Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes
ihm peinlich. Da es Ramona aber schwerfiel, die Kalorienzufuhr zu reduzieren, hatte sie sich zu einer Fettabsaugung durchgerungen, wie sie bei einer Freundin mit großem Erfolg durchgeführt worden war. In der Hoffnung auf ein ähnliches Ergebnis hatte Ramona den Schönheitschirurgen ihrer Freundin aufgesucht und einen Termin vereinbart.
Nach der dreieinhalbstündigen Operation hatte Ramona sich bereits beim Aufwachen erbrochen, was sehr unangenehm war, danach hatte sich ihr Zustand kontinuierlich verschlechtert. Das einzig Erfreuliche war ein kurzer Besuch von Ricardo, der sich freigenommen hatte, als Ramona aus dem Aufwachraum in ihr luxuriöses Krankenzimmer verlegt worden war. Er konnte nicht lange bleiben, was für Ramona nicht weiter schlimm war, da sie sich äußerst unwohl fühlte. Egal in welcher Lage, die Schmerzen waren immer schlimmer geworden, und die Schmerzmittel, die sie selbst dosieren konnte, schienen keinerlei spürbare Wirkung zu haben. Eine halbe Stunde nachdem Ricardo gegangen war, setzte ein Schüttelfrost ein, wie sie ihn noch nie zuvor erlebt hatte. Er fing im Inneren ihres Körpers an und breitete sich dann bis in die Fingerspitzen aus. Verängstigt und mit klappernden Zähnen hatte sie sofort die Krankenschwester gerufen, die ihr schnell eine Decke brachte. Außerdem maß sie Ramonas Körpertemperatur und stellte mit 38,8 Grad Celsius ein durchaus ernst zu nehmendes Fieber fest.
»Das ist nicht ungewöhnlich«, sagte die Schwester. »Nach einer so umfangreichen Fettabsaugung wie bei Ihnen reagiert der Körper, als hätte er eine riesige Wunde, auch wenn von außen nur kleine Einstiche in der Haut zu erkennen sind.«
Ramona hatte sich mit dieser Erklärung zufriedengegeben, bis sich noch alarmierendere Symptome gezeigt hatten. Urplötzlich spürte sie eine unbestimmte Enge in der Brust, einen Hustenreiz und hatte das Gefühl, als könne sie nicht mehr richtig atmen. Hätte Ramona nicht diese Erfahrung mit der Venenembolie nach ihrer letzten Schwangerschaft gehabt, sie hätte vielleicht etwas weniger panisch reagiert. Doch jetzt griff sie nach dem Notruf und drückte wiederholt auf die Taste.
»Sie brauchen nur einmal zu klingeln, Mrs Torres«, mahnte die Krankenschwester, nachdem sie mit schnellen Schritten an Ramonas Bett geeilt war.
Ramona beschrieb ihre Symptome und erzählte von ihrer Angst vor einer Lungenembolie. Die Krankenschwester maß sofort noch einmal ihre Temperatur, die nur um ein Zehntel Grad gestiegen war, und den Blutdruck, der ein bisschen gesunken war.
»Habe ich eine Embolie?«, wollte Ramona ängstlich wissen.
»Ich glaube nicht«, erwiderte die Krankenschwester. »Aber ich rufe trotzdem Ihren Arzt.«
In diesem Augenblick musste Ramona husten, was sie bis jetzt so gut wie möglich unterdrückt hatte, weil jede Bewegung die Schmerzen in ihrer Operationswunde noch schlimmer machte. Als sie den Hustenschleim in ein Papiertuch spuckte, sah sie etwas, was ihren Schrecken noch einmal größer werden ließ. Genau wie den der Krankenschwester. Der durchaus beachtliche Schleimklumpen war nicht nur an einzelnen Stellen, sondern voll und ganz von Blut durchzogen.
Kapitel 9
3. April 2007, 16.15 Uhr
Für Detective Lieutenant Lou Soldano war es wieder einmal ein frustrierender Tag gewesen. Das einzig Positive war Jacks Mitteilung, dass die Tochter seines Freundes, des Detective Sergeant, offensichtlich nicht mit einer Mordanklage rechnen musste, so wenig wie der Lebensgefährte des anderen Todesopfers. Aber in dem Fall, der Lou am meisten interessierte, war er keinen Schritt weitergekommen. Er hatte trotz intensiver Bemühungen immer noch keine Ahnung, wer die asiatische Wasserleiche war. Er war sich nicht einmal sicher, ob es überhaupt ein Amerikaner war.
Nach dem freundschaftlichen Plausch mit Freddie Capuso, bei dem er erfahren hatte, dass der Mann umgelegt worden war, weil er drauf und dran gewesen war, irgendetwas auszuplaudern, war Lou ins Polizeipräsidium zurückgefahren und hatte Sergeant Detective Ronnie Madden von der Abteilung für organisierte Kriminalität aufgesucht. Ronnie hatte noch nichts von dem Mord gehört, konnte also auch nichts dazu sagen. Dafür hatte er Lou aber ein paar Hintergrundinformationen über Louie Barbera anvertraut, unter anderem die Tatsache, dass er sich als Fassade ein Restaurant in Elmhurst zugelegt hatte, das Venetian. Außerdem bestätigte Ronnie Freddies Überzeugung, dass das Verhältnis zwischen den Lucias und den
Weitere Kostenlose Bücher