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Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels

Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels

Titel: Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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ragten die nackten Äste wie riesige Spinnennetze ins Licht.
    Erleichtert verließ Jack auf der 106 th Street den Park. Als er an der Ampel die Taste drückte, musste er über seine Vorstellungskraft lachen. Was nur hatte seine Fantasie so angeregt? Über die Jahre hinweg war er doch immer wieder mal nachts durch den Park geradelt, wenn auch nicht mehr in den letzten Monaten. Aber er konnte sich nicht erinnern, dass er dabei jemals solche Furcht gehabt hätte. Ihm wurde klar, dass es absurd war, im Straßenverkehr, wo die Gefahr überall lauerte, keine Angst zu haben, aber jetzt im verlassenen Park Muffensausen zu bekommen. Er kam sich vor wie ein Zehnjähriger, der an Halloween über einen Friedhof ging.
    Als die Ampel auf Grün schaltete, überquerte Jack die Central Park West und fuhr die 106 th Street hinauf. Am Basketballfeld machte er Halt. Ohne die Füße von den Pedalen zu nehmen, griff er oben an den Maschendrahtzaun und blickte quer übers Spielfeld. Es wurde von einer Reihe von Quecksilberdampflampen beleuchtet, die er bezahlt hatte. Eigentlich hatte Jack die gesamte Sanierung des Platzes bezahlt. Ursprünglich hatte er angeboten, nur das Spielfeld sanieren zu lassen, und gedacht, das Viertel würde überschäumen vor Freude. Zu seiner Überraschung wurde er stattdessen von einem spontan ins Leben gerufenen Nachbarschaftskomitee davon in Kenntnis gesetzt, dass er für das Privileg, das Basketballfeld erneuern zu dürfen, den gesamten Park einschließlich des Kinderspielplatzes wieder in Schuss zu bringen hätte. Jack brauchte nur eine Nacht, um sich dafür zu entscheiden. Was sollte er schließlich sonst mit seinem Geld anfangen? Das war alles schon sechs Jahre her, und seitdem hatte sich der Einsatz mehr als bezahlt gemacht.
    »Hey, machst du mit, Doc?«, rief einer der Spieler.
    Es waren nur fünf Männer dort, alles Afroamerikaner, die sich am Korb auf der hinteren Seite des Spielfelds aufwärmten. Wegen der Kälte hatten sie mehrere Schichten ihrer schicken Hip-Hop-Klamotten übereinander gezogen. Einer von ihnen war stehen geblieben, als er Jack erblickt hatte. An der Stimme erkannte Jack, dass es Warren war. Zu ihm hatte Jack in den Jahren, in denen er auf der anderen Straßenseite wohnte, ein engeres Verhältnis aufgebaut. Warren war ein kräftig gebauter, begabter Athlet und de facto auch der Anführer der örtlichen Gang. Er und Jack empfanden großen Respekt füreinander. Eigentlich verdankte Jack diesem Mann sogar sein Leben.
    »Genau das hatte ich vor«, rief Jack zurück. »Kommt noch jemand, oder spielen wir drei gegen drei?«
    »Gestern mussten wir abbrechen, weil’s geschifft hat, also wird heute die ganze Gang aufkreuzen. Also, hol deine Schuhe und schaff deinen weißen Arsch im Laufschritt wieder her, sonst stehst du dir hier nachher nur die Beine in den Bauch, kapiert?«
    Jack hob seinen Daumen. Natürlich hatte er kapiert. Es würden bald viel mehr als zehn Kerle da sein, was hieß, die ersten zehn würden spielen, während die anderen sich darum rangeln mussten, in einem der nächsten Spiele mitmachen zu können. Es war ein kompliziertes System, das Jack erst nach einigen Jahren verstanden hatte. Nach dem Rechtsverständnis der meisten Menschen war es weder demokratisch noch fair. Der elfte Typ, der auf den Platz kam, wurde zum Platzhirsch für die nächste Runde. Er wählte die anderen vier aus, die er in seiner Mannschaft haben wollte. Dabei war es aber egal, in welcher Reihenfolge sie eintrafen. Manchmal wurde auch einer der Mitglieder der Verlierermannschaft ausgewählt, weil er ein besonders guter Spieler war. Als Jack damals hierher gezogen war, hatte er monatelang nicht mitspielen dürfen, bis er endlich kapiert hatte, dass er schon früh auf dem Platz erscheinen musste.
    Weil Jack in der Kälte nicht auf der Seitenlinie herumstehen wollte, radelte er schnell über die Straße, hob sein Fahrrad auf die Schulter und rannte die Treppe zur Haustür hinauf. Im Vorraum musste er ein paar großen, grünen Müllsäcken ausweichen, bevor er die zweite Tür aufstoßen konnte. Dahinter wärmten sich zwei Obdachlose an einer Flasche billigem Wein auf. Sie traten zur Seite, als Jack die Treppen hinaufhechtete, wo er aber aufpassen musste, um nicht auf dem Schutt auszurutschen.
    Jack wohnte im dritten Stock in der Wohnung zum Hof. Vor der Tür stellte er sein Fahrrad ab, um nach dem Schlüssel zu kramen.
    Ohne die Tür wieder zu schließen, lehnte er das Fahrrad gegen die Wand im

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