessant«, sagte Roger. »Sagen Sie mal, woher stammt eigentlich der Name Rakoczi?«
»Aus Ungarn. Mein Großvater war Freiheitskämpfer.«
»Und noch eine Frage, wenn es Ihnen nichts ausmacht.« Roger versuchte, ungezwungen zu wirken. »Wussten Sie, dass es im letzten November im St. Francis ähnliche Todesfälle gab?«
»Auch da wäre es schwierig gewesen, das nicht
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