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Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels

Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels

Titel: Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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auf brutale Weise ihres zugesicherten Schutzes beraubt und einer großen Gefahr ausgesetzt, war aber machtlos, etwas dagegen zu unternehmen. Wegen des Blutverlusts und der Schmerzen, die sie bei der leisesten Bewegung spürte, war sie doppelt geschwächt; sie konnte sich nicht erinnern, jemals so verletzlich gewesen zu sein. Und ihr war auch klar, dass sie in das Patientenprofil für die Serienmorde passte – sie hatte das passende Alter, sie war an und für sich gesund, sie bekam Infusionen, sie war operiert worden, und sie war ein relativ neues Mitglied bei AmeriCare. Ihr einziger Trost war die Statistik, und natürlich die Tatsache, dass Dr. Najah verhaftet worden war.
    »Wohin werde ich gebracht?«, fragte Laurie, die sich an einen Hoffnungsschimmer klammerte. »Auf die Frauenstation?«
    Der Pfleger sah auf seinem Zettel nach. »Nein! Die Frauenstation ist voll. Sie werden in die Allgemeinchirurgie in Zimmer 609 verlegt.«
    Laurie schloss die Augen, als sie von einem Schauder gepackt wurde.

 
Kapitel 22
     
    D r. Stapleton! Hallo, Dr. Stapleton!«
    Als Jack in der Notaufnahme seinen Namen durch Stimmengewirr und Säuglingsgeschrei hindurch hörte, drehte er sich um und schaute zum Empfang. Er war so aufgedreht, dass er ununterbrochen vom Empfang zur Eingangstür und zurück marschiert war und immer wieder auf die regennasse Rollstuhlrampe gestarrt hatte. Er hatte schon angefangen, über Plan B nachzudenken, der vorsah, die Fragen auf den Haftzetteln unbeantwortet zu lassen, sich im Institut das Material auf Lauries Schreibtisch zu schnappen und ins Manhattan General zurückzurennen. Es war halb drei, und er war bereits eineinhalb Stunden fort.
    Salvador winkte ihn zu sich. Neben ihm stand ein Mädchen, das wie fünfzehn aussah. Ihr glattes, schulterlanges, hellbraunes Haar trug sie in der Mitte gescheitelt und hatte es beidseitig hinter ihre Ohren geschoben, deren Größe dazu geradezu einlud. Ihre großen Augen und die schmale Himmelfahrtsnase waren nicht weniger auffällig.
    »Das ist Dr. Shirley Mayrand.« Salvador deutete auf die Kardiologin.
    Einen Augenblick war Jack von der Jugendlichkeit der Frau wie gebannt. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich alt, denn mit Jungs Basketball zu spielen, die nur halb so alt waren wie er, ließ ihn vergessen, dass er schon auf die Fünfzig zuging. Als Kardiologin musste diese Frau das College, das Medizinstudium und ein paar Jahre als Assistenzärztin hinter sich haben.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte Shirley. Selbst ihre Stimme wirkte auf Jack vorpubertär.
    Nachdem Jack sich vorgestellt hatte, zog er das EKG aus Sobczyks Akte und breitete es auf dem Empfangsschalter aus.
    »Ich lasse Sie beide mal alleine«, sagte Salvador und ging.
    »Ich weiß, das ist nicht viel«, bemerkte Jack und zeigte auf den EKG-Ausschnitt. »Aber ich hätte gern gewusst, ob Ihnen dazu was einfällt.«
    Shirley beugte sich vor. »Es ist furchtbar kurz«, sagte sie bedauernd.
    »Na ja, das ist alles, was wir haben«, musste Jack zugeben. Er bemerkte, dass ihr Scheitel sehr zickzackförmig gezogen war.
    »Welche Ableitung ist das?«
    »Gute Frage. Ich habe keine Ahnung. Es wurde bei einer erfolglosen Herzwiederbelebung aufgezeichnet.«
    »Wahrscheinlich eine der Standardableitungen«, überlegte Shirley.
    »Ja, vielleicht«, meinte Jack.
    Shirley blickte auf. Jack merkte, dass ihre Augen deshalb so groß wirkten, weil man rund um die Pupillen herum das Weiße sehen konnte. Dadurch wirkte sie wie ein unschuldiges, ständig überraschtes Kind.
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, meinte Shirley. »Sie müssten mir wirklich mehr zeigen, damit ich eine zuverlässige Aussage treffen kann.«
    »Das dachte ich mir schon«, erwiderte Jack. »Aber dieser Auszug stammt von einer Patientin, die leider schon tot ist. Ich habe ja gesagt, dass das EKG bei einem erfolglosen Wiederbelebungsversuch gemacht wurde. Was auch immer Sie also sagen, es wird der Patientin keinen Schaden mehr zufügen. Ich möchte nur Ihre Meinung hören. Ganz gleich, was Ihnen gerade einfällt.«
    Shirley blickte wieder auf das EKG hinab. »Nun, wie Sie sicher schon bemerkt haben, lässt es auf eine Erweiterung sowohl des PR-Intervalls und des QRS-Komplexes schließen, während die QRS- mit der T-Welle verschmolzen zu sein scheint.«
    Jack biss die Zähne zusammen. Irgendwie war es unfair, dass diese zierliche, junge Frau ihn gleichzeitig alt und dumm aussehen ließ. »Könnten Sie sich für mich etwas

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