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Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels

Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels

Titel: Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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winkte er einem Pfleger, der eher wie ein Türsteher aussah. Er hieß Salvador, und über seiner haarigen Brust hingen mindestens ein Dutzend Goldkettchen.
    »Ich bin Dr. Stapleton«, sagte Jack. »Wissen Sie zufällig, welcher Kardiologe Dienst hat?«
    »Weiß ich nicht, aber das werde ich herausbekommen.« Er drehte sich auf die andere Seite und brüllte die Frage zu jemandem im Behandlungsbereich, den Jack nicht sehen konnte, und legte die Hand hinters Ohr, um die Antwort verstehen zu können.
    »Dr. Shirley Mayrand«, gab der Pfleger schließlich an Jack weiter.
    »Wissen Sie, ob Dr. Mayrand im Moment in der Notaufnahme ist?«
    Salvador hob die Schultern. »Keine Ahnung.«
    »Wie kann ich sie anpiepsen?«
    »Das kann ich für Sie tun«, bot Salvador an, griff zum Telefon und wählte die Pager-Zentrale. »Soll ich durchgeben, dass sie in die Notaufnahme kommt?«
    Jack nickte. »Ich warte gleich hier.« Er drehte sich um und betrachtete das Treiben, um sich abzulenken. Vor ihm im Wartebereich saß ein repräsentativer Querschnitt der New Yorker Gesellschaft mit ihren sozialen Extremen. Schreiende Kleinkinder und schwankende Alte, obdachlose Schnorrer und Leute in schicken Klamotten, Betrunkene und seelisch Gequälte, Verletzte und Kranke – sie alle waren hier und wollten, dass man sich um sie kümmerte.
     
    »Immer mit der Ruhe!«, rief Thea dem schrillen Telefon zu. Sie versuchte, einen Materialantrag auszufüllen, griff aber schließlich zum Hörer. Es war Helen Garvey, die Stationsschwester der OP-Station.
    »Wie viele Betten haben Sie?«, wollte Helen wissen, ohne lange um den heißen Brei herumzureden.
    »Belegte oder leere?«, fragte Thea zurück.
    »Die Frage gehört zu den blödesten, die ich heute Nacht gehört habe!«
    »Sie haben aber schlechte Laune.«
    »Ich habe auch allen Grund dazu. Laut Notaufnahme werden wir mit Verletzten überschwemmt. Die erste Welle ist schon im Anmarsch. Es gab einen Frontalzusammenstoß zwischen einem Bus und einem Laster, und der Bus ist über die Leitplanke gestürzt. Soweit ich verstanden habe, werden die Opfer verteilt, aber wir kriegen den Löwenanteil. Ich habe schon alle Leute verständigt, die Rufbereitschaft haben, sodass wir zwanzig OPs durchführen können. Es wird eine lange Nacht.«
    »Ich habe mittlerweile dreizehn Patienten und nur noch drei leere Betten.«
    »Das ist wenig ermutigend. In welchem Zustand sind die Patienten?«
    Thea ließ ihren Blick über ihren Herrschaftsbereich gleiten, während sie in Gedanken die Fälle durchging. »Alle bis auf einen sind gut in Form. Ein Unterleibsaneurysma, das wieder angefangen hat zu bluten. Die Patientin muss bleiben, weil es sein kann, dass es sich wieder öffnet. Es kommt immer noch Blut.«
    »Dann sind die anderen also stabil?«
    »Im Moment ja.«
    »Dann machen Sie mal klar Schiff, denn Sie sind die Nächste, auf die die Welle zurollt.«
    Wie unter Drogen legte Thea auf. Herausforderungen wie diese waren ihre Stärke. »Alle mal herhören!«, rief sie ihrer Truppe zu. »Wir schalten auf Katastrophenalarm um, aber das ist keine Übung.«
     
    Von den Narkosemitteln benebelt, wurde Laurie aus dem Schlaf gerissen, als jemand ruckartig die Bremsen ihres Bettes löste. Sie blinzelte, weil sie das grelle Deckenlicht blendete, und einen Moment lang hatte sie jegliches Gefühl für Zeit und Ort verloren. Als das Bett beim Anschieben einen zweiten Ruck bekam, wurde sie schmerzhaft daran erinnert, dass sie operiert worden war. Und ganz plötzlich wusste sie auch, wo sie sich befand, und die große Uhr über der Tür des ZAWR sagte ihr, wie spät es war: zwei Uhr fünfundzwanzig morgens.
    Sie drehte den Kopf zur Seite, weil sie von dort Stimmen hörte, und sah, dass am zentralen Schreibtisch geschäftiges Treiben herrschte. Als sie den Kopf nach hinten bog, erkannte sie ihren Pfleger, der ihr Bett schob. Er war ein spindeldürrer, hellhäutiger Afroamerikaner mit einem wie mit dem Bleistift gezogenen Bart und leicht angegrautem Haar. Die Muskeln an seinem Hals standen heraus, während er versuchte, Lauries Bett zur Tür zu bugsieren.
    »Was ist los?«, fragte Laurie.
    Der Pfleger antwortete nicht, sondern hielt kurz an, um gleich darauf mit dem Bett rückwärts zu fahren. Die Türen flogen auf, ein anderes Bett mit einem Patienten aus dem OP wurde hereingeschoben. Eine Person zog das Bett, eine andere schob es, daneben ging ein Anästhesist und hielt den Kopf des Patienten nach hinten, damit das Intubationsrohr nicht

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