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Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels

Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels

Titel: Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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hoffte, sie hätte ihre Meinung geändert und würde am Abend doch wieder mit zu ihm nach Hause kommen. Das Büro war leer, doch auf Lauries Schreibtisch lag ein Ordner.
    Jack schlenderte hinein und schaute auf den Namen. Wie vermutet, war es die Akte über Sean McGillan. Jack war neugierig, warum Laurie und Janice sich so von einem Fall in Anspruch nehmen ließen, der für ihn nach reiner Routine aussah. Im Allgemeinen steckte er nicht alle Frauen in die gleiche Schublade, aber er fand es seltsam, dass beide den Fall mit einem Gefühl angingen, das er für unprofessionell hielt. Er schlug den Ordner auf und suchte nach Janices Bericht, den er rasch durchlas. Nichts, was ihm ins Auge stach. Außer dass das Opfer erst achtundzwanzig gewesen war, schienen die Umstände nicht besonders bemerkenswert. Für die Familie und Freunde des Toten mochte die Angelegenheit traurig und tragisch sein, aber für die Menschheit oder die Stadt oder selbst das Viertel war sie das nicht. In einer Stadt von der Größe New Yorks gab es viele menschliche Tragödien.
    Jack schlug den Ordner rasch wieder zu und schlich sich aus dem Büro, als hätte er Angst, erwischt zu werden. Auf einmal hatte er viel weniger Lust, herauszubekommen, ob Laurie ihre Entscheidung, wieder in ihre eigene Wohnung zu ziehen, noch einmal überdenken wollte. Er hatte Angst, sich mit zu vielen Gefühlen auseinander setzen zu müssen. Sich mit Familientragödien zu befassen, gehörte nicht zu der Art von Freizeitgestaltung, auf die er scharf war. In dieser Hinsicht hatte er schon zu viele eigene Erfahrungen gesammelt.
    Unten im Erdgeschoss holte er seine Fahrradausrüstung aus dem Garderobenspind und anschließend sein Fahrrad. Als er es an Mike Laster vorbeitrug, dem Sicherheitsmann der Abendschicht, winkte er ihm zum Abschied zu, dann trat er hinaus auf die Laderampe und von dort hinunter auf den Bürgersteig. Es hatte aufgehört zu regnen, und es war deutlich kühler als am Morgen. Er war froh, dass er seine Handschuhe dabeihatte, als er sich auf sein Fahrrad schwang und die 30 th Street entlang zur First Avenue strampelte.
    Anders als am Morgen hatte Jack jetzt seinen Spaß daran, sich draufgängerisch im Slalom zwischen den Autos, Taxis und Bussen hindurchzudrängeln. Schließlich fuhr er zur Madison Avenue hinüber, wo sich seine schmerzenden Oberschenkel auf der kurzen Querverbindung etwas entspannen konnten. Auf dem Weg Richtung Norden legte er wieder einen Zahn zu. Bei den seltenen Malen, an denen er keuchend an roten Ampeln halten musste, fragte er sich, warum es ihm jetzt, im Unterschied zum Morgen, solchen Spaß machte, den Verkehr herauszufordern. Da er spürte, dass es etwas mit Dingen zu tun hatte, über die er nicht nachdenken wollte, gab er es auf, die näheren Hintergründe verstehen zu wollen, und genoss einfach das, was er tat.
    Am Grand Army Plaza mit dem Plaza Hotel auf der einen und dem Sherry Netherland Hotel auf der anderen Seite fuhr Jack in den Central Park. Das war immer sein Lieblingsstück auf der Fahrt von oder zur Arbeit. Die Temperatur war mittlerweile so stark gefallen, dass beim Atmen kleine Dampfwölkchen aus seinem Mund kamen. Über ihm färbte sich der Himmel dunkellila. Nur links, wo die Sonne unterging, bildete er mit seinem Scharlachrot einen beeindruckenden Hintergrund für die gezackte Silhouette der Gebäude entlang der Central Park West.
    Da die Laternen bereits angegangen waren, wechselte Jack immer wieder vom Licht in den Halbschatten. Es waren mehr Jogger unterwegs als am Morgen, sodass er sein Tempo drosselte, doch oberhalb der 80 th Street nahm die Zahl der Jogger rapide ab. Und nun war die Nacht vollständig über den Park hereingebrochen. Was die Sache noch schlimmer machte, war, dass die Abstände zwischen den Laternen größer wurden. Bei dieser Dunkelheit musste er über die im Schatten liegenden Stellen mit Schrittgeschwindigkeit fahren, um sicherzugehen, dass der Weg nicht von Hindernissen versperrt wurde.
    Nördlich der 90 th Street wurde es sogar noch dunkler, besonders in dem hügeligen Abschnitt, den er am Morgen so gut gelaunt durchquert hatte. Jetzt allerdings fühlte er sich wie von einer dunklen Vorahnung gepackt. Blattlose Bäume säumten den Weg, die Gebäude entlang der Central Park West waren nicht mehr zu sehen, und wenn nicht ab und zu in der Ferne ein hupendes Taxi zu hören gewesen wäre, hätte Jack auch in einem riesigen, einsamen Wald sein können. Als er sich wieder einer Laterne näherte,

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