Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels
die Bettpfanne unterschob.
Darlene seufzte erleichtert. Sich auf die Bettpfanne zu setzen, war gar nicht so schlimm gewesen, wie sie gedacht hatte. Nur das kalte Metall war unangenehm. Wasser zu lassen, war eine andere Sache. Sie musste sich erst ein paar Minuten konzentrieren. In der Zwischenzeit hatten die Krankenschwester und die Schwesternhelferin das Zimmer verlassen. Schließlich kam mehr Urin, als Darlene erwartet hatte; es war also gut gewesen, dass die beiden sie so bedrängt hatten. Aber gleichzeitig erinnerte es sie daran, dass sie Krankenhäuser nicht mochte.
Als sie fertig war, musste sie warten. Sie konnte ihr Becken problemlos vor und zurück bewegen, doch um die Bettpfanne vorzuziehen, würde sie eine Hand von der Matratze nehmen müssen. Das hieß angespannte Muskeln und schmerzende Knie. Also wartete sie. Doch nach fünf Minuten tat ihr der Rücken weh. Deswegen biss sie die Zähne zusammen und schaffte es auch, die Bettpfanne vorzuziehen. Und prompt ließen sich die Schwesternhelferin und die Krankenschwester auch wieder blicken.
Während sich die Schwesternhelferin um die Bettpfanne kümmerte, reichte die Krankenschwester Darlene eine Schlaftablette und einen kleinen Plastikbecher mit Wasser.
»Ich glaube nicht, dass ich sie brauche«, lehnte Darlene ab. Bei den vielen Medikamenten, die sie bereits intus hatte, fühlte sie sich ohnehin schon, als würde sie schweben.
»Nehmen Sie sie«, wies die Krankenschwester sie an. »Die hat Ihnen Ihr Arzt verordnet.«
Darlene sah der Krankenschwester ins Gesicht. Sie hätte nicht sagen können, ob sie den Blick dieser Frau als kalt, gelangweilt oder verächtlich empfand. Auf jeden Fall war er hier nicht angebracht, und Darlene fragte sich, warum diese Frau Krankenschwester geworden war. Darlene nahm die Tablette in den Mund und spülte sie mit dem Wasser hinunter. »Sie könnten ruhig ein bisschen freundlicher sein«, meinte sie, als sie ihr den Becher zurückgab.
»Die Menschen bekommen das, was sie verdienen«, erwiderte die Krankenschwester und zerknüllte den Becher in ihrer Hand. »Ich schaue nachher noch mal rein.«
Nur keine Umstände, dachte Darlene, sagte es aber nicht. Stattdessen nickte sie nur, als die beiden das Zimmer verließen. In dem Wissen, dass sie hilfsbedürftig und verletzlich war, wollte sie sich nicht ins eigene Fleisch schneiden. Mit der Maschine, in der ihr Bein gebeugt wurde, und den Schmerzen, die sie spürte, sobald sie ihr Knie bewegte, war sie nun einmal aufs Pflegepersonal angewiesen.
Darlene verabreichte sich eine Dosis des Schmerzmittels, um dieses unangenehme Gefühl nach der Qual mit der Bettpfanne zu lindern. Es dauerte nicht lange, bis sie wieder ruhig wurde und der Ärger über den Streit mit der Krankenschwester und der Schwesternhelferin verpufft war. Das Wichtigste war, dass sie die Operation hinter sich hatte. Die Angst vom Vorabend war Vergangenheit. Jetzt befand sie sich auf dem Weg der Besserung, und laut dem, was der Arzt gesagt hatte, würde sie in etwa sechs Monaten schon wieder Tennis spielen können.
Übergangslos fiel Darlene in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Sie merkte nicht, wie die Zeit verging, bis sie abrupt von einem stechenden Schmerz geweckt wurde, der in ihrem linken Arm nach oben raste. Sie stöhnte laut und riss die Augen weit auf. Der Fernseher war ausgeschaltet, das Zimmer wurde nur von einer düsteren Nachtlampe erleuchtet, die unten an der Wand angebracht war. Einen Augenblick lang wusste Darlene nicht, wo sie war. Als sich der Schmerz bis in die Schulter ausbreitete, streckte sie die Hand nach dem Notschalter aus, doch ihr Handgelenk wurde festgehalten. Als sie die Augen öffnete, stand neben ihrem Bett eine weiße Gestalt, deren Gesicht im Schatten nicht zu erkennen war. Darlene öffnete den Mund, um zu sprechen, doch die Worte blieben in ihrem Hals stecken. Es wurde noch dunkler um sie, das Zimmer begann sich zu drehen, dann stürzte Darlene in einen dunklen Abgrund.
Kapitel 6
S helly, pass auf!«, rief Laurie. »Stopp!« Zu ihrem Entsetzen rannte ihr Bruder in vollem Tempo auf einen See zu, dessen Ufer mit tödlichem Schlamm gesäumt war. Sie konnte es einfach nicht glauben. Sie hatte ihn vor der Gefahr gewarnt, aber er wollte einfach nicht hören. »Shelly, stopp!«, wiederholte sie, so laut sie konnte.
Von Panik darüber gepackt, dass sie die sich anbahnende Katastrophe nicht verhindern konnte, rannte Laurie ebenfalls los. Obwohl ihr hundertprozentig klar war, dass
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